Logistik : Wie Kühne+Nagel von Lieferproblemen profitiert
Die Lieferkettenprobleme müssen nicht nur Scherereien bringen – so manchem Logistiker helfen sie sogar.
So hat das Schweizer Logistikunternehmen Kühne+Nagel sich im ersten Quartal 2022 bei allen wichtigen Kennzahlen gesteigert. Und das während auf den Luft- und Seehäfen in China der Warenumschlag wegen der Covid-Lockdowns beeinträchtigt ist, die Staus in den US-Seehäfen anhalten, und wegen des gesperrten russischen Luftraums Flugzeuge weite Umwege fliegen müssen.
Für Kühne+Nagel bietet dies Chancen. "In solch schwierigen Zeiten sind unsere Erfahrung, unsere IT-Systeme sowie unsere langjährigen Beziehungen zu Reedern, Fluggesellschaften und Truckern besonders viel wert", sagt CFO Markus Blanka-Graff. Der Preis für Logistikdienstleistungen sei für viele Kunden derzeit zweitrangig. Zentral sei, dass die Ware überhaupt transportiert werde.
Dies zeigt sich in den Ergebnissen. So stieg der Nettoumsatz heuer im ersten Quartal um 68 Prozent auf 10,16 Milliarden Franken (9,9 Mrd. Euro). Und der Rohertrag erhöhte sich um 46 Prozent auf 2,94 Mrd. Franken. Mit dieser Zahl wird ausgedrückt, wie viel Geld bei Kühne+Nagel bleibt, nachdem die oft schwankenden Frachtpreise der Reeder und Fluggesellschaften beglichen wurden.
In der Folge verbesserten sich auch die Gewinnzahlen massiv. Der operative Gewinn (EBIT) verdreifachte sich beinahe auf 1,12 Mrd. Franken. Der Reingewinn schoss von 318 Mio. auf 832 Mio. Franken hoch. Mit diesen Zahlen wurden die Analystenerwartungen auf allen Stufen klar übertroffen.
Keine negativen Anzeichen
Finanzchef Blanka-Graff geht davon aus, dass sich am Umfeld in nächster Zeit nichts ändern wird. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass sich die Staus in China und den USA bald lösen würden. "Alles in allem gehen wir davon aus, dass das Umfeld im zweiten Quartal ähnlich sein wird wie im ersten." Eine Prognose für die Zeit danach sei nicht möglich.
Obwohl man bis zu einem gewissen Grad vom garstigen Umfeld profitiert, erhofft sich der CFO eine Lösung all der Schwierigkeiten. "Auch wir wünschen uns, dass Lieferketten wieder normal funktionieren und unsere Mitarbeiter nicht jeden Tag erschöpft nach Hause gehen."
Bekanntlich bedeuten die globalen Lieferkettenprobleme für die 78.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewaltigen Mehraufwand. Sie müssen kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen. Das Unternehmen sprach zuletzt von einem zum Teil "vier-bis fünffachen Aufwand" pro einzelne Sendung. (apa/red)