Produktion : Russland/Ukraine: Kann Österreich weiter produzieren?

das Unabhängigkeitsdenkmal in Kiev, Ukraine

Österreichs Firmen sind mit rund 200 Niederlassungen und Investitionen von rund 1,8 Mrd. Dollar (1,59 Mrd. Euro) der sechstgrößte ausländische Investor in der Ukraine.

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Der russisch-ukrainische Konflikt belastet auch die österreichische Wirtschaft. Die ökonomischen Verflechtungen mit beiden Ländern sind stark. Österreichische Firmen betreiben in der Ukraine vor allem Produktionsstätten. Nach Russland exportiert Österreich Maschinen und Anlagen, importiert wird hauptsächlich Erdgas und Erdöl.

Österreichs Firmen sind mit rund 200 Niederlassungen und Investitionen von rund 1,8 Mrd. Dollar (1,59 Mrd. Euro) der sechstgrößte ausländische Investor in der Ukraine, wobei sich der Großteil in der West- und Zentralukraine befindet. Unter den Niederlassungen befinden sich viele Produktionsstätten, etwa der Papier- und Verpackungsindustrie, Baumaterialien, und Bügelbrettern. Auch die Skihersteller Fischer und Blizzard produzieren in der Ukraine. Ebenfalls stark präsent sind die Raiffeisen Bank International sowie die Versicherer UNIQA, Grawe und die Vienna Insurance Group. Das Handelsvolumen zwischen Österreich und der Ukraine belief sich 2021 von Jänner bis November auf rund 1,5 Mrd. Euro.

In Russland sind rund 650 österreichische Unternehmen mit Investitionen von rund 4,6 Mrd. Euro aktiv, umgekehrt rund 500 russische Firmen in Österreich mit rund 21,4 Mrd. Euro. Russland ist nach Deutschland größter Investor in der Alpenrepublik. Österreichische Firmen investieren in Russland besonders stark in den Bereichen der Holz- und Papierverarbeitung, Banken und Bauwesen sowie der Lebensmittel verarbeitenden Industrie, aber auch in den Bereichen Energie, Verpackung und Automotive.

Die engen russisch-österreichischen Wirtschaftsbeziehungen betreffen auch zahlreichen große russische Firmen, die in Wien vertreten sind. Zu den am stärksten vertretenen Unternehmen gehören neben dem staatlichen Gazprom-Konzern mehrere Unternehmen in privater Hand, etwa der Ölkonzern Lukoil, der Petrochemie-Riese Sibur und die russische Großbank Sberbank mit ihrer Europa-Zentrale mit Sitz in Wien. Auch die russische VTB Bank hat eine Niederlassung in Österreich.

Nach einem Rekordergebnis von 3,5 Mrd. Euro 2013 ist der Export österreichischer Waren nach Russland bis 2016 um 46 Prozent eingebrochen. 2021 erreichen Österreichs Exporte voraussichtlich nur rund 2,1 Mrd. Euro, Russland nimmt damit weltweit die 16. Stelle ein. Gründe dafür waren teilweise die schwächere Konjunkturlage Russlands, die starke Rubelabwertung, aber zu einem großen Ausmaß auch die Sanktionen in Folge der Krimkrise und den Konflikten in der Ostukraine seit 2014 sowie die russischen Gegenmaßnahmen gegen europäische Firmen.

Das Exposure der heimischen Banken in Russland ist mit 17,5 Mrd. US-Dollar (15,4 Mrd. Euro) im internationalen Vergleich relativ hoch. Die Raiffeisen Bank International (RBI), die mit Tochterbanken in Russland und in der Ukraine tätig ist, war heute früh noch am Abklären der Lage mit den Mitarbeitern in den betroffenen Ländern. Auch die Bank-Austria-Mutter UniCredit ist in Russland tätig und könnte wie andere europäische Banken von angedrohten Sanktionen gegen Moskau betroffen sein.

Bei der OMV, die beim Projekt Nordstream 2 engagiert ist, wurde bereits vor einiger Zeit ein Monitoring-Team eingerichtet. Von einer Krisenstimmung könne aber keine Rede sein. In den beiden Ländern selbst ist der Wiener Mineralölkonzern nicht aktiv.

Auf die heimischen Frächter wird der Angriff auf die Ukraine kaum Auswirkungen haben, da sich diese bereits seit der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 umorientiert haben. Dies gelte sowohl für den Frachtverkehr in die Ukraine wie auch nach Russland, erklärte heute Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Logistik in der WKÖ. Offen sei nun, wie es mit dem Güterverkehr auf der Schiene und auf der Donau weitergeht. (apa/red)