Pierer Industrie hat weniger Gewinn : Pierer Industrie: "2024 wird ein Konsolidierungsjahr"

Pierer Industrie AG

Die Pierer Industrie ist die Dachgesellschaft des Imperiums von Stefan Pierer, dazu gehören unter anderem Pankl Racing und die Pierer Mobility (KTM, Husqvarna, GasGas und MV Agusta).

- © Pierer Industrie AG

Die Industriegruppe von Stefan Pierer steigerte ihren Umsatz in 2023 um knapp 10 Prozent und erreichte einen Umsatzwert von rund 3,6 Milliarden Euro. Sowohl in der Zweirad-Gruppe (PIERER Mobility AG) als auch in der Automotiv-Gruppe (Pankl AG) verzeichnete Pierer Industrie Umsatzsteigerungen. Die börsennotierte PIERER Mobility AG steigerte ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2023 um 9,2 Prozent auf rund 2.6 Mrd. Euro. Auch die Pankl AG steigerte den Umsatz um 11,9 Prozent auf rund 936 Mio. Euro im vergangenen Jahr.

Knapp 95 Prozent der Umsatzerlöse wurden außerhalb von Österreich erzielt. Regional betrachtet entfielen 60,5 Prozent des Umsatzes auf Europa (+6,6%), 25,7 Prozent auf Nordamerika inkl. Mexiko (-3,9%) und 13,8 Prozent auf den Rest der Welt (-2,7%).

Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) liegt konzernweit mit rund 437,3 Mio. Euro um 9,4 Prozent unter dem Vorjahreswert, bei einem Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit (EBIT) in Höhe von 208 Mio Euro. Die EBIT-Marge beläuft sich auf 5,8 Prozent (Vorjahr: 8,3%) und die EBITDA-Marge auf 12,2 Prozent.

Im Geschäftsjahr 2023 wurden rund 360 Millionen Euro in das weitere Wachstum investiert (Vorjahr: € 389,4 Mio.). Neben Investitionen in Sachanlagen in Höhe von rund 126 Mio. Euro sind rund 200 Mio. Euro in Produktentwicklung, vor allem im Zweiradbereich, hervorzuheben. Rund 79 Prozent der Gesamtinvestitionen wurden in Österreich investiert.

Mehrheitsübernahme bei MV Agusta

Ein wichtiger Meilenstein für das Unternehmen war die Übernahme der Mehrheit am italienischen Premium-Motoradhersteller MV Agusta S.p.A., an dem die KTM AG bereits im November 2023 einen Anteil von 25,1 Prozent übernommen hat. Mit 15. März 2024 wurde von der KTM AG die bestehende Call-Option zum Erwerb der Mehrheit an der MV Agusta Motor S.p.A. nun bereits vorzeitig ausgeübt und die Beteiligung auf 50,1 Prozent erhöht.

Schon im Vorjahr hat KTM die Supply Chain und den Einkauf von MV Agusta übernommen, ausserdem wird die Produktpalette mittlerweile über das Vertriebsnetz der Pierer Gruppe vertrieben. KTM hat nun auch die industrielle Führung komplett übernommen. Der Standort soll ausgebaut werden. Mittelfristig sei geplant, in Varese jährlich mehr als 10.000 Motorräder von MV Augusta zu produzieren.

Die Pierer-Mobility-Tochter KTM hat die Mehrheit an dem italienischen Motorradhersteller MV Agusta Motor SpA mit Sitz im norditalienischen Varese übernommen.

Stellenabbau und negative Schlagzeilen

Zum Jahresende waren in der Pierer Industrie-Gruppe insgesamt 11.040 Mitarbeiter beschäftigt, davon 6.184 in der PIERER Mobility-Gruppe und 4.373 in der Pankl AG-Gruppe. Insgesamt beschäftigte die Gruppe 7.029 Mitarbeiter in Österreich. Rund 1.800 Mitarbeiter, das sind 16 Prozent der gesamten Belegschaft, sind in der Forschung & Entwicklung tätig. 2023 betrug der Anteil der weiblichen Beschäftigten 25,5 Prozent.

Zuletzt haben die schlechten Nachrichten beim Seriensieger der Rallye Dakar nicht abgerissen. So hat Stefan Pierer laut Recherchen von "'Der Standard" und ORF rund um eine Lebensversicherung in Liechtenstein Millionen Euro an Steuern nachzahlen müssen. Ende des Vorjahres wurde bekannt, dass heuer bis zu 300 Stellen in Österreich abgebaut werden sollen. Im März wurde dann verlautbart dass noch 120 Forschungsjobs dazukommen sollen.

2024 wird ein Konsolidierungsjahr

Für das Geschäftsjahr 2024 rechnet die PIERER Mobility-Gruppe weiterhin mit einem global schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, nicht zuletzt getrieben von den unverändert signifikant hohen Inflationsraten und Lohn und Gehaltsentwicklungen mit weitreichenden Einflüssen auf die Preisentwicklung weltweit. Für die Gruppe wird das Jahr 2024 laut Jahresfinanzbericht ein Konsolidierungsjahr, welches zur Stärkung des Kerngeschäfts genutzt wird.

Es werden Kostenreduktionsmaßnahmen im zweistelligen Millionenbereich durchgeführt werden. Diese Maßnahmen umfassen insbesondere die stärkere Fokussierung auf das Kerngeschäft Powered-Two-Wheelers (Motorräder und elektrifizierte Mobility-Produkte) mit den Premiummarken KTM, GASGAS und Husqvarna sowie MV Agusta. Als weitere wesentliche Maßnahme zur Kostenreduktion werden Teile der Produktion für einzelne Modelle der Mittelklasse und bestimmte Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zum strategischen Partner Bajaj Auto (Indien) sowie zu CFMOTO (China) verlagert. Das betrifft Produkte in sehr preis- und wettbewerbsintensiven Märkten.

CFMOTO
Teile der Produktion werden an den srategischen Partner CFMOTO in China ausgelagert. - © CFMOTO

Reduktion des Zinsniveaus erwartet

Begleitet werden diese Maßnahmen unter anderem durch die Reduktion der Mitarbeiteranzahl um bis zu 300 Arbeitsplätze in Mattighofen und Munderfing, insbesondere durch die Herausnahme von Leiharbeitern sowie durch Mitarbeiter, die über natürliche Fluktuation das Unternehmen verlassen. Die aktuellen Liquiditätsreserven gepaart mit einem ausgewogenen Mix an verschiedenen Finanzierungsinstrumenten sollen es der Unternehmensgruppe ermöglichen, auch im Jahr 2024 in einem volatilen Marktumfeld flexibel zu agieren.

In diesem Zusammenhang wurden die verfügbaren Liquiditätsreserven kurz- und langfristig deutlich erhöht. So hat die KTM Gruppe im Geschäftsjahr 2023 etwa ein Schuldscheindarlehen mit einem Volumen von 300 Mio. Euro sowie eine Namensschuldverschreibung im Umfang von 50 Mio. Euro emittiert. Weiters wurden Maßnahmen zur Steuerung des Zinsänderungsrisikos ergriffen. Die PIERER Mobility-Gruppe erwartet mittelfristig eine Reduktion des derzeit hohen Zinsniveaus.