Energiepreise : Stromkosten: Industrie braucht Überbrückungsfonds

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"Betriebe, deren Energiekosten normalerweise fünf bis zehn Prozent ausmachen, sehen sich mit einer Steigerung auf 20 Prozent vom Umsatz konfrontiert."

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"Die Lage ist so ernst, dass selbst standorttreue mittelständische Unternehmen aus diversen Branchen über eine Verlagerung ins Ausland nachdenken müssen", sagt Siegfried Russwurm, Präsident des deutschen Industrieverbands BDI.

Der BDI rechnet mit einer weiter steigenden Belastung durch hohe Strom- und Gaspreise. "Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht", so Russwurm am Montag. Es sei zu befürchten, dass der rasante Preisanstieg die Produktion in Deutschland immer stärker beeinträchtigen werde.

Die deutsche Regierung erwägt die EEG-(Erneuerbaren-Energien-Gesetz-)Umlage - den Stromkostenaufschlag zum Ausbau erneuerbarer Energien - um ein halbes Jahr auf Mitte 2022 vorzuziehen. Das würde dem deutschen Finanzminister Christian Lindner (FDP) zufolge einer Entlastung von 6,6 Milliarden Euro entsprechen. Russwurm sprach von einem richtigen Schritt, der allerdings nicht ausreiche. "Die Bundesregierung muss bei nationalen Abgaben und Umlagen endlich Tabula rasa machen, etwa bei der Stromsteuer und den Netzentgelten."

Strompreise als Industrie-Killer in Österreich

Die Energiepreise sind längst nicht nur für die Industrie in Deutschland gefährlich, sondern machten zuletzt auch dem Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Knill, Sorgen. Österreich habe viele energieintensive Unternehmen und die rasante Strompreiserhöhung sei eine "ernsthafte Bedrohung für die Industrie", so Knill. Zur Unterstützung der Betriebe fordert er Hilfen vom Staat, unter anderem könnten die energiespezifische Abgaben neu überdacht werden.

"Betriebe, deren Energiekosten normalerweise fünf bis zehn Prozent ausmachen, sehen sich mit einer Steigerung auf 20 Prozent vom Umsatz konfrontiert. Das ist existenzgefährdend," sagte Knill. Dass die Strompreise so rasant nach oben gehen, sei nicht absehbar gewesen.

Gründe für den starken Preisanstieg sieht Knill in dem starken globalen Wirtschaftswachstum, das die Gaspreise antreibe, sowie im Wandel des Energiesystems. "Wenn Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, wird mehr Gas nachgefragt." Gleichzeitig werde bei den erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarkraft nicht so schnell ausgebaut wie erwartet.

Um den Betrieben zu helfen, müsse es "kurzfristig ähnlich wie beim Covid-Härtefall-Fonds einen Überbrückungsfonds für Härtefälle bei der Liquidität geben", so Knill. Darüber hinaus könnten die Steuern und Abgaben für Energie überdacht werden. Energiespezifische Abgaben wie die Stromsteuer oder die Ökostromabgaben könnten ausgesetzt oder an die Unternehmen rückvergütet werden, schlägt der IV-Chef vor.

Weiters müsse ein einheitlicher Strommarkt in Europa angestrebt werden. "Wir haben durchschnittlich 15 Prozent höhere Preise als Deutschland, weil die zwei Strompreiszonen getrennt wurden", so Knill. (apa/red)