Nahrungsmittelindustrie : Agrana prüft Abschreibungsbedarf in Ukraine und Russland

Markus Mühleisen, CEO Agrana

Markus Mühleisen, CEO Agrana

- © Agrana

Ob die Assets noch werthaltig sind, "ist genau das, was wir momentan prüfen", sagte Vorstandschef Markus Mühleisen am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Agrana macht in den beiden Ländern je rund 2 Prozent des Konzernumsatzes von 2,55 Mrd. Euro aus.

Mit konkreten Zahlen hielt sich Mühleisen zurück. Er bat um Verständnis, "wir sind mitten im Jahresabschluss". Das Geschäftsjahr der Agrana endete per Ende Februar, die Ergebnisse sollen am 13. Mai veröffentlicht werden. Ob die bisherige Gewinnprognose, die für 2021/2022 einen Ebit-Anstieg von 10 Prozent vorsah, angesichts der Entwicklungen noch zu halten sei, sei derzeit noch schwer zu sagen.

"Also vom operativen Geschäft her, waren wir da sehr zuversichtlich, dass wir das erreichen werden. Was jetzt aber alles überlagert, sind die Auswirkungen des Krieges. Und wie sich das dann wiederum alles auswirkt, ist sehr sehr schwer zu beantworten", sagte Mühleisen.

Agrana verarbeitet in der Ukraine Früchte und stellt unter anderem Saftkonzentrat her. An den drei Standorten um die Stadt Winnyzja, 200 Kilometer südwestlich von Kiew sind rund 600 Mitarbeiter beschäftigt. Seit Kriegsausbruch ruht der Betrieb, für die örtliche Versorgung werde tageweise produziert. Ein Teil der Mitarbeiter sei geflohen, Männer zum Kriegsdienst eingezogen worden.

Der Agrana gehört auch eine 950 Hektar große Apfelplantage südlich von Winnyzja. Bisher seien die Standorte von Kampfhandlungen verschont geblieben, zerbombt wurde jedoch der örtliche Flughafen von Winnyzja, berichtete Mühleisen. Von Bomben getroffen worden sei auch die Fabrik eines Kunden.

In Russland hat Agrana ebenfalls eine Fruchtfabrik. Auch hier gehe es nun in erster Linie um die Versorgung der Menschen mit Lebensmittel und um die Aufrechterhaltung der Lebensmittelketten. Agrana liefert in Russland an den französischen Molkereikonzern Danone zu.

Agrana gehört bei Fruchtzubereitungen, etwa für Fruchtjoghurt, und bei Fruchtsaftkonzentraten zu den weltweit drei größten Herstellern. Der Fruchtsegment steuert 50 Prozent des Umsatzes bei, 30 Prozent stammen aus dem Stärke-Segment und nur noch 20 Prozent aus dem der Zuckerherstellung. Mühleisen geht davon aus, dass der klassische Zucker unter anderem aufgrund der Ernährungstrends weiter an Bedeutung verlieren wird.

Agrana hat weltweit rund 9.000 Mitarbeiter, davon 2.000 in Österreich und betreibt 55 Werke in 26 Länder. In Österreich gehören 9 Werke zu Agrana. (apa/red)