Elektromobilität bei Mercedes-Benz : Setzt Mercedes-Benz auch nach 2030 noch auf den Verbrenner?

Die Anlauffabrik im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen testet vorab die Produktionsabläufe und nimmt die Vorserienfahrzeuge in Betrieb. Dadurch erfolgt die Serienproduktion des neuen Mercedes-Benz EQC im Mercedes-Benz Werk Bremen ab 2019 mit höchstem Reifegrad: Die beiden elektrischen Antriebsstränge (eATS) werden in einer ?ersten Hochzeit? in die Karosserie des EQC eingebaut. Der neue Mercedes-Benz ECQ (Stromverbrauch kombiniert: 22,2 kWh/100 km; CO2 Emissionen kombiniert: 0 g/km, Angaben vorläufig) // The Pilot Plant at the Mercedes-Benz plant in Sindelfingen tests the manufacturing processes in advance and puts the preproduction vehicles into operation. This ensures the highest level of maturity for the start of series production of the new Mercedes-Benz EQC at the Mercedes-Benz plant in Bremen in 2019: The two electric drive systems are installed in the body of the EQC in a "first marriage". The new Mercedes-Benz EQC (combined power consumption: 22.2 kWh/100 km; combined CO2 emissions: 0 g/km, provisional figures)

Der deutsche Autobauer Mercedes setzt weiterhin auf eine vollelektrische Zukunft, die Frage sei nur, wie lange es den Verbrenner noch geben werde.

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Mercedes: Milliarden-Investitionen in eine vollelektrische Zukunft

Der deutsche Automobilhersteller Mercedes setzt weiterhin auf eine vollelektrische Zukunft, doch die entscheidende Frage bleibt: Wie lange wird der Verbrennungsmotor noch eine Rolle spielen? Dies bestätigte Niels Kowollik, CEO von Mercedes-Österreich, am Donnerstag während einer Pressekonferenz in Thalheim bei Wels. Die Veranstaltung fand im Rahmen eines mehrtägigen Events im Museum Angerlehner statt. Kowollik sprach sich zudem gegen Zölle aus, befürwortete jedoch eine Subventionsbepreisung.

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Ursprünglich hatte Mercedes geplant, den Verbrennungsmotor bis 2030 komplett auslaufen zu lassen und ausschließlich auf Elektrofahrzeuge zu setzen. Im Jahr 2024 wurde dieses Ziel jedoch angepasst. Trotz dieser Änderung investiert das Unternehmen weiterhin stark in den Ausbau der Elektromobilität. Bis 2026 sollen mehr als 60 Milliarden Euro in die Umstellung auf eine vollelektrische und softwarebasierte Mobilität fließen. Mercedes betont, dass die Zukunft der Mobilität sowohl elektrisch als auch digital sei.

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Neues Mercedes-Betriebssystem kommt bald

Kowollik erklärte, dass Zölle auf Elektrofahrzeuge negative Auswirkungen hätten, da sie Reaktionen hervorrufen könnten, die auch die europäischen Hersteller betreffen würden. Stattdessen plädierte er für eine Subventionsbepreisung, um Wettbewerbsverzerrungen gezielt zu minimieren.

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Mercedes wird voraussichtlich noch bis in die 2030er-Jahre Verbrennermodelle anbieten. Der vollständige Umstieg auf Elektrofahrzeuge hänge laut Kowollik von den emotionalen Entscheidungen der Kunden ab. Viele Menschen befürchten, dass der Übergang zu radikal sein könnte. Ein weiteres Hindernis sei der "Wildwuchs an Bezahlsystemen" in Europa, weniger die Anzahl der Ladestationen. Kowollik hob auch das neue Mercedes-Betriebssystem hervor, das bald auf den Markt kommen soll. Eine einheitliche Softwareplattform für europäische Hersteller lehnte er ab: „Das würde zu lange dauern, und man kann nicht darauf warten“, so Kowollik.

Als einen weiteren wichtigen Trend für die Zukunft der Automobilindustrie nannte er das autonome Fahren. Hier gebe es jedoch noch ethische Fragen zu klären. Mercedes investiert auch in diesem Bereich und strebt an, die Forschung bis zur Marktreife weiter voranzutreiben.

Niels Kowollik wird neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der Mercedes-Benz Österreich GmbH
Niels Kowollik, CEO von Mercedes-Österreich - © Mercedes Benz

„Österreich ist ein automotiver Standort“

René Tritscher, Geschäftsführer der Austrian Business Agency, betonte die Bedeutung der Automobilindustrie für den Standort Österreich. Mit einem Produktionswert von knapp 19 Milliarden Euro, 38.000 Angestellten und einer jährlichen Produktion von rund 1,8 Millionen Motoren und Transmittern sei dieser Sektor essenziell. Tritscher unterstrich zudem den volkswirtschaftlichen Mehrwert internationaler Unternehmen im Land.

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„Österreich ist ein automotiver Standort“, sagte Tritscher und verwies auf die positive Standortbilanz. Allerdings hätten sich die Kosten in den letzten Jahren ungünstig entwickelt, was wirtschaftspolitisch angegangen werden müsse. Als Hauptgründe für internationale Investitionen in Österreich nannte er die hohe Ausbildungsqualität, das Marktpotenzial und die exzellenten Forschungsbedingungen.

CEO Ola Källenius fordert Verschiebung der Strafzölle auf chinesische E-Autos

Im Konflikt um die von der EU geplanten Strafzölle auf Elektroautos aus China fordert Mercedes-Chef Ola Källenius eine Verschiebung der Maßnahmen. „Wir brauchen mehr Freihandel statt neuer Handelsbarrieren. Daher ist es wichtig, eine Lösung zu finden, die sowohl der EU als auch China gerecht wird. Die Verhandlungen dazu benötigen Zeit. Um diese nicht zu gefährden, sollte die EU die Umsetzung der Zölle verschieben“, erklärte Källenius in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung.

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Der Unternehmensleiter betonte, dass Firmen international wettbewerbsfähig bleiben müssten und neue Zölle dabei keine Hilfe seien. Deutsche Automobilhersteller befürchten, dass China im Falle einer Einführung der EU-Zölle ab November mit Gegenmaßnahmen reagiert. Während Deutschland in Brüssel gegen die Zölle stimmte, setzte sich eine Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten dafür ein. Österreich und elf weitere Länder enthielten sich der Stimme.

Laut dem Bericht des deutschen Außenministeriums setzt man weiterhin auf Verhandlungen. China bleibe ein wichtiger Handelspartner, aber auf unfaire Handelspraktiken, die den Markt verzerren und Arbeitsplätze gefährden, müsse reagiert werden. Das Ziel sei eine einvernehmliche Lösung mit China, um eine Eskalation der Zollmaßnahmen zu verhindern.

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Mercedes-Chef Ola Källenius - © Mercedes Benz