Automobilindustrie : Steyr Automotive: Siegfried Wolf setzt Kooperation mit russischer GAZ aus

Siegfried Wolf MAN Steyr

Siegfried Wolf, Eigentümer von Steyr Automotive: Reissleine bei Kooperation mit GAZ

- © FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Die im Vorjahr von Siegfried Wolf übernommene MAN-LKW-Fabrik in Steyr, die jetzt als Steyr Automotive firmierende Nutzfahrzeugeproduktion wird die Kooperation mit dem Automobilproduzenten GAZ in Nischni Nowgorod auf Eis legen. Der Grund: Die "derzeit herrschenden Sanktionen gegen Russland": "So lange gemeinsame europäische Maßnahmen einen Warenaustausch mit Russland sanktionieren, wird die Kooperation mit GAZ nicht wie geplant fortgesetzt."

Geplant war, ab 2023 in Steyr Kleintransporter auf Basis von Modellen des russischen Automobilkonzern GAZ zu entwickeln, wozu ein Austausch von Komponenten in beide Richtungen vorgesehen wäre.

Am grundlegenden, sonstigen Geschäftsmodell ändere das aber nichts, wie man bei Steyr Automotive betont.

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Die von Steyr Automotive bei der Übernahme des Werks von MAN angekündigte und seither in der Planung befindliche Produktpalette für Busse und leichte Nutzfahrzeuge der Marke STEYR bleibe bestehen, stellt Steyr Automotive Mittwoch in einer Pressemitteilung fest. Diese Produkte werden vollständig eigenständig entwickelt und Komponenten entsprechend den gesetzlichen Rahmenbedingungen so weit wie möglich lokal, aber auch international beschafft. Ein wesentlicher Baustein zum dauerhaften Erfolg in Steyr ist die im Aufbau befindliche Forschungs-und Entwicklungsförderungsgesellschaft.

Grundsätzlich ändert sich nichts am Geschäftsmodell von Steyr Automotive, nämlich Contract Manufacturing einerseits und Entwicklung und Produktion von Nutzfahrzeugen und Bussen der Marke STEYR andererseits, wie es aus dem Unternehmen heisst. Was eine generelle Verknappung an Ressourcen (Rohstoffe, Energie) durch das Einstellen von Geschäftsbeziehungen von Europa mit Russland bedeutet, hat für Steyr Automotive dieselben Auswirkungen wie für die gesamte westliche Industrie.

Auf die weitere geopolitische Entwicklung hat das Unternehmen keinen Einfluss. Von den aktuell ausbleibenden Lieferungen von Kabelbäumen aus der Ukraine ist der gesamte MAN-Verbund betroffen. Die Auftragsfertigung im Werk Steyr für MAN muss jedenfalls diese und kommende Woche weitgehend ruhen. Die weitere Fahrweise ab Kalenderwoche 13 richtet sich nach den werksübergreifenden Planungen und dem Sourcing von MAN. Dazu können wir derzeit keine nähere Aussage treffen.Die Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge der schwedischen Elektro-LKW Volta Trucks läuft plangemäß und ist weder von den Sanktionen gegen Russland noch von den Lieferschwierigkeiten aus der Ukraine betroffen. Zuletzt machte das Unternehmen mit einem originellen Absatzweg Schlagzeilen.


Mitarbeiter von Steyr Automotive bei der Besichtigung des vollelektrischen E-Trucks "Volta Zero" des schwedischen Start-ups Volta, in Steyr.
Geschäftsmodell E-Mobilität: Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge der schwedischen Elektro-LKW Volta Trucks laufe plangemäß - © APA/VOLTA/STEYR AUTOMOTIVE

GAZ und Deripaska: Wolfs Kooperationspartner auf diversen Sanktionlisten

Der russische Automobilproduzenten GAZ in Nischni Nowgorod steht im Eigentum des russischen Oligarchen Oleg Deripaska. Der Automanager Siegfried Wolf war lange Jahre im Konzern tätig - 2010 holte Deripaska Wolf nach Russland. Er leitete für den russischen Milliardär die Geschicke der GAZ-Mutter Russian Machines. Schon davor wollten Wolf und Deripaska mit ihrem Rettungskonzept für den deutschen Autobauer Opel gemeinsame Sache machen. Magna wollte mit Deripaskas Autobauer GAZ und der staatlichen russischen Sparkasse Sberbank bei Opel einsteigen und hatte im September 2009 bereits die Zusage der damaligen Opel-Mutter General Motors.

