E-Autos aus China : EU verschärft Handelskonflikt mit China: Drohende Zollerhöhungen auf Elektroautos

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E-Autos aus China warten auf ihren Weitertransport. Nach Europa könnte der nun Strafzöllen unterliegen.

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Im Handel zwischen der EU und China hat Brüssel den Druck erhöht: Sollte bis Donnerstag keine Einigung mit Peking erreicht werden, plant die EU-Kommission drastische Erhöhungen der Zölle auf chinesische Elektroautos, um die europäische Autoindustrie vor der Konkurrenz aus Fernost zu schützen. Deutsche Autobauer befürchten jedoch negative Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell und hoffen weiterhin auf eine Verhandlungslösung.

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Was wirft die EU China vor?

Brüssel beschuldigt Peking, seinen Autobauern übermäßige Subventionen zu gewähren und ihnen dadurch einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Eine Untersuchung, die von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im September eingeleitet wurde, kam zu diesem Ergebnis. Die EU wirft China vor, gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) zu verstoßen.

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"Die Weltmärkte würden von 'billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt'," sagte von der Leyen. Chinesische Anbieter wie BYD und SAIC haben ihren Anteil am europäischen Markt für Elektroautos in den letzten zwei Jahren mehr als vervierfacht. Laut Jato Dynamics lag ihr Marktanteil im letzten Quartal des vergangenen Jahres bei 7,8 Prozent.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. - © EU//Christophe Licoppe

Welche Zölle plant die Kommission?

Sollte bis Donnerstag keine Einigung erzielt werden, könnte der aktuelle Zollsatz von zehn Prozent auf Elektroautos aus China erheblich steigen. Für BYD soll der Aufschlag laut Kommission 17,4 Prozent betragen, für Geely 20 Prozent und für SAIC sogar 38,1 Prozent.

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Auch Unternehmen wie BMW oder Tesla, die ihre Produktion nach China verlagert haben, wären von den Zollerhöhungen betroffen. Sie müssten im Durchschnitt mit einem Aufschlag von 21 Prozent rechnen, wenn sie aus China in die EU importieren. Hersteller könnten jedoch in den kommenden Monaten individuelle Anpassungen in Brüssel beantragen.

Welche Folgen hätten die Zölle?

Chinesische Anbieter wie BYD werden wahrscheinlich nicht vom europäischen Markt verschwinden. Laut einer Studie der Rhodium-Gruppe verkaufen chinesische Marken ihre Autos in Europa teilweise doppelt so teuer wie auf dem Heimatmarkt. "Selbst mit einem Zollsatz von 30 Prozent würden viele chinesische E-Modelle immer noch einen hohen Gewinnaufschlag in der EU erzielen."

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Härter würden die Zölle Firmen wie BMW oder Tesla treffen, die in China produzierte Autos nach Europa exportieren, ohne von chinesischen Subventionen zu profitieren. Laut Experten könnten die Zölle deren Geschäftsmodell zerstören. In jedem Fall würden die Preise für Elektroautos in Europa steigen.

Was sagen Experten, die Politik und die Industrie?

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) in Deutschland warnt vor einer Eskalation des Handelskonflikts, die besonders deutsche Hersteller treffen würde. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer befürchtet schwerwiegende Folgen für Verbraucher und die Umstellung auf Elektroantriebe, falls E-Autos teurer werden.

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Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich wiederholt gegen Strafzölle ausgesprochen. Laut "Handelsblatt" hat er Brüssel und Peking kürzlich ein Kompromissangebot unterbreitet: Zölle von 15 Prozent auf Autoimporte beiderseits.

Die deutsche Regierung erhält Unterstützung aus Schweden, während Frankreich, dessen Autobauer weniger in China vertreten sind, eine härtere Gangart gegenüber Peking fordert. Um die von der Kommission festgelegten Zölle zu kippen, bräuchte es im Herbst eine Mehrheit von mindestens 15 Mitgliedsländern, die zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren.

Wie reagiert China?

Die chinesische Handelskammer in Brüssel warnte, China werde "gezwungen sein, eine Reihe von Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen". Peking wirft der EU vor, gegen die Regeln der WTO zu verstoßen. "Es ist für jeden klar ersichtlich, wer die Handelskonflikte verschärft und einen 'Handelskrieg' anzettelt," erklärte ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums.

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Kurz nach der Ankündigung aus Brüssel drohte Peking der EU bereits mit Maßnahmen zur Beschränkung von Schweinefleischimporten. Das Handelsministerium in Peking kündigte eine entsprechende Anti-Dumping-Untersuchung an, in deren Folge China ebenfalls Strafzölle erheben könnte. Auch Milchprodukte aus der EU könnten mögliche Ziele chinesischer Zollerhöhungen sein.

Neue EU-Zölle auf chinesische Autos können die Importe kurzfristig verlangsamen und Verkaufspreise stützen, aber sie werden zugleich die lokale Fertigung chinesischer Fahrzeuge und Komponenten in Europa beschleunigen.
Branchenexperte Fabian Piontek

Studie: bis 2023 jedes dritte E-Auto aus China

Chinesische Automarken werden laut der Unternehmensberatung Alix Partners bis 2030 voraussichtlich ein Drittel des Weltmarktes beherrschen und neun Millionen Fahrzeuge außerhalb Chinas absetzen. In Europa wird dies zulasten der europäischen, japanischen und koreanischen Marken geschehen, so die Branchenexperten in einer am Dienstag veröffentlichten Studie.

In China seien die Herstellungskosten für E-Autos um ein Drittel niedriger als in Europa, und die Entwicklungszyklen seien kürzer als bei der globalen Konkurrenz. Mit "einer aggressiven Preisgestaltung" erhöhen chinesische Autobauer ihren Marktanteil.

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"Neue EU-Zölle auf chinesische Autos können die Importe kurzfristig verlangsamen und Verkaufspreise stützen, aber sie werden zugleich die lokale Fertigung chinesischer Fahrzeuge und Komponenten in Europa beschleunigen", erklärte der Branchenexperte Fabian Piontek. Auch in China spüren die deutschen Hersteller die Konkurrenz der chinesischen Produzenten: "Dies betrifft insbesondere die deutschen Premiumhersteller, denen mit China ein wichtiger Markt zunehmend wegbröckelt."

Angesichts des politischen Drucks haben viele Hersteller in den vergangenen Jahren auf E-Autos umgestellt, doch die Nachfrage lässt nach. Laut Alix wird der Marktanteil neuer E-Fahrzeuge in Europa von 20 Prozent im laufenden Jahr auf 45 Prozent im Jahr 2030 steigen.

Die EU-Kommission will auf E-Auto Zölle auf Elektroautos aus China in Höhe von bis zu 38,1 Prozent aufschlagen. Doch die chinesische Subventionspolitik, die damit einhergehende Überproduktion und die mittlerweile bestehenden Skaleneffekte haben in der Solarindustrie, bei Elektronikkomponenten, im Windenergiegeschäft oder bei Wärmepumpen noch viel größere Auswirkungen. Weil sich andere Weltregionen wie die USA E-Auto Zöllen von bis zu 100 Prozent einführen um sich abzuschotten, nimmt der Druck auf Europas Elektroauto Industrie zu.