ZF Stellenabbau : 14.000 Stellen auf der Kippe: Ist das Verbrennerverbot Schuld am Stellenabbau bei ZF?

Dr. Holger Klein, 52, übernimmt zum 1. Januar 2023 den Vorstandsvorsitz der ZF Friedrichshafen AG. Ressorts Vertrieb, Forschung und Entwicklung, Systemhaus Autonome Mobilitätssysteme, Aftermarket// Dr. Holger Klein, 52, will be Chairman of the Board of Management and CEO of ZF Friedrichshafen AG as of January 1, 2023. Responsible for: Sales, Research & Development, System House Autonomous Mobility Systems, Aftermarket

Holger Klein, Vorstandschef ZF

- © ZF Group

Der Stellenabbau beim deutschen Autozulieferer ZF Friedrichshafen könnte durch eine Abkehr vom geplanten Verbrennerverbot der EU ab 2035 möglicherweise weniger gravierend ausfallen. Auf die Frage, ob die Lockerung des Verbots Arbeitsplätze retten könnte, erklärte Vorstandschef Holger Klein am Donnerstag, dass von den 11.000 bis 14.000 Stellen, die das Unternehmen in Deutschland streichen will, rund 3.000 Stellen von Marktvolatilitäten und regulatorischen Fragen abhängen.

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"Diese 3.000 dazwischen hängen an Marktvolatilitäten und an solchen Fragen der Regulierung", sagte Klein in einer Online-Pressekonferenz. Vor etwa einer Woche hatte ZF Friedrichshafen bekanntgegeben, dass bis 2028 jeder vierte der 54.000 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden soll. Dabei sollen Standorte zusammengelegt und Kapazitäten an die schwächere Marktnachfrage angepasst werden. Klein betonte am Donnerstag: "Das ist keine Abkehr vom Standort Deutschland, sondern im Gegenteil - das ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland."

In Österreich beschäftigt das Unternehmen an den Standorten Lebring, Steyr und Wien etwa 800 Mitarbeiter.

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- © Industriemagazin

Betriebsrat sei noch nicht informiert über Kündigungen

In Bezug auf die Diskussionen über Arbeitsplätze sagte Klein: "Arbeitsplätze-Diskussionen laufen an den Standorten mit den entsprechenden Arbeitnehmervertretern." Ein Sprecher des Betriebsrats widersprach jedoch: "Da läuft noch gar nichts. Die müssen jetzt erstmal mit den Informationen um die Ecke kommen." Der Betriebsrat sei bislang nicht darüber informiert worden, wie und wo der Abbau erfolgen soll. Die IG Metall hat angekündigt, sich gegen die Pläne zu wehren und äußerte, dass die Unternehmensführung durch strategische Fehleinschätzungen ZF in eine schwierige Lage gebracht habe.

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Klein räumte ein, dass sich der Markt für Elektromotoren schlechter entwickelt als erwartet. "Die Fabriken sind da, die Modelle sind da, die Orderbücher sind da. Und alles, was uns dann natürlich belastet, ist, wenn die Volumina nicht so kommen wie geplant, weil sie dann im Endeffekt Überkapazitäten haben", sagte der Konzernchef. "Und von daher hoffen wir sehr stark, dass die E-Mobilität tatsächlich hier nur eine Verschnaufpause einlegt und dann wieder hochläuft."

Die Zulieferer machen uns Sorgen.
Oliver Zipse, BMW

Zulieferer-Industrie in der Krise

Auch andere Autozulieferer wie Bosch und Continental haben derzeit Schwierigkeiten. Der Automarkt ist allgemein schwach, und die hohen Investitionen in Elektromobilität zahlen sich aufgrund des langsameren Übergangs zu klimafreundlichen Fahrzeugen nicht aus. ZF zählt BMW zu seinen wichtigsten Kunden. BMW äußerte sich nicht zu bestimmten Namen, bestätigte jedoch, dass Zulieferer um Hilfe bitten. Normalerweise gibt es Ausgleichszahlungen, wenn der Hersteller nicht die vereinbarten Mengen abruft, aber auch direkte Finanzhilfen sind möglich. "Die Zulieferer machen uns Sorgen", sagte BMW-Chef Oliver Zipse und fügte hinzu, dass es nicht nur um fehlende Produktionsmengen, sondern auch um hausgemachte Probleme gehe. Die Industrie sei jedoch anpassungsfähig: "Da muss man jetzt noch nicht schwarzmalen."

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ZF erklärte, dass die geplante Abspaltung der Airbag-Sparte ZF Lifetec nach Plan verläuft. Finanzchef Michael Frick sagte: "Wir werden in den nächsten Wochen, Monaten weiter die internen Überlegungen fortführen, wie wir mit dem Unternehmensteil umgehen wollen." Ein Börsengang oder ein Verkauf seien nach wie vor möglich. "Wir sind jetzt in der Situation, dass wir dann auch in die Umsetzung gehen können."

