Nachhaltiges Vormaterial : Faserhersteller Lenzing sichert sich 100.000 Tonnen Circulose

Lenzing AG Foto: Franz Neumayr 5.4.2017

Ballenlager der LENZING Viscose Produktion am Standort Lenzing: Bis 2025 soll der Alttextilien-Recyclinganteil bei den Spezialtextilfasern der Marken Tencel und Lenzing Ecovero bei "bis zu 50 Prozent" liegen.

- © Copyright by: FRANZ NEUMAYR Pres

Der Faserhersteller Lenzing hat einen deutlichen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft unternommen. In einem Liefervertrag mit dem schwedischen Textil-Recycling-Unternehmen Renewcell, der heute unterzeichnet wurde, wurde die Lieferung von 80.000 bis 100.000 Tonnen des zu vollrecycelten Textilzellstoffs Circulose über die nächsten fünf Jahre vereinbart. Der recycelte Zellstoff wird in der Produktion von Lenzing Cellulosefasern für Bekleidung und andere textile Anwendungen verwendet. Lenzing will den Einsatz von wiederverwerteten Material weiter steigern. Bis 2025 soll der Alttextilien-Recyclinganteil bei den Spezialtextilfasern der Marken Tencel und Lenzing Ecovero bei "bis zu 50 Prozent" liegen.

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

"Durch die Unterzeichnung der Vereinbarung mit Renewcell ist Lenzing in der Lage, das Thema Recycling weiter zu verstärken und damit die Transformation des textilen Geschäftsmodells von einem linearen zu einem Kreislaufmodell zu beschleunigen", teilte Christian Skilich, Chief Pulp Officer der Lenzing Gruppe, mit. Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft sei von entscheidender Bedeutung, um das Problem der enormen Mengen an Textilabfällen in der Branche zu bewältigen, betonte der Manager. "Unsere neue Partnerschaft fügt sich perfekt in die Strategie von Renewcell ein, die Verbreitung von Kreislaufmaterialien durch die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Akteuren der Modebranche zu beschleunigen", erklärte Renewcell-CEO Patrik Lundström. Circulose stammt den Unternehmensangaben zufolge zu 100 Prozent aus Textilabfällen wie etwa alten Jeans und Produktionsausschuss und werde zu Faserzellstoff. Textil- und Produktionsabfälle würden so zu "neuen und hochwertigen Textilprodukten".

Christian Skilich, CEO, Lenzing
Christian Skilich, Chief Pulp Officer der Lenzing Gruppe: "Transformation des textilen Geschäftsmodells von einem linearen zu einem Kreislaufmodell beschleunigen." - © Lenzing

Circular Economy und Sparprogramm

In den ersten drei Quartalen 2022 hat Lenzing wegen der höheren Faserpreise den Umsatz um 24 Prozent auf 1,97 Mrd. Euro steigern können, der Periodengewinn ist aber vor allem wegen der drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise um ein Drittel auf 74,9 Mio. Euro eingebrochen, wie man vor wenigen Tagen mitgeteilt hat. Lenzing hat auf den Gewinneinbruch mit einem Sparprogramm reagiert, das die Kosten um 70 Mio. Euro jährlich senken soll. "Wir erleben Verwerfungen an den Energie- und Rohstoffmärkten, die das Konsumklima belasten und unsere Sicht auf die kurz- bis mittelfristige Geschäftsentwicklung deutlich einschränken", sagte Vorstandschef Stephan Sielaff laut Mitteilung. Deshalb habe man ein Programm gestartet, das die Kosten schon kurzfristig senken und Lenzing langfristig stärken werde. Ab 1. Jänner wird das Unternehmen wie berichtet einen neuen Finanzchef haben: Nico Reiner wurde vom Aufsichtsrat zum neuen CFO bestellt. Er folgt in dieser Position Thomas Obendrauf nach, der seinen Vertrag nicht mehr verlängert hat. Bis zum Eintritt von Nico Reiner wird Sielaff weiterhin die Aufgaben des Finanzvorstands interimistisch ausüben.