Nahrungsmittelindustrie : Ukraine-Abschreibung bringt Agrana Verluste

Eine Zuckerfabrik von Agrana
© Agrana

Die Agrana prüfte noch im März, ob die Assets in Russland und der Ukraine noch werthaltig sind, wie damals Vorstandschef Markus Mühleisen verkündete. Bald darauf wurde bekannt, dass der börsennotierte Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern wegen des Ukraine-Kriegs und den Russland Sanktionen einen Abschreibungsbedarf von 65 bis 85 Mio. Euro erwartet.

Nach internen Werthaltigkeitsprüfungen rechnete man "mit einer großteils zahlungsunwirksamen Ergebnisminderung (Ebit) aus Asset- und Goodwill-Abschreibungen/Wertminderungen", teilte die Agrana am mit.

Da zu dieser Zeit die Konzernprüfung durch Wirtschaftsprüfer noch am Laufen war, gab es noch keine genaueren Informationen zum tatsächlichen Abschreibungs-/Wertminderungsbedarf.

Der Umsatz- Anteil von Russland und Ukraine liegt jeweils bei rund 2 Prozent oder 2,55 Mrd. Euro. Der Betrieb in der Ukraine steht aktuell still, da unter anderem ein Teil der männlichen Mitarbeiter in den Kriegsdienst eingezogen wurden. Für die örtliche Versorgung werde aber tageweise produziert.

In der Fruchtfabrik in Russland gehe es nun in erster Linie um die Versorgung der Menschen mit Lebensmittel und um die Aufrechterhaltung der Lebensmittelketten. Agrana liefert in Russland an den französischen Molkereikonzern Danone zu.

Agrana Konzernergebnis
Konzernergebnis 2021/22 - © Agrana

Abschreibung führte zu Verlusten

Jetzt stehen die Zahlen fest und die Abschreibungen auf das Russland- und Ukraine-Geschäft haben Agrana im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 einen Verlust eingebracht. Das Konzernergebnis drehte von 55 Mio. Euro im Jahr 2020/21 auf minus 12,2 Mio. Euro. Das Ergebnis aus Sondereinflüssen habe minus 69,8 Mio. Euro betragen, primär bedingt durch Wertberichtigungen in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, teilte die Agrana heute mit.

Der Konzern betreibt mehrere Fruchtverarbeitungswerke in der Ukraine (derzeit stillgelegt) und in Russland. "Bis zum Kriegsausbruch waren wir für die Erreichung unserer Ziele voll auf Kurs und hätten ohne negatives Ergebnis aus Kriegssondereinflüssen unseren prognostizierten deutlichen EBIT-Anstieg erreicht", so Vorstandsvorsitzender Markus Mühleisen. Operativ sei das Geschäftsjahr 2021/22 aber "sehr zufriedenstellend" verlaufen.

Blick in die Zukunft

Der Konzern rechnet für das Geschäftsjahr 2022/23 mit einem sehr deutlichen Anstieg beim Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT). Beim Konzernumsatz wird von einem deutlichen Anstieg ausgegangen.

Dieser Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass der Krieg in der Ukraine temporär und regional begrenzt bleibt, die physische Versorgung mit Energie und Rohstoffen gewährleistet ist und sich im neuen Geschäftsjahr die Absatz- und Beschaffungsmärkte wieder teilweise normalisieren können.

Agrana erwartet auch, die insbesondere im Rohstoff- und Energiebereich deutlich gestiegenen Preise in angepassten Kundenkontrakten weitergeben zu können. Das Investitionsvolumen in den drei Segmenten soll in Summe mit rund 115 Millionen Euro zwar über dem Wert von 2021/22, jedoch unter den geplanten Abschreibungen in Höhe von rund 120 Millionen Euro liegen. (apa/red)