Trotz eines Gewinnrückgangs im ersten Halbjahr hält ZF an seinem Margenziel für das Gesamtjahr fest, auch wenn die Umsätze schrumpfen. Das bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) sank um 17 Prozent auf 780 Millionen Euro, was einer Marge von 3,5 Prozent (vorher 4,0 Prozent) entspricht. ZF Friedrichshafen erwartet für das Gesamtjahr weiterhin eine Rendite von 4,9 bis 5,4 Prozent, jedoch bei einem Umsatzrückgang auf 42,5 bis 43,5 Milliarden Euro. Im Frühjahr hatte ZF noch einen Umsatz von 45 Milliarden Euro prognostiziert.

Abbau von 14.000 Stellen in Deutschland

Der deutsche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen plant im Rahmen eines umfassenden Restrukturierungsplans, bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abzubauen. Diese Entscheidung ist eine Reaktion auf die signifikanten Veränderungen in der Automobilindustrie, insbesondere den Übergang von Verbrennungsmotoren hin zu Elektromobilität und alternativen Antrieben. Der Stellenabbau betrifft vor allem Standorte, die sich auf die Produktion von Komponenten für Verbrennungsmotoren spezialisiert haben. Diese Maßnahme ist Teil der Bemühungen von ZF, die Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in einem sich rasch wandelnden Marktumfeld zu sichern.

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Neben den Veränderungen in der Automobilindustrie spielen auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie eine entscheidende Rolle bei den geplanten Einsparungen. Der technologische Wandel zwingt ZF dazu, verstärkt in zukunftsorientierte Technologien wie Elektromobilität, autonome Fahrsysteme und Digitalisierung zu investieren. Gleichzeitig sieht das Unternehmen sozialverträgliche Lösungen wie Frühverrentung und Abfindungen vor, um den Stellenabbau möglichst fair zu gestalten.

Trotz der Bemühungen um einen sozialverträglichen Abbau kritisieren Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften die Maßnahmen scharf. Sie fordern alternative Lösungen, um Arbeitsplätze zu sichern und die Belegschaft vor den negativen Folgen des Stellenabbaus zu schützen. Die Unternehmensführung von ZF hingegen betont die Notwendigkeit der Maßnahmen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen. Parallel dazu plant ZF, erhebliche Investitionen in die Entwicklung neuer Technologien zu tätigen, um die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens zu stärken.

Ausbau der E-Mobilität in Saarbrücken geplant

Der Automobilzulieferer ZF plant umfangreiche Investitionen am Standort Saarbrücken, um die Produktion im Bereich der Elektromobilität auszubauen. Zukünftig sollen dort neben den etablierten Automatikgetrieben für Pkw auch zwei weitere rein elektrische Pkw-Achsantriebe gefertigt werden. Damit strebt das Unternehmen an, sich "noch breiter aufzustellen und flexibler auf Marktentwicklungen zu reagieren."

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Durch die Investition in eine "neue, hochmoderne und flexible Fertigungslinie" werden etwa 300 Arbeitsplätze in der Produktion gesichert. Dennoch betonte Markus Schwabe, Head of Business der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien, dass weiterhin "die Notwendigkeit der strukturellen Anpassung des Standorts" bestehe. Er machte klar: "Denn klar ist, dass der Standort aufgrund der deutlich geringeren Wertschöpfung in der E-Mobilität das heutige Beschäftigungsniveau nicht halten kann." Mit rund 10.000 Beschäftigten zählt Saarbrücken zu den größten Standorten im ZF-Produktionsnetzwerk.

Für die neuen E-Mobilitätsprodukte, in die ein dreistelliger Millionenbetrag investiert wird, wird unter anderem der 2022 gemeinsam mit den Mitarbeitern gegründete Zukunftsfonds genutzt. Zudem wurden verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit vereinbart, wie etwa die Flexibilisierung der Maschinennutzungszeiten und Altersteilzeitprogramme.

Andreas Hubbuch, Standortleiter in Saarbrücken, sieht in den neuen Produkten einen wichtigen Schritt: "Ein Meilenstein auf dem Weg zur Transformation des Standorts Saarbrücken." Am Nachmittag werden Vertreter von Betriebsrat und IG Metall über die Ergebnisse einer Betriebsversammlung berichten.

Der schleppende Hochlauf der Elektromobilität bringt die Zulieferindustrie in Österreich und Deutschland zunehmend in Schwierigkeiten. Von großen System- und Modulzulieferern wie Bosch, Continental oder Mahle bis hin zu den kleinen, hochspezialisierten Komponenten- oder Teile-Lieferanten: Die deutlich geringeren Abrufzahlen der Markenhersteller führen zu Leerlauf, Umsatzrückgängen und bringen Amortisationspläne in Gefahr. Weil man zwischen OEMs und Zulieferern einfach die alten Rahmenverträge aus Verbrenner-Zeiten übernommen hat, als Abrufzahlen planbarer und drastisch Rahmenveränderungen nicht geregelt waren, ist derzeit in vielen Unternehmen unklar, wer auf den Millionenkosten sitzen bleibt.