Die russische Wirtschaft befindet sich nach den umfassenden westlichen Sanktionen und dem Rückzug vieler internationaler Unternehmen in einer Phase tiefgreifender Transformation. Insbesondere der Abzug westlicher Firmen hat große Lücken hinterlassen, die das Land zu schließen versucht. Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich bei seiner Rede auf dem Moskauer Investitionsforum „Russia Calling“ erneut an internationale Unternehmen gewandt, insbesondere an deutsche Firmen, und sie zur Rückkehr nach Russland aufgefordert. Dabei hob er hervor: „Unsere Türen sind immer offen, wir hatten mit Deutschland jahrzehntelang sehr gute Beziehungen und haben einander stets gut verstanden.“ Er betonte, dass die wirtschaftlichen Bedingungen für deutsche Unternehmen in Russland sogar besser seien als in anderen Ländern.
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Putin stellte jedoch klar, dass Rückkehrer keine Sonderbehandlung erwarten dürften. Dennoch wolle man ihnen keine Hindernisse in den Weg legen. Gleichzeitig zeigte er sich selbstbewusst und wies darauf hin, dass russische Unternehmen und Firmen aus befreundeten Staaten die meisten Lücken, die durch den Abzug westlicher Konzerne entstanden seien, bereits erfolgreich gefüllt hätten. Die Aussage verdeutlicht, dass Russland zunehmend auf die Zusammenarbeit mit Ländern setzt, die es nicht sanktioniert haben, darunter China, Indien und weitere Staaten.
Für das Jahr 2024 prognostizierte Putin ein Wirtschaftswachstum von 3,9 bis 4 Prozent. Diese Prognose wird jedoch von westlichen Experten kritisch betrachtet, da sie vor allem auf der expansiven Rüstungsindustrie basiert, die angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine stark zugenommen hat. Die Lebensbedingungen der russischen Bevölkerung profitieren dagegen nur eingeschränkt von diesem Wachstum, da die hohe Inflation, insbesondere bei Lebensmitteln und Konsumgütern, die Kaufkraft erheblich schmälert. Diese Problematik erwähnte Putin in seiner Rede lediglich am Rande, ohne auf konkrete Maßnahmen einzugehen.
Während Putin betont, dass Russland wirtschaftlich unabhängiger geworden sei, zeigen Berichte, dass die Eigenproduktion in vielen Bereichen zwar gestiegen ist, qualitativ jedoch oft nicht mit westlichen Standards mithalten kann. Der Rückgang ausländischer Investitionen und die anhaltenden Sanktionen belasten zudem die langfristigen Perspektiven der russischen Wirtschaft.
Die geopolitischen Risiken, verbunden mit einem angespannten Verhältnis zwischen Russland und der EU, dürften eine baldige Rückkehr vieler westlicher Firmen unwahrscheinlich machen.
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