Energieversorgung : Köppl-Turyna: "Hohe Gaspreise werden uns lange begleiten"

Eco Austria Direktorin Monika Köppl-Turyna

Monika Köppl-Turyna, Direktorin EcoAustria

- © BKA/Florian Schrötter

Energieexporte sind Russlands wichtigste Einnahmequelle. Neben Gas exportiert das Land auch Öl, Kohle und Uran. Diese Exporte machen rund zwei Drittel der Warenexporterlöse aus und gut die Hälfte aller föderalen Einnahmen. Ein Lieferstopp wäre auch für Russland verheerend.

Täglich fließen derzeit noch rund 660 Millionen Euro nach Russland und 109 Millionen Kubikmeter Gas zurück in die EU. Dies finanziert letztendlich auch die Aufrüstung des Landes und den Krieg in der Ukraine.

Österreichs Importe von Öl und Gas 2007-2021

- © Neos Lab / Statistik Austria

Doch der Kälteeinbruch in vielen EU-Ländern, die unsichere Gesamtsituation und teils leere Gasspeicher, haben die großen europäischen Energieversorger, wie etwa Eni oder die heimische OMV, dazu veranlasst, wieder mehr Gas aus Russland anzufordern. Die Statistik Austria hat dazu aktuelle Zahlen präsentiert, die die österreichischen Verflechtungen im Außenhandeln nahelegen.

Österreich verbraucht laut E-Control jährlich 8 Millionen Kubikmeter Gas, rund 80 Prozent davon kommen aus Russland. In der gesamten EU macht der Anteil an russischem Gas rund 40 Prozent aus.

Die hohe Abhängigkeit führt in Österreich zu einem massiven Preisschock, der die Produktionskosten ansässiger Unternehmen nach oben schnellen lässt. "Bis Mitte des letzten Jahres haben wir 15-20 Euro pro Megawattstunde bezahlt, Ende des Jahres bereits 120 Euro. Kurz vor der Ukraine-Krise lag der Preis bei ca. 70 Euro und vergangene Woche explodierten die Preise und stiegen auf bis zu 300 Euro", so die liberale Ökonomin, Monika Köppl-Turyna.

IV-Präsident Georg Knill sieht die heimische Wirtschaft derzeit von den hohen Energiekosten bedroht: „Ich muss in aller Deutlichkeit sagen – die derzeitige Situation gefährdet den Industriestandort. Wenn die Politik nicht gegensteuert, werden wir unsere Industrie in der heutigen Form nicht aufrechterhalten können.“ Die Ereignisse der letzten Wochen haben die Lage noch zusätzlich verschärft. „Österreichs Unternehmen – insbesondere die energieintensive Industrie – sehen sich derzeit nicht nur mit einer überschießenden Energiepreisentwicklung konfrontiert, sondern auch mit dem ständig schwebenden Damoklesschwert eines drohenden Gas-Stopps. Das treibt die Preise für Strom und Gas auf ein historisches Hoch und stellt viele Unternehmen vor die Frage des Abstellens der Produktion", sagt Knill

Das Thema Energiekosten sei aber auch international ein großes Thema, denn in Amerika können sich die Preise bisher halten, in Europa haben sie sich durch die Abhängigkeit verzehnfacht, so Köppl-Turyna. Da Europa einen gemeinsamen Gasmarkt bedient, liegen hier die Preise alle auf einem ähnlichen Niveau. "Wir sind sehr exportorientiert und so haben es Branchen die im internationalen Wettbewerb stehen besonders schwer. Für sie ist es schwieriger die Kosten an Konsumenten weiterzugeben, manche werden da bald nicht mehr mithalten können." Experten rechnen bis mindestens Endes des Jahres mit besonders hohen Preisen.

Grafik Preiserwartung Erdgas
Entwicklung der Gaspreise am Spot-Markt bzw. Futures-Entwicklung - © EcoAustria
"Manche international agierenden Unternehmen werden bald nicht mehr mithalten können."
Monika Köppl-Turyna, Direktorin EcoAustria

Sollte es tatsächlich zu einem Gas-Stopp kommen, sieht Köppl-Turyna neben den weiter ansteigenden Preisen auch ein eventuelles Angebotsproblem. "Hier muss dann allerdings das Energielenkungsgesetzt greifen, das vorschreiben wird, wer noch produzieren darf. In diesem Fall würde auch der Staat betroffene Unternehmen wieder unterstützen müssen, ähnlich wie zu Beginn der Coronakrise und dem Lockdown, um die Liquidität zu gewährleisten."


Das gesamte Interview mit Monika Köppl-Turyna sehen Sie hier ab Minute 03:20.