Magna setzt auf chinesische E-Autos : Magna vor neuem Mega-Deal: Chinesischer Hersteller GAC plant Produktion in Graz

Magna Produktion

Magna könnte von den Strafzöllen auf chinesische E-Autos profitieren

- © Magna

EU-Strafzölle eröffnen Magna Chancen für neue Aufträge

Magna steht vor einer entscheidenden Phase und vor einem möglichen neuen Großprojekt: Durch die geplanten EU-Strafzölle auf chinesische Elektroautos sind asiatische Hersteller gezwungen, ihre Produktion nach Europa zu verlagern – entweder durch eigene Werke oder Auftragsfertigung. Für Magna eröffnet sich dadurch in einer schwierigen Situation eine Chance. Das Unternehmen benötigt dringend neue Aufträge, da europäische Kunden derzeit nur wenige neue Bestellungen erteilen. Daher ist das Magna-Management regelmäßig in China unterwegs, während chinesische Delegationen in Graz ein- und ausgehen. Aktuell sind Top-Manager des chinesischen Herstellers GAC vor Ort, um die Produktionsmöglichkeiten in Graz zu prüfen.

>>> GAC plant Produktion von Elektroautos in Europa um Zölle zu umgehen

GAC, die Guangzhou Automobile Group, gehört zur Guangzhou Automobile Industry Group und ist einer der führenden Autobauer in China. Während die Marke in Österreich kaum bekannt ist, kooperiert GAC bereits seit Jahren mit globalen Herstellern wie Honda und Toyota. Die Ambitionen des Unternehmens auf dem europäischen Markt wurden auf der diesjährigen Pariser Automesse deutlich. Führende Vertreter wie Fu Bingfeng, Generalsekretär des chinesischen Hersteller-Verbandes, und Feng Xingya, Präsident der GAC-Gruppe, unterstrichen vor Ort ihre Europa-Pläne. Wei Haigang, Präsident von GAC International, erwähnte dabei, dass GAC Optionen wie den Bau eines neuen Werks, die gemeinsame Nutzung eines bestehenden Werks oder sogar eine Übernahme in Betracht zieht.

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- © Industriemagazin

GAC plant Elektroauto-Produktion in Europa: Magna als Partner?

Diese Überlegungen führen auch zu der hochkarätigen Delegation von GAC, die sich diese Woche bei Magna in Österreich aufhält. Die Grazer Produktion ist eine von mehreren Optionen und könnte für Magna ein bedeutender Erfolg sein. In Paris betonte GAC, wie stark das Unternehmen in den letzten Jahren von den europäischen Marktgegebenheiten gelernt habe. Es wurde ein umfassender Europa-Plan präsentiert, der unter anderem ein Servicenetzwerk und Vertriebskonzepte umfasst. GAC strebt danach, als zuverlässiger Partner und beliebte Marke in Europa Fuß zu fassen. Branchenkenner berichten, dass GAC eine langfristige Strategie verfolgt, mit dem Ziel, bis 2028 eine vollständige Modellpalette in Europa anzubieten und ab 2030 jährlich 500.000 Fahrzeuge zu verkaufen. Um die Zölle zu umgehen, plant GAC eine lokale Produktion in Europa, wobei eine konkrete Entscheidung noch aussteht.

>>> Nach der Abstimmung - ausreichend EU-Staaten für Strafzölle auf chinesische E-Autos

GAC ist der drittgrößte chinesische Automobilhersteller und hat seit 2022 seine Präsenz in Europa ausgebaut, etwa mit einem Designcenter in Mailand. Das bei Magna in Graz potenziell zu bauende Fahrzeug, ein SUV namens Aion V, wurde ebenfalls auf der Pariser Messe vorgestellt. Dieses speziell für Europa entwickelte Modell bietet eine Reichweite von 520 km und Features wie einen integrierten Kühlschrank. Geplant ist, dass das Fahrzeug ab 2025 in Europa erhältlich ist. GAC benötigt schnell Produktionskapazitäten und verfolgt eine langfristige Vision für sein Europa-Projekt. Wei Haigang betonte dabei die Bedeutung der Partnerschaft mit europäischen Firmen, um ein nachhaltiges Ökosystem für GAC zu schaffen. Ein potenzieller Stolperstein für Magna könnten jedoch die hohen Produktionskosten sein.

