Gewinneinbruch : Konjunktur belastet Stahl-Unternehmen: Voestalpine meldet starken Gewinnrückgang

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Der Linzer Stahlkonzern voestalpine hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2024/25 einen massiven Gewinnrückgang erlitten.

- © Voestalpine

Der Linzer Stahlkonzern voestalpine hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 einen deutlichen Rückgang des Gewinns verzeichnet. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, fiel das Ergebnis nach Steuern im Vergleich zum Vorjahr von 213 Millionen Euro auf 150 Millionen Euro. Auch der Umsatz verringerte sich von 4,4 Milliarden Euro auf 4,1 Milliarden Euro. Diese Entwicklung ist auf das schwache Konjunkturumfeld sowie auf die erneute Abwertung der deutschen Tochtergesellschaft Buderus Edelstahl zurückzuführen. Der Personalstand blieb dabei unverändert.

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Im Zusammenhang mit dem laufenden Verkauf von Buderus Edelstahl musste voestalpine im ersten Geschäftsquartal eine zusätzliche Abwertung in Höhe von 28 Millionen Euro vornehmen, basierend auf "inzwischen vorliegender bindender Angebote". Zuvor waren bereits außerplanmäßige Abschreibungen in der High Performance Metals Division in Höhe von 181 Millionen Euro erforderlich. Diese Faktoren beeinflussten auch den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA), der zwischen April und Juni um 16,5 Prozent von 499 Millionen Euro auf 417 Millionen Euro sank, wie der börsennotierte Konzern weiter mitteilte.

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- © Industriemagazin

Verkauf von Buderus-Edelstahl

Im Zuge der noch laufenden Veräußerung von Buderus Edelstahl musste die Voestalpine heuer im ersten Geschäftsquartal „aufgrund inzwischen vorliegender bindender Angebote“ eine weitere Abwertung in Höhe von 28 Millionen Euro vornehmen, Der Verkauf von Buderus Edelstahl wird als Teil der Strategie des Konzerns betrachtet, den Fokus im Werkstoffbereich auf das höchste Qualitätsspektrum zu legen: "in konsequenter Umsetzung der Strategie des Konzerns, den Werkstoffbereich auf das höchste Qualitätsspektrum zu fokussieren".

Gegründet im Jahr 1731 von Johann Wilhelm Buderus I., begann das Unternehmen als ein kleiner Betrieb im Lahn-Dill-Kreis in Hessen, Deutschland. Buderus entwickelte sich schnell zu einem führenden Hersteller von Spezialstählen. Im Jahr 2005 wurde Buderus Edelstahl ein Teil der voestalpine AG. Buderus Edelstahl produziert hochspezialisierte Edelstahlprodukte, darunter Gesenkschmiedestücke, Stabstahl und geschmiedete Rohlinge, und beliefert eine Vielzahl von Industrien wie den Maschinenbau, die Automobilindustrie und die Luftfahrt.

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Voestalpine hat in den letzten Jahren vermehrt strategische Entscheidungen getroffen, um das Unternehmen auf wachstumsstärkere und profitablere Bereiche auszurichten. Dazu gehören insbesondere die Sektoren Mobilität und Energie, die als Schlüsselindustrien der Zukunft gelten. Der Verkauf von Buderus Edelstahl ist Teil dieser Strategie. Der geplante Verkauf wird auch als Teil der Konsolidierung der europäischen Stahlindustrie gesehen, die sich durch einen intensiven Wettbewerb und strukturelle Herausforderungen auszeichnet.

Die Auswirkungen auf die rund 1.400 Mitarbeiter von Buderus Edelstahl in Wetzlar stehen dabei im Fokus. Voestalpine hat zugesagt, mit potenziellen Käufern eng zusammenzuarbeiten, um eine stabile Zukunft für die Belegschaft zu gewährleisten.

