Weidmüller-Chef im Interview : Weidmüller-Chef Weidinger: "Das schafft Möglichkeiten"

Wolfgang Weidinger Weidmüller

Wolfgang Weidinger, Weidmüller Österreich: "Aus meiner Sicht wird sich die Intralogistikbranche nach einem herausfordernden Jahr 2024 wieder erholen".

- © Wolfgang R. Fürst

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Weidinger, darf ich vorab um Ihre ganz persönliche Konjunkturprognose bitten?

Wolfgang Weidinger: Laut WIFO und Einkaufsmanagerindex scheint der Boden erreicht, die Talsohle durchschritten. Wir gehen von einer minimalen Verbesserung in Q2 aus. Eine Erholung dann ab Anfang Q3. Dies deckt sich auch mit der Auftragslage einiger unserer Großkunden. Daher sind wir in Summe für 2024 leicht optimistisch.

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Welche Produktsegmente stützen gerade Ihr Österreich-Geschäft?


Weidinger:
Weiterhin unser offenes Betriebssystem u-OS. Die österreichischen Maschinen- und Anlagenbauer haben die letzten Jahre stark an den Lieferkettenproblemen und an der Verfügbarkeit von Single Source-Komponenten gelitten. Geschlossene Systeme, auch im Bereich der Steuerungstechnik, sind für neue Maschinen nicht mehr denkbar. Dies schafft Platz und Möglichkeiten für offene Systeme, wie unser u-OS, in Verbindung mit Codesys als Standard.

Wo kommt weiteres Wachstum her?


Weidinger:
Aus meiner Sicht wird sich die Intralogistik Branche nach einem herausfordernden 2023, im Jahr 2024 wieder erholen. Auch Firmen im erneuerbaren Energien Sektor werden stabil laufen. Wir als Weidmüller können hier sowohl im Bereich Photovoltaik (PV Sticks, Generatoranschlusskästen) und Wind (Blade Control) unterstützen. Der breite Maschinenbau wird weiterhin an Optimierungen arbeiten, wo wir im Bereich „Automatisierung im Schaltschrankbau“ unterstützen können.

Sind Sie selbst für angeschlagene Märkte wie Automotive zuversichtlich?


Weidinger:
Auch dort gibt es Wachstumschancen. Speziell wenn es um Maschinen und Technologien im Bereich E-Fahrzeuge oder Wasserstoff geht. Für E-Fahrzeuge werden andere Maschinen, Anlagen und Prüfstände benötigt. Wasserstoff kann seine Anwendung bei großen Leistungen oder in der Speicherung finden.

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Wie steigern Sie die Usability von Automatisierungsprodukten?

Weidinger: Wir haben eigene Softwareprodukte und App Entwickler, welche sich auch mit dem Thema User Interface / Usability auseinandersetzen. Außerdem verfolgen wir in der Automatisierungstechnik den Ansatz eines offenen Steuerungskonzeptes. Kunden, die unsere Hardware kaufen, entscheiden mit wenigen Klicks über den APP-Hub von „u-OS“, was diese „können“ soll.

Hier findet er etablierte und innovative Anwendungen wie „Codesy“, „NodeRed“, „Docker“ und Cloudanbindungen zu Plattformen wie Microsoft „Azure“ oder die Siemens „Industrial Edge“ aber auch Alternativen dazu. Der Zugang zum wachsenden Ökosystem von Weidmüller wird dadurch ebenfalls erleichtert. Wir sind ständig damit befasst, neue Apps zu entwickeln bzw. zu integrieren und somit die Freiheit des Users und die Vielfalt in unserem App-Hub weiter zu erhöhen.

Sind bei der Energieeffizienz von Automatisierungstechnik noch Sprünge zu erwarten?

Weidinger: Eine Steigerung ist in vielen Bereichen möglich. In diesem Bereich liefern wir sowohl Hardware (Messinstrumente) aber auch die übergeordnete Software (Ressourcen Manager ResMa). Bei Energieeffizienz fokussieren sich viele Firmen meist ausschließlich auf Strom.

Das Thema ist allerdings viel komplexer. Effizienz kann in Prozessen auch bei Themen wie Pneumatik, Hydraulik oder Wärme gewonnen werden. All das kann mit ResMa abgedeckt werden.

Wolfgang Weidinger Weidmüller
"Auch Firmen im Erneuerbaren-Energien-Sektor werden stabil laufen": Wolfgang Weidinger, Weidmüller - © Wolfgang R. Fürst, fotofuerst.at

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