Luftfahrt : Starker Dollar und Lieferketten-Probleme machen Triebwerksbauer MTU zu schaffen

MTU Luftfahrt Triebwerk

Der deutsche Triebwerksbauer MTU senkt seine Umsatzprognose

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Der Kursanstieg des US-Dollar und die anhaltenden Verwerfungen in der Lieferkette machen dem deutschen Triebwerkshersteller MTU zu schaffen. Das Unternehmen rechnet für das laufende Jahr nur noch mit einem Umsatzanstieg auf 6,1 bis 6,3 Mrd. Euro und ist damit zurückhaltender als noch im November. Die Anpassung beruhe im Wesentlichen auf einer angepassten Dollar-Wechselkursannahme, sagte MTU-Chef Lars Wagner am Dienstag.

Noch im November hatte MTU ein Umsatzplus auf 6,4 bis 6,6 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. An der Börse gaben die Aktie im frühen Handel um zwei Prozent nach.

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Beim Betriebsgewinn wolle MTU dagegen das Rekordjahr 2019 übertreffen, sagte Finanzvorstand Peter Kameritsch. Das Ergebnis solle sich auf 750 bis 775 Mio. Euro verbessern, nach 655 Mio. Euro im Jahr 2022. Im November hatte MTU noch einen Anstieg des Gewinns im niedrigen Zwanziger-Bereich vorhergesagt. Vor Ausbruch der Pandemie hatte MTU 757 Mio. Euro verdient. An seinen langfristigen Zielen hält der Airbus-Zulieferer fest: Bis 2025 strebt MTU einen Umsatz von 8 Mrd. Euro und einen Betriebsgewinn von 1 Mrd. Euro an.

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Im vergangenen Jahr legte der Umsatz um 1,1 Mrd. auf 5,3 Mrd. Euro zu und lag damit unter den selbst gesteckten Zielen von 5,4 bis 5,5 Mrd. Euro. Sowohl im Geschäft mit neuen Triebwerken als auch in der Wartungssparte seien die Erlöse etwas unter den Erwartungen geblieben, sagte Wagner. Hauptgrund seien die Volatilitäten in der Lieferkette. Die Branche bekommt dabei die Spätfolgen der Pandemie zu spüren: Viele Unternehmen vor allem in den USA hatten in den ersten Coronazeiten Mitarbeiter gekündigt, die jetzt fehlen.

Elektromobilität beim Fliegen

Das Münchner Unternehmen rechnet schon Mitte der 2030er Jahre mit elektrischen Passagierflugzeugen. Der neue Vorstandschef Lars Wagner sagte dem "Münchner Merkur": "Bei Flugzeugen mit 20 oder 30 Sitzen rechne ich mit der Markteinführung der Brennstoffzelle bereits in der ersten Hälfte der 2030er."

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Elektromobilität beim Fliegen laufe über die Brennstoffzelle, die mit Wasserstoff und Sauerstoff den Strom für die Turbine erzeugt. "Wir peilen Brennstoffzellen-Antriebe für Flugzeuge an, die 50 bis 100 Passagiere über 1.000 nautische Meilen transportieren können – das sind 1.800 Kilometer. Das reicht für etwa drei Viertel aller europäischen Routen", sagte Wagner. "Deshalb werden wir künftig vermutlich viel mehr kleine Regional- und Zubringer-Flugzeuge haben, als es heute der Fall ist, weil sie besser elektrisch betrieben werden können."

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Mittel- und Langstreckenflieger könnten bis auf weiteres nicht mit Elektroantrieben fliegen, weil die Maschinen dafür zu groß seien. Der Weg zur CO2-Neutralität führe hier über den Kraftstoff. Die Turbinen könnten auch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe verbrennen, sagte der MTU-Chef. Was fehlt, sei die Infrastruktur, um synthetische Kraftstoffe in großem Stil herzustellen. "Das lohnt sich aber. Wir haben heute rund 30.000 große Jets in der Luft. Weil der Lebenszyklus eines Triebwerks bei etwa 30 Jahren liegt, werden viele davon noch lange fliegen."

Neben Triebwerken für die zivile Luftfahrt ist MTU auch am Bau des Eurofighter beteiligt.