Import und Investitionen : Stahl, Energie, Automotive – Sanktionen und Krieg dämpfen Österreichs Wirtschaft

2021 wurden in Österreich 7,88 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugt. Das war ein Anstieg von über einer Million im Vergleich zum Vorjahr.

Ein Importverbot für Stahl dürfte Teil der neuesten Sanktionen sein.

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Die EU-Staaten haben am Montag angesichts des Ukraine-Kriegs weitere Sanktionen gegen Russland – das vierte Sanktionspaket – beschlossen. Details wurden zunächst nicht genannt, Diplomaten zufolge gehören zu den Sanktionen ein Importverbot für Stahl und Eisen, ein Verbot von Investitionen in Ölunternehmen und den Energiesektor sowie ein Exportverbot für Luxusgüter, darunter Automotive im Wert von mehr als 50.000 Euro.

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Die wirtschaftlichen Auswirkungen der neuen Sanktionen für Österreich sind laut Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) "seriöserweise momentan nicht abschätzbar". Was den Handel mit Russland betreffe, sei Österreich zwar nicht mehr so abhängig wie noch vor einigen Jahren, aber es komme auf die Dauer der Strafmaßnahmen an, sagte Brunner am Dienstag vor einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel.

Das Handelsvolumen mit Russland lag 2016 noch bei über vier Prozent des gesamten österreichischen Handelsvolumens, erklärte der Finanzminister. Mittlerweile sei man bei unter zwei Prozent angelangt, das heiße, die Auswirkungen seien nicht mehr so groß, wie sie noch vor ein paar Jahren gewesen wären. Dennoch sei es "schwer abzuschätzen, weil es darauf ankommt, wie lange die Sanktionen dauern", sagte Brunner.

Momentan, so der Finanzminister, sei man also "vom Handelsvolumen her nicht so betroffen. Wo wir schon betroffen sind, sind die Energiepreise". Hier warte man auf den Vorschlag der EU-Kommission.

Auch von Ökonomen der Bank Austria heißt es: "Zum einen beeinträchtigen die Russland-Sanktionen direkt den Außenhandel. Vor allem aber werden die höheren Energiepreise indirekt über Einkommens- und Gewinneinbußen die Nachfrage abschwächen." Die Experten haben daher ihre Wachstumsprognosen für Österreich revidiert.

Insgesamt gehen die Ökonomen des Instituts von einem negativen Wachstumseffekt durch die Ukraine-Krise von rund 1,25 Prozentpunkten kumuliert in den nächsten beiden Jahren aus. "Für 2022 erwarten wir ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent und damit 0,9 Prozentpunkte weniger als vor Ausbruch des Konflikts. 2023 wird der BIP-Anstieg mit 2,6 Prozent um etwa 0,4 Prozentpunkte geringer ausfallen als bisher erwartet", sagte Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Dienstag laut einer Aussendung.

Belastet wird die heimische Wirtschaft bzw. die Bevölkerung insbesondere von Preisanstiegen bei Energie oder einem möglichen Lieferstopp von Importgütern aus Russland, insbesondere von Gas, das Österreich bisher zu rund 80 Prozent aus Russland bezieht. Die Sanktionen würden zwar direkt den Außenhandel mit Russland beeinträchtigen, allerdings betrugen die Exporte nach Russland 2021 nur knapp 2 Mrd. Euro, das entspricht 0,5 Prozent des BIP.

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Die Auswirkungen auf die russische Wirtschaft sind nach Ansicht Brunners hingegen klar ersichtlich. "Die bisherigen Sanktionen wirken sehr gut, insbesondere die Isolierung der russischen Zentralbank", sagte der Ressortchef mit Blick auf den stark abgewerteten Rubel. "Die Situation in Russland ist schwierig, das war genau der Sinn der Sanktionen." (apa/red)