Nach eigenen Angaben hat Wolf er seine Funktionen in dem Konzern Russian Machines jedoch vor einigen Jahren zurückgelegt. Sowohl GAZ als auch Oleg Deripaska persönlich sind derzeit von Sanktionen der USA und Großbritanniens betroffen. Um das Verschwinden Deripaskas von einer Sanktionsliste der EU ist zuletzt ein innenpolitischer Streit entbrannt. Zuletzt hat Hans Peter Haselsteiner seine Verbindungen zu Deripaska gekappt. Haselsteiner hat den Syndikatsvertrag mit der russischen Rasperia Trading aufgekündigt und zieht sich aus Russland zurück.

Siegfried Wolf hat im Sommer 2021 das ehemalige MAN Werk in Steyr - das vor der Schliessung stand - übernommen. Bis Mitte 2023 werden am Standort noch Lkw und Komponenten für MAN gefertigt. Ab dann zieht MAN die Produktion ab und verlagert sie in ein Werk in Krakau in Polen. Deshalb werden derzeit in Steyr parallel neue Fertigungen aufgebaut. Die MAN-Kunststofflackiererei wird unbefristet weitergeführt. Ab 2022 sollen erste Kleinserien unter der Marke Steyr vom Band rollen. Insgesamt plant Wolf eine Produktpalette aus sieben Fahrzeugen. Die Produktion soll schrittweise auf ein Volumen von 16.000 Fahrzeugen hochgefahren werden.

Siegfried Wolf MAN Steyr GAZ Gazelle
Siegfried Wolf: Mit GAZ Gazelle - © FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Siegfried Wolf: "Niemals in der Produktion militärischer Projekte tätig"

In einer Pressemitteilung hält Siegfried Wolf Mittwoch fest, dass „die GAZ-Gruppe weder im Zeitpunkt meines Einstiegs bei der GAZ-Gruppe noch danach in der Produktion militärischer Produkte tätig war“ und er auch sonst „niemals an der Produktion irgendwelcher militärischen Produkte beteiligt gewesen“ sei. Hinsichtlich der GAZ-Gruppe legte Wolf dazu ein Schreiben des zuständigen Mitglieds des GAZ Verwaltungsrates Alexander Gorlow vor. Gorlow ist im GAZ-Verwaltungsrat für Rechtsangelegenheiten und die Beziehungen zum „US office of foreign Assets – OFAC“ zuständig. In dem Schreiben heißt es: „Ich schreibe Ihnen, um zu bestätigen, dass die GAZ-Gruppe keine militärischen Fahrzeuge, Maschinen oder andere Arten von militärischen Produkten herstellt. Es war die Strategie der GAZ-Gruppe beginnend mit dem Ende der Sowjetzeit zu Beginn der 1990er Jahre, sich von der Erzeugung militärischer Produkte und damit der sowjetischen Vergangenheit zu trennen. Die GAZ-Gruppe schloss diesen Prozess Anfang der 2000er Jahre ab.“ „Seit 2018 arbeitet die GAZ-Gruppe eng mit dem US Office of Foreign Assets Control (nachstehend OFAC) zusammen, das die US-Sanktionspolitik verwaltet. Die GAZ-Gruppe und das OFAC stehen in engem Austausch, um die GAZ-Gruppe von den US-Sanktionen auszunehmen. Auf Ersuchen des OFAC hat die GAZ-Gruppe ein offizielles Weißbuch erstellt, in dem die GAZ-Gruppe ihre ausschließlich zivile Produktpalette sowie die Tatsache erläutert, dass die GAZ-Gruppe nicht einmal über militärische Lizenzen und/oder Zertifizierungen verfügt, die es ihr ermöglichen würden, militärische Produkte herzustellen.“ Zu beachten sei auch, dass die GAZ-Gruppe eine große Anzahl ausländischer Aktionäre und Investoren habe. Darüber hinaus beschäftige die GAZ-Gruppe viele hochqualifizierte ausländische Manager und Fachleute. Nach den russischen Regeln und Vorschriften zur Wahrung der Vertraulichkeit und des Staatsgeheimnisses ist eine ausländische Beteiligung und/oder Mitwirkung an einer militärischen Produktion nicht zulässig. Diese Tatsache werde von den russischen Behörden genau überwacht und kontrolliert und ist dies bereits alleine Bestätigung dafür, dass die GAZ-Gruppe keine militärischen Produkte herstellt.

Schon zuvor hattDie im Vorjahr von Siegfried Wolf übernommene MAN-LKW-Fabrik in Steyr, die jetzt als Steyr Automotive firmierende Nutzfahrzeugeproduktion wird die Kooperation mit dem Automobilproduzenten GAZ in Nischni Nowgorod auf Eis legen. Der Grund: Die "derzeit herrschenden Sanktionen gegen Russland": "So lange gemeinsame europäische Maßnahmen einen Warenaustausch mit Russland sanktionieren, wird die Kooperation mit GAZ nicht wie geplant fortgesetzt."