Corona-Strategien : Anlagenbauer Gregor Kremsmüller: „Diese Zeit wird auch positive Spuren hinterlassen“

Kremsmüller
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INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Kremsmüller, wie ist es um die Auslastung in Ihrem Unternehmen bestellt?

Gregor Kremsmüller: Wir haben in vielen Bereichen wieder annähernd Vollauslastung. In anderen Bereichen ist die Kurzarbeit nach wie vor wichtig und notwendig. Hier alles richtig zu machen, um verlässlich auch alle Förderungen zu bekommen, ist eine riesige administrative Herausforderung.

Also eine erste Normalisierung?

Kremsmüller: Wir sind in einer Branche, in der Projekte sehr langfristig geplant werden. Bereits eingetaktete Projekte werden auch umgesetzt. Daher macht es auch den Anschein, dass sich die Situation jetzt wieder rasch normalisiert. Wie weitreichend die Auswirkungen sind, werden wir erst in ein, zwei Jahren wissen. Es stellt sich die Frage, ob Maßnahmen und das Budget dafür so langfristig geplant sind.

Gab es phasenweise ein Motivationsloch?

Kremsmüller: Vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie war es schon ein Thema, unsere Mitarbeiter zur Fahrt auf die Baustelle zu motivieren. Seit der ersten Woche habe ich in regelmäßigen Video-Statements unsere Situation und die Maßnahmen erklärt, alle wichtigen Regeln der Kurzarbeit nähergebracht und vor allem eines immer in den Mittelpunkt gestellt: Wie wichtig es ist, jetzt Umsatz zu generieren. Ich denke, diese Zeit wird auch positive Spuren in Sachen Teamgeist und Zusammenhalt hinterlassen.

Wie denken Sie über die aktuelle Diskussion zur Klimapolitik? Braucht es ein nachhaltigeres Wirtschaften?

Kremsmüller: Laut Regierung wird sich Österreich ja aus der Krise rausinvestieren. Und die Schwerpunkte sollen offensichtlich bei Projekten mit Umwelt- und Klimafokus gesetzt werden. Wir würden uns sehr gerne in einer solchen Projektlandschaft wiederfinden. Wenn ein jahrelang sanierter Altbau plötzlich niederbrennt, stellt man ja auch nicht wieder den selben Altbau auf. Sinnvollerweise wird man an diesem Platz ein zeitgemäßes Haus errichten.

Wieweit ist Ihre Supply Chain von ihrem Normalzustand entfernt?

Kremsmüller: Abgesehen vom allgegenwärtigen Problem, die richtigen Schutzmasken in ausreichender Anzahl zu bekommen, gibt es keine gröberen Lieferengpässe.

Lassen sich Mehrkosten in der Lieferkette an Kunden weiterreichen?

Kremsmüller: Derzeit laufen noch zahlreiche Gespräche, wie mit den Mehrkosten umgegangen wird und wir bekommen durchwegs positive Signale. Aber Corona wird Verträge nachhaltig verändern und Risiken werden künftig in irgendeiner Form kalkuliert werden müssen.

Wie gehen Sie mit schon länger geplanten Investitionsprojekten um?

Kremsmüller: Da es seit Beginn der Krise sehr unterschiedliche Szenarien gab, wurden alle Investitionsprojekte mal vorsorglich on-hold gesetzt. Mit mehr Planungssicherheit werden nun der Reihe nach auch die Investitionsprojekte wieder reaktiviert. In Steinhaus wäre jetzt der Ausbau unserer Schweißakademie und der Lehrlingsausbildung gerade voll im Gange. Da es auch nach Corona nach wie vor einen Fachkräftemangel geben wird, wird dieses Projekt als eines der ersten realisiert.

Zum Abschluss: Wie sehr leiden Sie unter den Reiseeinschränkungen?

Kremsmüller: Ich habe bereits vor langer Zeit die Teilnahme bei einem Seminar in München geplant. Ich bin schon sehr gespannt, ob es im Juni stattfindet und wie dann der Grenzübertritt funktioniert. Ebenfalls im Juni wäre ein verlängertes Wochenende mit mehreren Familien in Italien geplant gewesen. Wir hoffen noch auf ein kleines Wunder…

Vielen Dank für das Gespräch!