In der Ostukraine ist ukrainischen Angaben zufolge eine stillgelegte Gipsfabrik des deutschen Unternehmens Knauf von der russischen Luftwaffe bombardiert worden. Der Militärgouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko veröffentlichte Fotos von einer dicken schwarzen Rauchwolke über der Fabrik. Es habe sich bei dem zu Kriegsbeginn stillgelegten Werk um ein rein ziviles Objekt gehandelt, schrieb er - und warf Russland die absichtliche Zerstörung von Industrie in der Region vor.
Knauf bestätigte am Dienstagabend, das Werk in Soledor im Donbass sei von einer Rakete getroffen und in Brand gesetzt worden. Wer sie abgeschossen habe, sei dort nicht bekannt. «Soweit wir wissen, sind bei dem Raketenangriff keine Menschen verletzt worden», hieß es auch von Seite des Unternehmens. Der genaue Umfang der Schäden ließe sich wegen der andauernden Gefechte vor Ort noch nicht feststellen. Knauf hatte das Werk kurz nach der russischen Invasion außer Betrieb gesetzt. Von russischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme.
Wie Nexta TV, ein in Warschau angesiedeltes Medienprojekt, dass sich vor allem für die Opposition in Weißrussland, aber auch gegen Putins Krieg in der Ukraine berichtet, gehört Knauf seit Jahren zu den größten Auslandsinvestitionen in der ostukrainischen Donbass-Region. Neben dem Werk zur Herstellung von Gipsbauplatten im Donbass, betreibt Knauf auch eine sowie eine kleinere Anlage in Kiew. Das Unternehmen beschäftigt in der Ukraine insgesamt 598 Mitarbeiter. Das Donbasser Werk lief bis zu Kriegsbeginn. Dann schloss Knauf seine Werke in der Ukraine. Die Mitarbeiter hat man aus Sicherheitsgründen vorsorglich nach Hause geschickt.
Knauf ist auch in Russland selbst stark vertreten. So hat man etwa gemeinsam mit dem russischen Unternehmen Sveza, das zur Mordaschow-Gruppe gehört, bei der Herstellung von Häusern in Modulbauweise zusammengearbeitet. 2017 beschäftigte Knauf in Russland 5.400 Mitarbeiter. Das Werk in Krasnogorsk westlich von Moskau gehört zum Beispiel zu den größten Produktionsstätten der Gruppe. Das Unternehmen ist seit den frühen 1990er-Jahren in Russland aktiv und gilt als der größte deutsche Investor in die Bauindustrie Russlands, der Ukraine, Kasachstans und Moldawiens.
Die Unternehmensgruppe Knauf mit Sitz im unterfränkischen Iphofen stellt mit rund 40.000 Mitarbeitern Baustoffe und Bausysteme her. Vergangenes Jahr erwirtschaftete sie einen Jahresumsatz von 12,5 Milliarden Euro. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen weltweit in 90 Ländern tätig, darunter auch in Österreich, wo rund 200 Personen, vor allem in der Österreich-Zentrale in Weißenbach bei Liezen beschäftigt werden.
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