Milliardendeal wackelt : Verkauf von DB Schenker an DSV droht zu scheitern – Gewerkschaften stellen sich quer
Aufsichtsrat der Deutschen Bahn entscheidet über DB Schenker-Verkauf
Am Mittwoch soll der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn über den Verkauf der Logistiktochter DB Schenker entscheiden. Doch die Abstimmung steht auf der Kippe, da die Zustimmung des Gremiums unsicher ist. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) plant, sich gegen den Verkauf zu stellen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" griff dieses Thema auf. Falls es der EVG gelingt, weitere Mitglieder des Aufsichtsrats von ihrer Position zu überzeugen, könnte das Vorhaben möglicherweise noch gestoppt werden.
>>> DSV kauft Schenker: Größte Übernahme im europäischen Logistikmarkt abgeschlossen
Geplant ist, DB Schenker für 14,3 Milliarden Euro an den dänischen Logistikriesen DSV zu veräußern. Der kriselnde DB-Konzern beabsichtigt damit, sich von einem der wenigen profitablen Unternehmensbereiche zu trennen. Die Verkaufssumme soll dazu beitragen, die Schuldenlast des Unternehmens, die im ersten Halbjahr etwa 33 Milliarden Euro betrug, zu verringern.
Schwarze Zahlen für DB dank Schenker
Ob die EVG den Verkauf in letzter Minute verhindern kann, bleibt unklar. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn besteht aus 20 Mitgliedern, wobei die Hälfte die Arbeitnehmerseite repräsentiert. Neben der EVG ist auch die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer vertreten. Es ist jedoch noch offen, ob diese ebenfalls gegen den Verkauf stimmen wird. Auf der Arbeitgeberseite sitzen im Gremium unter anderem zwei Staatssekretärinnen sowie drei Bundestagsabgeordnete.
Sollte die Abstimmung unentschieden ausgehen, hätte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Werner Gatzer, mit seinem Doppelstimmrecht die Möglichkeit, die Entscheidung zugunsten der Arbeitgeberseite durchzusetzen.
Zuletzt zeigte auch der Private-Equity-Investor CVC Capital Partners Interesse an DB Schenker. Die Arbeitnehmervertreter hätten einen Verkauf an CVC bevorzugt, da sie bei einer Übernahme durch DSV einen größeren Stellenabbau befürchten.
Im ersten Halbjahr dieses Jahres erzielte Schenker einen operativen Gewinn (Ebit) von 520 Millionen Euro. Dank der Erfolge von Schenker schrieb die Bahn nach der Corona-Krise zeitweise wieder schwarze Zahlen. Im Jahr 2023 trug das Unternehmen mit einem Gewinn von 1,8 Milliarden Euro entscheidend dazu bei, die Deutsche Bahn operativ aus den roten Zahlen zu führen.
DSV verspricht hohe Investitionen in Deutschland
DSV hat sich mit einem Angebot von 14,3 Milliarden Euro gegen den Finanzinvestor CVC durchgesetzt, um die Deutsche-Bahn-Tochter DB Schenker zu erwerben. Der Verkauf wurde von der Deutschen Bahn initiiert, um Schulden von über 30 Milliarden Euro zu reduzieren und sich auf das Kerngeschäft im Schienenverkehr zu konzentrieren. Der Deal soll bis 2025 abgeschlossen sein, vorbehaltlich der Genehmigung durch den Aufsichtsrat der Bahn und das Bundesverkehrsministerium.
>>> Clemens Först, Rail Cargo Group: „Schätze Offenheit mehr als höfliche Zurückhaltung"
Während Verdi den Finanzinvestor CVC bevorzugte, da bei DSV ein Stellenabbau in der Verwaltung befürchtet wird, hat DSV zugesichert, 1 Milliarde Euro in Deutschland zu investieren. Schenker soll dabei in Deutschland stark eingebunden bleiben, und wichtige Funktionen wie die in Essen sollen erhalten bleiben. DSV rechnet damit, in fünf Jahren sogar mehr Beschäftigte in Deutschland zu haben als heute. Die Integration von Schenker und DSV wird die Wettbewerbsfähigkeit in den Bereichen Luft, See und Straße erhöhen und DSVs Marktposition global stärken