Russland/Ukraine : Kurzarbeit als Alternative zu Produktionsstopp? – Mahle Austria probiert's

Mahle Filtersysteme Austria Headquarters

Standort Mahle Filtersysteme Austria in St. Michael ob Bleiburg (Bezirk Völkermarkt) in Kärnten

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Bei Mahle Filtersysteme Austria in St. Michael ob Bleiburg (Bezirk Völkermarkt) in Kärnten wird mit 1. April Kurzarbeit eingeführt. Das Unternehmen bestätigte am Samstag einen entsprechenden Bericht der "Kleinen Zeitung". Ursache seien die Auswirkungen des Ukraine-Krieges: "Aufgrund der äußerst volatilen Situation können wir zu Dauer und Umfang der Kurzarbeit zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen."

Die Folgen des Ukrainekriegs seien bereits europaweit massiv spürbar, hieß es seitens des deutschen Autozulieferers. Die Lieferketten seien stark beeinträchtigt oder sogar unterbrochen. Die Konsequenzen seien weitreichend - bis zu Produktionsstopps bei Kunden in Europa sowie die Einstellung von Exporten nach Russland, so ein Sprecher auf APA-Nachfrage. Laut Kleiner Zeitung wurden rund 1.600 Mitarbeiter inklusive Leiharbeiter und damit fast die gesamte Belegschaft zur Kurzarbeit angemeldet.

Kürzlich erklärte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), die hohen Energiepreise werden "nur im Ausnahmefall" zu Produktionsstopps bei heimischen Unternehmen führen. Als einer der ersten Betriebe in Österreich drosselte die steirische Papierfabrik Norske Skog in Bruck/Mur ihre Produktion offenbar wegen hoher Gaspreise. Auch fehlende Bauteile und hohe Preise für andere Rohstoffe belasten die Unternehmen. "Wir haben die Kurzarbeit", sagte Kocher in Richtung der betroffenen Firmen.

Die Sprit-, Gas- und Strompreise steigen seit einem Jahr deutlich, nun durch den Krieg noch schneller. Arbeitsminister Kocher hofft, dass sich die Preise nach "einem Überschießen" wieder einpendeln werden. Für solche "exogene Schocks" gebe es die Kurzarbeit, sagte Kocher am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien.

Die Corona-Kurzarbeit für besonders betroffene Betriebe läuft noch bis Ende März, das für die Unternehmen finanziell etwas eingeschränkte Kurzarbeitsmodell geht bis Ende Juni 2022. Kocher will mit dem Regierungspartner und den Sozialpartnern nun über die weitere Vorgehensweise bei der Kurzarbeit verhandeln. "Wenn es keine Einigung über ein neues Modell gebe, dann würde das Modell von vor der Krise wieder in Kraft treten", sagte Kocher. Man habe gesehen, dass das alte Kurzarbeitsmodell "einige Schwachpunkte" habe. In der Wirtschaftskrise 2008/09 schickten vor allem Industriebetriebe ihre Beschäftigten in Kurzarbeit. Die Nettoersatzrate für Beschäftigte in Kurzarbeit liegt seit Beginn der Coronapandemie je nach Einkommenshöhe bei 90 Prozent, 85 Prozent oder 80 Prozent.

Der Arbeitsminister erwartet durch den Ukraine-Krieg vor allem negative Zweitrunden-Effekte auf die heimische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Die Verbesserungen der letzten Monate am Arbeitsmarkt werden "sich nicht so fortsetzten", erwartet Kocher. Auch die Prognosen vom vergangenen Dezember für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 in Österreich seien "unrealistisch". Damals prognostizierten IHS und Wifo für heuer ein BIP-Plus von 4,2 bzw. 5,2 Prozent. (apa/red)