Voestalpine Tochter Buderus
Voestalpine-Tochter Buderus Edelstahl im deutschen Wetzlar - © Buderus

Keine neuen Informationen zum Finanzskandal

„In einem gerade für europäische Stahlunternehmen äußerst schwierigen Umfeld konnten wir uns sowohl in der Stahlproduktion wie auch in den weiterverarbeitenden Bereichen sehr gut behaupten. Unsere hochqualitativen Stahlprodukte sind in den technologisch anspruchsvollsten Segmenten, wie der Bahn- und Luftfahrtindustrie, sehr gefragt. Unser strategisches Ziel bleibt es, in renditestarken Märkten weiter zu wachsen“, sagt Vorstandschef Herbert Eibensteiner.

Für das gesamte Fiskaljahr bis Ende März 2025 hat das Management seine Erwartungen leicht nach unten korrigiert. Der operative Gewinn (EBITDA) wird sich voraussichtlich "am unteren Ende der kommunizierten Bandbreite von 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro" bewegen. Im Geschäftsjahr 2023/24 war das EBITDA von 2,54 Milliarden Euro auf 1,67 Milliarden Euro gesunken.

Im ersten Quartal 2024/25 sank das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um etwa 27 Prozent von 311 Millionen Euro auf 228 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern reduzierte sich von 273 Millionen Euro auf 189 Millionen Euro. Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit hingegen stieg signifikant von 10 Millionen Euro im Vorjahr auf aktuell 215 Millionen Euro. Der Personalstand der voestalpine erhöhte sich leicht von weltweit 51.200 auf 51.400 Vollzeitäquivalente, was einem Anstieg von 0,4 Prozent entspricht.

Die Verschuldung des Konzerns stieg bis Ende Juni im Vergleich zum Bilanzstichtag (31. März 2024) um 6,3 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, während das Eigenkapital um 0,8 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro wuchs. Die Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) erhöhte sich in diesem Zeitraum von 22 auf 23,2 Prozent.

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Herbert Eibensteiner Voestalpine
Herbert Eibensteiner - © Voestalpine
In einem gerade für europäische Stahlunternehmen äußerst schwierigen Umfeld konnten wir uns sehr gut behaupten.
Herbert Eibensteiner

Zum Bilanzskandal gibt es vorerst keine neuen Informationen: Die Untersuchung der "bewusst ergebnisverbessernden Fehlbuchungen" in Höhe von insgesamt rund 100 Millionen Euro über elf Jahre hinweg (2012/13 bis 2023/24) bei einer deutschen Gesellschaft der Metal Forming Division ist derzeit noch im Gange. "Über die Ergebnisse wird die voestalpine nach Vorliegen des Abschlussberichts informieren", hieß es. Ob es zu zivilrechtlichen Klagen oder strafrechtlichen Anzeigen kommt, könne erst nach Vorliegen der Ergebnisse entschieden werden. Ein spezialisiertes Wirtschaftsprüfungsunternehmen und eine deutsche Rechtsanwaltskanzlei wurden eingeschaltet. Die bilanziellen Folgen seien rückwirkend korrigiert worden und vollständig im Jahresabschluss 2023/24 berücksichtigt.

Starke Nachfrage durch Luftfahrt-Boom

In einer Pressemitteilung hat die Voestalpine bekannt gegeben, dass in der aktuellen Berichtsperiode für die Segmente Bau, Maschinenbau und Konsumgüter keine wesentliche Verbesserung erwartet wird. Im Gegensatz dazu wird jedoch für die bereits sehr gut laufenden Märkte in den Bereichen Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik weiterhin eine starke Nachfrage nach Produkten und Systemlösungen des Konzerns prognostiziert.

Im Bereich des konventionellen Energiesektors, insbesondere der Öl- und Gasexploration, hat der Bedarf im ersten Geschäftsquartal, insbesondere in Nordamerika, an Schwung verloren. Das Unternehmen erwartet jedoch, dass sich der Bedarf für den Rest der Berichtsperiode auf diesem niedrigeren Niveau stabilisieren wird.

Im Hinblick auf die Automobilindustrie teilt das Unternehmen mit: „Die Automobilindustrie hat sich im 1. Quartal 2024/25 insgesamt weitgehend stabil entwickelt, allerdings kann aufgrund der anhaltend schwachen Konjunktur in Europa auch in diesem Segment eine etwas moderatere Nachfragedynamik im zweiten Halbjahr 2024/25 nicht ausgeschlossen werden.“

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