Österreichs Holzwirtschaft : Holzindustrie will Kurswechsel bei Green Deal: "Wir fordern einen Green Deal 2.0 mit Holz"

Sägeindustrie Holz

Österreichs Holzindustrie kritisiert den Green Deal der EU

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Vertreter der österreichischen und deutschen Holzindustrie haben am Montag im Vorfeld der kommenden EU-Wahlen ein gemeinsames Positionspapier präsentiert. Darin fordern sie vorrangig einen Kurswechsel bei den Regelungen zur Waldbewirtschaftung sowie den Abbau bürokratischer Hürden für Forstwirte. "Wir fordern einen Green Deal 2.0 mit Holz", erklärte Carsten Merforth, Vorstandsmitglied des deutschen Bundesverbands der Säge- und Holzindustrie, während eines Pressegesprächs.

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"In den vergangenen vier Jahren wurden in Brüssel aus unserer Sicht viele Weichen in die falsche Richtung gestellt. Was einst als Hoffnung für den Holzsektor galt, ist für uns nun zu einem Kampf um die Nutzungsmöglichkeiten geworden", kritisierte Merforth. Der in Brüssel verfolgte Ansatz, den Fokus auf die Anreicherung von Kohlenstoff in den Wäldern zu legen, blockiere eher eine nachhaltige Waldbewirtschaftung, anstatt sie zu fördern. Dies führe dazu, dass die Wälder sich selbst überlassen würden, was den Umbau zu klimastabilen Wäldern verhindere und die Gefahr von Waldschäden und Bränden erhöhe.

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WKÖ vermisst Strategie im Green Deal

Besonders besorgt sind die Branchenvertreter über die EU-Entwaldungsverordnung. Die Europäische Union habe damit einen "Irrweg" eingeschlagen, der bürokratischen Mehraufwand verursache, aber wenig zusätzlichen Nutzen bringe, meinte Markus Schmölzer, Vorsitzender der Österreichischen Sägeindustrie. Zwar wolle niemand einen "Raubbau an den Wäldern", in Österreich sei dies aufgrund der in den vergangenen Jahren stetig steigenden Holzvorräte jedoch kein Thema. Erforderlich sei daher eine Anpassung der Regelungen sowie eine Verlängerung der Umsetzungsfrist, die ab 2025 zu früh angesetzt sei.

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Julia Möbus, Geschäftsführerin des deutschen Verbands, äußerte ähnliche Bedenken. Sie kritisierte insbesondere das EU-Renaturierungsgesetz, bei dem "Ziele und Maßnahmen" nicht übereinstimmten. Das geplante Gesetz sieht unter anderem vor, dass künftig mehr Wälder aufgeforstet werden. Um Wälder jedoch "vital zu halten", müsse man sie "aktiv umbauen", so Möbus. "Wenn man die Bäume sich selbst überlässt, werden sie älter und anfälliger für Störungen (...). Wenn im schlimmsten Fall das Totholz angereichert ist und Waldbrände auftreten, wirkt das wie ein Brandbeschleuniger, und die Natur und Ökosysteme werden geschädigt statt erhalten."

Heinrich Sigmund, Geschäftsführer des Fachverbands der Holzindustrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), betonte das Potenzial von Holz für die Bauwende. Der Einsatz von Holz könne einen wesentlichen Beitrag zu klimafreundlichen Renovierungen leisten, sagte Sigmund, der eine entsprechende Strategie im Green Deal der EU vermisst. Das Positionspapier der österreichischen und deutschen Branchenvertreter wurde auch von der Schweizer Holzindustrie unterstützt.