Verkauf der Russland-Tochter höchste Priorität : RBI-Chef Strobl: Strabag-Deal könnte bei Sanktionsrisiko platzen

ABD0040_20190313 - WIEN - ?STERREICH: RBI-CEO Johann Strobl w?hrend der Pressekonferenz anl. "Jahresergebnis 2018" der Raiffeisen Bank International AG (RBI), am Mittwoch, 13. M?rz 2019 in Wien. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER

Für RBI-Chef Johann Strobl hat der Verkauf des Russland-Geschäfts höchste Priorität. Bei Sanktionsrisiko könnte der Strabag-Deal platzen.

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Die RBI bemüht sich um den Erwerb eines durch EU-Sanktionen eingefrorenen Strabag-Aktienpakets, das früher dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska gehörte, durch die russische RBI-Tochter. Dieses Aktienpaket würde dann an die RBI in Wien in Form einer Sachdividende weitergereicht werden. Das Investmentvehikel, das die Strabag-Aktien hält, wurde an einen nicht sanktionierten russischen Investor verkauft. Nun müsse geklärt werden, ob dieser Verkauf ausreichend sei, um die eingefrorenen Strabag-Aktien wieder freizugeben.

Vorher könnten die Aktien weder an die russische Strabag-Tochter, noch an irgendeinen anderen Interessenten übertragen werden, so Johann Strobl. "Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Wir werden nicht mit dem Erwerb der Strabag-Aktien durch die Raiffeisen Bank Russia fortfahren, wenn wir glauben, dass ein Risiko für Sanktionen oder andere negative Konsequenzen von irgendeiner der relevanten Behörden besteht", etwa durch das US-Finanzministerium. Die Pläne für den Verkauf der Russland-Tochter wären von dieser Entscheidung nicht betroffen. "Wir erwarten, dass wir in den nächsten Wochen mehr wissen werden."

Die Dekonsolidierung unserer russischen Tochter bleibt unsere erste Priorität. Und wir glauben, dass ein Verkauf der schnellste und sauberste Weg dazu ist.

Russland-Geschäft "deutlich zurückgefahren"

Der Verkauf ihres Russland-Geschäfts habe für die Raiffeisen Bank International höchste Priorität. Dafür sei aber auch die Zustimmung der russischen Behörden notwendig. Die RBI hat im ersten Quartal 2024 ihr Konzernergebnis um ein Prozent auf 664 Mio. Euro um ein Prozent gesteigert - die Hälfte davon wurde in Russland und Belarus erwirtschaftet. Man habe das Russland-Geschäft aber in den vergangenen zwei Jahren bereits deutlich zurückgefahren, so Strobl. So sei das Kreditportfolio in Russland deutlich reduziert worden. Darüber hinaus habe man Beschränkungen bei der Finanzierung von Geschäften in Russland und in vielen Nachbarländern eingeführt. "Viele dieser Maßnahmen haben wir proaktiv eingeführt, bevor Sanktionen oder Beschränkungen verhängt wurden", so Strobl.

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Man habe aber darauf geachtet, das Russland-Geschäft nicht zu schnell zu reduzieren, um den Wert der Russland-Tochter für einen möglichen Verkauf zu erhalten. "Unsere russische Tochter hat bedeutende Investitionen in ihr IT-Personal und die Systeme getätigt, um eine völlige Entkoppelung im Falle eines Verkaufs zu ermöglichen. Das Russland-Geschäft wäre dann vollkommen unabhängig von der RBI-Gruppe und von westlichen IT-Lieferanten."

Viele Angebote für russische RBI-Tochter

Man habe in den vergangenen zwei Jahren viele Angebote für die russische RBI-Tochter erhalten, sowohl aus Russland als auch aus anderen Ländern. Für einen Verkauf sei es aber auch notwendig, dass die russischen Behörden einem potenziellen Käufer zustimmten. "Die Dekonsolidierung unserer russischen Tochter bleibt unsere erste Priorität. Und wir glauben, dass ein Verkauf der schnellste und sauberste Weg dazu ist." Die Aufforderung der Europäischen Zentralbank an die RBI, ihren Rückzug aus Russland zu beschleunigen, prüfe man sehr sorgfältig, sagte Strobl. Praktisch könnte dieses Verlangen aber die Dekonsolidierungspläne beeinträchtigen.