Logistik : Hafen Wien will attraktiver werden und investiert kräftig in Klimaschutz

BILD zu OTS - Verladung von Windkraftteilen auf das Binnenschiff

Hafne Wien: Grün und für den Transport von Riesenteilen gerüstet

- © viadonau

Der Hafen Wien will in den nächsten 18 Jahren 40 Mio. Euro in den Klimaschutz investieren. Die Investitionen umfassten unter anderem den weiteren Ausbau klimafreundlicher Energien, die CO2-sparende Umgestaltung des Fuhrparks und die verstärkte Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene bzw. aufs Wasser, so Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding, heute in einer Aussendung.

Deshalb werde der Hafen Wien seinen Containerterminal nochmals ausbauen und dafür 20 Mio. Euro in die Hand nehmen. Außerdem würden weitere Landflächen im Hafen Freudenau gewonnen, um zusätzliche Umschlageinrichtungen ansiedeln zu können. Diese Verkleinerung des Hafenbeckens sei deshalb möglich, da der Hafen Freudenau noch aus einer Zeit stamme, in der ein Hafenbecken viel größer dimensioniert werden musste, als das heute der Fall sei. Für das Projekt "Landgewinnung" stünden zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Sieben Millionen Euro würden in neue moderne und umweltfreundlichere Kräne und Umschlagsinfrastruktur investiert, weitere drei Millionen Euro in die Modernisierung der Heizanlagen. Der Anteil der erneuerbaren Energien liege derzeit bei 25 Prozent.

Der Gesamtenergieverbrauch von Hafen Wien und WienCont liegt bei 8.967 MWh pro Jahr (4.571 MWh/Jahr bei Hafen Wien sowie 4.396 MWh/Jahr bei WienCont). Der Hafen ist ein Unternehmen der Stadt Wien. Mit den Häfen Freudenau, Albern und dem Ölhafen Lobau ist dieses Logistikzentrum mit drei Millionen Quadratmeter nach Eigenangaben das größte Güterverkehrszentrum im Osten von Österreich.

Politik will mehr Transporte auf der Donau

Die Politik bemüht sich schon länger, den Wasserweg für Frächter attraktiv zu machen. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und der staatliche Wasserstraßenbetreiber viadonau wollen künftig Schwersttransporte vermehrt auf die Donau bringen, beispielsweise Teile von Windkraftanlagen. Der Transport auf der Wasserstraße zeichnet sich durch Umweltfreundlichkeit, hohe Ladekapazitäten und niedrige Transportkosten aus, so das Argument. Auch der Hafen Krems will daher in Offensive gehen.

"Unsere Hafeninfrastruktur hier in Krems ist bestens geeignet, überdimensionale Bauteile, wie die einer zukünftigen Windkraftanlage, zwischenzulagern und auf das Schiff zu verladen" erklärte dazu der Hafenbetreiber Rhenus Donauhafen Krems. Beim Transport von Windrädern - die großen Teile sind bis zu 50 Tonnen schwer - per Binnenschiff können im Vergleich zum Straßentransport laut Berechnungen von viadonau im Schnitt circa 45 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen vermieden und Leerfahrten eliminiert werden.

Schwere und breite Sondertransporte sollen ab 1. Jänner 2023 per Gesetz auf den Wasserweg geschickt werden. Das betrifft nicht nur Windräder, sondern auch Generatoren, Pressen, Transformatoren, Turbinen, Maschinen oder Silos. Darauf haben sich Wirtschaftskammer, via donau und Asfinag geeinigt. Bei der Routenplanung muss zwischen Straße und Wasserstraße abgewogen werden. Die Regelung soll unter anderem die Lebensdauer von Brücken verlängern.

Wie die staatliche Wasserstraßen-Gesellschaft via donau mitteilt, gibt es seit Jahresbeginn eine Pilotphase. Mit 1. Jänner 2023 wird dann per Erlass des Klimaministeriums die Nutzung der Wasserstraße vorgeschrieben. Sie gilt für besonders schwere, breite und hohe Transporte, die grenzüberschreitend dem Donaukorridor folgen. Schon in der Pilotphase erhält der Antragsteller die Genehmigung für einen Straßentransport nur, wenn er anhand einer Gesamtkostengegenüberstellung belegt, dass ein Transport mit dem Binnenschiff teurer oder nicht möglich ist.

Entlastung der Straßeninfrastruktur

Laut Schätzungen der Asfinag wären im Jahr 2021 in Summe 60 Transporte in das neue Prüfprozedere gefallen. Für die Pilotphase im Jahr 2022 ist voraussichtlich eine ähnlich hohe Anzahl an Transporten als Verlagerungspotenzial zu erwarten, so die via donau. Neben der Entlastung der Straßeninfrastruktur soll die Verlagerung auch der Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Senkung der klimaschädlichen CO2-Emissionen dienen.

"Der Aufwand für die Planung bei den Verkehrsunternehmen sowie bei der Genehmigung durch die Behörden ist zwar damit höher, weil mögliche Routenführungen auf der Straße und der Wasserstraße samt Umschlag vergleichend zu bewerten sind. Dennoch werden sogenannte High & Heavy-Transporte unverändert verlässlich, rasch und pünktlich durchgeführt, exportierende Firmen können künftig ihre Kunden weiterhin ohne zeitliche Verzögerungen und höhere Kosten bedienen", erklärte Johann Fellner, Obmann des Allgemeinen Verkehrs in der Wirtschaftskammer Österreich in einer Aussendung.

Grenzüberschreitende Transporte sollen bereits in den Nachbarstaaten auf die Wasserstraße gebracht werden, so Fellner. Umladungen von Sondertransporten können abhängig von der Fracht und der baulichen Ausstattung hierzulande bei fünf Häfen vorgenommen werden, nämlich in Wien, Krems, Enns und zweimal in Linz. Die neue Regelung betrifft Sondertransporte, wenn die Ladung und das Fahrzeug 160 Tonnen Gewicht, 4,50 Meter Höhe oder 5,60 Meter Breite überschreiten.

Der Verkehrsträger Binnenwasserstraße werde damit nicht zuletzt aus ökologischen Überlegungen stärker in die Transportabläufe eingebunden und direkt mit dem Straßengüterverkehr verknüpft, fasste Fellner die Änderungen zusammen.