Parallel dazu war Wirtschaftsminister Martin Kocher auf einer Wirtschaftsreise in China unterwegs. Dabei besuchte er unter anderem Unternehmen aus der Automobilbranche, sowohl chinesische Hersteller wie Nio und Saic als auch österreichische Firmen wie Magna, die in China aktiv sind. Das Ziel dieser Gespräche war es, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und China zu stärken und im Hinblick auf die EU-Ausgleichszölle konstruktive Verhandlungen zu fördern.

Aion V GAC
Der chinesische Autobauer GAC möchte in Europa Fuß fassen - und produzieren - © GAC

Hoffnung nach Fisker-Insolvenz

Der Auftragsfertiger in Graz steht vor erheblichen Herausforderungen. Das Werk, das seit Jahrzehnten für verschiedene Automobilhersteller Fahrzeuge produziert, sieht sich mit einem Rückgang an Aufträgen konfrontiert. Der bevorstehende Auslauf wichtiger Verträge, darunter Jaguar Land Rover, stellt den Standort vor eine unsichere Zukunft. Jaguar wird seine Produktion des I-Pace und E-Pace SUV im Dezember 2024 beenden, da das Unternehmen einen strategischen Schwenk hin zu vollelektrischen Fahrzeugen plant​.Aktuell ist die Mercedes G-Klasse das wichtigste Modell, das weiterhin in Graz produziert wird. Diese Partnerschaft hat sich über mehr als vier Jahrzehnte etabliert. Magna feierte erst kürzlich die Produktion des 500.000sten G-Klasse-Modells​.

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Neben Jaguar endete in diesem Jahr auch die Produktion des Fisker Ocean bei Magna in Graz mit einem Knall: Fisker, ein Elektroauto-Start-up, hatte ursprünglich geplant, jährlich 20.000 bis 23.000 „Ocean“-SUVs bei Magna produzieren zu lassen. Allerdings wurden nur etwa 10.000 Fahrzeuge gefertigt, bevor Fisker in Österreich einen Insolvenzantrag stellte. Dies führte dazu, dass Magna die Produktion des Fisker Ocean einstellen musste.

Das Magna-Werk in Graz
Magna-Werk in Graz - © Wikipedia

Chinesische Hersteller drängen nach Europa

Die chinesischen Autohersteller drängen verstärkt auf den europäischen Markt, da der Wettbewerbsdruck in ihrer Heimat durch über 100 inländische E-Auto-Produzenten enorm ist. Dies führt zu Überkapazitäten und einem intensiven Preiskampf, der auch deutsche Automarken wie Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW unter Druck setzt. Aufgrund sinkender Verkaufszahlen in China und der schwachen wirtschaftlichen Lage in Europa sahen sich diese Unternehmen kürzlich gezwungen, ihre Gewinnprognosen zu senken.

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Auch auf dem US-Markt haben es chinesische Hersteller schwer, da hohe Importzölle von bis zu 100 Prozent die Marktpräsenz blockieren. Somit wird Europa immer wichtiger. Trotz neuer EU-Pläne, den Import von Elektroautos aus China mit Zöllen von bis zu 45 Prozent zu erschweren, bleibt der europäische Markt für die Chinesen attraktiv. Die EU argumentiert, dass chinesische Hersteller durch staatliche Subventionen im Vorteil seien – ein Vorwurf, den China entschieden zurückweist. Verhandlungen über diese Handelsbarrieren laufen derzeit auf Hochtouren.

Bemerkenswert ist, dass trotz der Einführung höherer Zölle bisher kein chinesischer Hersteller Preiserhöhungen angekündigt hat. Stattdessen halten sie ihre Fahrzeuge weiterhin zu attraktiven Preisen auf dem Markt. So plant GAC, den SUV „Aion V“ ab Mitte 2025 für unter 40.000 Euro in Europa anzubieten.