Automobilindustrie : VW-Chef Diess kündigt Kapazitätsanpassungen an

Dr. Herbert Diess, Chairman of the Board of Management of Volkswagen Aktiengesellschaft.

Volkswagen-CEO Herbert Diess

- © Volkswagen AG

Volkswagen rechnet auch im laufenden Jahr mit Engpässen bei elektronischen Bauteilen. Die Versorgung mit Chips werde zwar besser, "aber auch 2022 werden wir nicht alle Autos bauen können, die wir verkaufen könnten", sagte Konzernchef Herbert Diess am Mittwoch bei einer digitalen Betriebsversammlung. Er sei sich der kritischen Situation in Wolfsburg bewusst.

Das Werk dort sei besonders hart von dem Halbleitermangel betroffen. "Deshalb sind Kapazitätsanpassungen erforderlich, auch mittelfristig", sagte Diess seinem Redemanuskript zufolge.

Innovationsfähigkeit, Technologiekompetenz, Geschwindigkeit und Größe würden in Zukunft immer wichtiger. Mit seiner Fähigkeit, Plattformen global zu skalieren, wolle der Volkswagen Konzern seine Marktanteile in der E-Mobilität noch ausbauen, sagte Diess. Er bekräftigte dabei seine Überzeugung, dass sich nur mit der E-Mobilität die CO2-Emissionen im Straßenverkehr in den nächsten zehn Jahren signifikant senken ließen und verwies gleichzeitig auf die jüngst vorgestellten Pläne der EU-Kommission. „Unser Ziel: Weltmarktführer für E-Fahrzeuge werden,“ so Diess.

Starkes erstes Halbjahr 2021

In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat der Volkswagen Konzern auf diesem Weg trotz COVID-19-Pandemie und globaler Halbleiterknappheit weitere Fortschritte gemacht: Bis Ende Juni stiegen die Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich um 27,9 Prozent auf rund fünf Millionen Fahrzeuge.

Der Konzern setzte dabei seine erfolgreiche E-Offensive fort und übergab in den ersten sechs Monaten 170.939 reine E-Fahrzeuge an Kunden. Das waren mehr als doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Herbert Diess: „Mit 26 Prozent Marktanteil hat der Volkswagen Konzern in Europa im ersten Halbjahr mehr Elektro-Autos verkauft als jedes andere Unternehmen.“ Mit einer eigenen Produktion in den Kernmärkten China und USA sieht sich Volkswagen gut aufgestellt, die E-Mobilität global schnell weiter hochzufahren.

„Wir gehen davon aus, dass unsere Margen in der E-Mobilität und im Verbrenner-Geschäft bereits in zwei bis drei Jahren auf demselben Niveau liegen werden.“ Als Grundlage für die jährliche Planungsrunde im November habe der Konzern die ursprüngliche Spanne für die operative Umsatzrendite im Jahr 2025 von 7-8 Prozent auf nun 8-9 Prozent erhöht.Bereits im ersten Halbjahr 2021 hat sich die finanzielle Performance des Volkswagen Konzerns deutlich verbessert: Auf Basis vorläufiger Zahlen geht das Unternehmen von einem hohen Operativen Ergebnis von rund 11 (-1,49) Milliarden Euro für das erste Halbjahr aus. Der Netto-Cash-flow im Konzernbereich Automobile wird bei rund 10 (-4,8) Milliarden Euro erwartet.

Mit 26 Prozent Marktanteil hat der Volkswagen Konzern in Europa im ersten Halbjahr mehr Elektro-Autos verkauft als jedes andere Unternehmen.“
Herbert Diess, CEO Volkswagen

Dividendenvorschlag unverändert

Vorstand und Aufsichtsrat haben der Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2020 eine Dividende von 4,80 Euro je Stammaktie und 4,86 Euro je Vorzugsaktie vorgeschlagen. Diese läge damit auf dem Niveau der Geschäftsjahre 2018 und 2019. Aus dem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 waren im letzten Jahr aufgrund der Folgen der COVID-19-Pandemie 855 Millionen Euro des verbleibenden Bilanzgewinns auf neue Rechnung ins Geschäftsjahr 2020 vorgetragen worden.

Der Aufsichtsrat hat der Hauptversammlung ebenfalls das neue Vergütungssystem für die Vorstandsmitglieder zur Billigung vorgelegt. Dieses wurde im Geschäftsjahr 2020 überarbeitet und gilt bereits seit Januar 2021. Neben weiteren Anpassungen werden darin insbesondere Ziele aus den Bereichen Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Governance (sogenannte ESG-Ziele) implementiert. Der Volkswagen Konzern unterstreicht damit sein Engagement für die Dekarbonisierung und mehr Nachhaltigkeit.

Der Schwenk in die Elektromobilität trage unterdessen Früchte. Die Kapazitäten im ersten auf den Bau von E-Autos umgestellten Werk in Zwickau seien voll ausgelastet. Auch in China komme VW voran. Dort habe VW im November und Dezember jeweils 15.000 E-Autos verkauft, genauso viele wie die chinesischen Start-ups. Auch die Premiumgruppe mit Audi, Bentley und Lamborghini laufe auf Hochtouren. Die Modelle der Premiummarken seien für das ganze Jahr 2022 ausverkauft. "Porsche eilt von Erfolg zu Erfolg und auch die Trucks bei MAN, Scania und jetzt auch bei Navistar haben gut gefüllte Auftragsbücher", sagte Diess. (apa/red)