Kartell : Energie-Krise: Preisabsprachen zwischen Pellets-Herstellern?

Verdacht auf Preisabsprachen: Bei mehreren Unternehmen und einem Verband in Wien, Tirol und Kärnten fanden Hausdurchsuchungen statt.

Verdacht auf Preisabsprachen: Bei mehreren Unternehmen und einem Verband in Wien, Tirol und Kärnten fanden Hausdurchsuchungen statt.

- © Alexey Rezvykh - stock.adobe.com

Haben Pelletshersteller und -händler in Wien, Tirol und Kärnten Preise abgesprochen, den Markt untereinander aufgeteilt sowie den Absatz gemeinsam eingeschränkt und kontrolliert und damit versucht, Preise in die Höhe zu treiben? Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) sieht den Verdacht bestätigt und untersuchte seit Dienstag die Räumlichkeiten mehrerer Unternehmen und eines Verbandes in den drei Bundesländern.

"Heizen ist ein Grundbedürfnis. Die gegenwärtige Krisensituation darf nicht durch Absprachen weiter verzerrt werden. Wir gehen allen Hinweisen mit höchster Priorität nach", erklärte die interimistische BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf-Borsch in einer Presseaussendung.

Neben Gas sind im Zuge der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise auch andere Brennstoffe wie Holz und Pellet stark gestiegen. Die BWB geht auch dem Verdacht nach, ob Pellets durch Absprachen der Unternehmen bewusst zurückgehalten wurden, um die Preise nach oben zu treiben.

Pro Pellets Austria bestreitet Vorwürfe

Für gewöhnlich sinken die Pellets-Preise in den Sommermonaten - nicht so in diesem Jahr. Seit Jahresbeginn sind die Preise um bis zu 70 Prozent auf ein Rekordhoch im September gestiegen. Ein Kilogramm Pellets kostet aktuell knapp 60 Cent. Im Dezember letzten Jahres lag der Preis bei 23 Cent pro Kilogramm. Bezogen auf eine gewerbliche Nutzung - bei einer Abnahme von 17 Tonnen - ergibt sich eine Steigerung von 146 Prozent im Vergleich zum September 2019. Aber warum sind die Preise für die Holzreste derart stark gestiegen?

Pro Pellets Austria, die Branchenvertreter der Pellet-Industrie in Österreich, bestätigen zwar die Hausdurchsuchungen durch die BWB, dementieren aber den Verdacht der Preisabsprachen. „Wir kooperieren natürlich vollumfänglich mit den Behörden“, sagt Dr. Christian Rakos, Geschäftsführer von Pro Pellets Austria. „Wir sind überzeugt, dass die Bundeswettbewerbsbehörde keinerlei Fehlverhalten von Pro Pellets zu Tage fördern wird.“

Laut Rakos gäbe es drei Gründe für den starken Preisanstieg bei Pellets:

  • Einerseits seien die Produktionskosten deutlich gestiegen. Starke Preissteigerungen bei Sägespänen, bei den Stromkosten sowie bei Ersatzteilen und Transportkosten sind für die Preissprünge mitverantwortlich.
  • Andererseits habe auch die Nachfrage nach Pellets stark zugenommen. Pellets sind wegen ihrer Umwelt- und Klimavorteile in Europa ein gefragter Energieträger. Rund 34 Millionen Tonnen werden bereits pro Jahr in privaten Heizanlagen, bei gewerblichen Kunden sowie in Kraftwerken genutzt. In den vergangenen beiden Jahren ist es in vielen Ländern zu einer enormen Steigerung der Nachfrage gekommen. So haben sich in Österreich die Verkäufe von Pelletheizungen im Jahr 2022 verdoppelt.
  • Und drittens, seien auch Lieferausfällen aufgrund des Krieges für eine Verknappung des Angebotes und damit die steigenden Preise verantwortlich. Als Folge des Kriegs in der Ukraine sei der Pelletimport aus Russland, Weißrussland und der Ukraine nach Europa zum erliegen gekommen. Laut Pro Pellets fehle nun eine Menge von 3,5 Millionen Tonnen, rund 10 % des Bedarfs am europäischen Markt.
Christian Rakos, Geschäftsführer von Pro Pellets Austria.
Christian Rakos, Geschäftsführer von Pro Pellets Austria. - © Wilke/Pro Pellets Austria

Was spricht gegen Preisabsprachen?

Erstens: Die Preisunterschiede zwischen den unterschiedlichen Anbietern waren noch nie so hoch wie im vergangenen Jahr. Die durchschnittliche Variation der Preise (die sogenannte Standardabweichung) lag im vergangenen August bei 60 Euro pro Tonne. Dem gegenüber lag die mittlere Abweichung der Preise vom Durchschnittspreis in den Jahren 2017-2021 bei rund 10 Euro pro Tonne.

Zweitens: Der internationale Preisvergleich zeigt, dass die Pelletpreise in Österreich signifikant niedriger sind, als in den Nachbarländern Deutschland, Schweiz und Italien. Eine Preisabsprache müsste zu dem gegenteiligen Effekt führen. Während im Oktober der durchschnittliche Pelletpreis in Österreich bei 633 Euro pro Tonne lag, musste man in der Schweiz 673 Euro pro Tonne bezahlen, in Deutschland 743 Euro pro Tonne und in Italien wurden Pellets um rund 800 Euro pro Tonne verkauft.

Drittens: Die österreichischen Pelletexporte im laufenden Jahr bis Juli waren um elf Prozent niedriger, als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Das bedeutet, dass heimische Hersteller, trotz des vergleichsweise niedrigen Preisniveaus in Österreich, der Versorgung des Heimmarkts Priorität eingeräumt haben und auf Gewinne aus dem Export in hochpreisigere Länder verzichtet haben. Die Verknappung am heimischen Markt gab sich aus einer Reduktion der heimischen Pelletimporte, die aufgrund der allgemeinen Verknappung in Europa bei insgesamt 21Prozent lag. Die Importe aus den Hauptimportländern Tschechien und Deutschland sanken fast auf die Hälfte der Menge des Vorjahrs.

Import und Export von Pellets rückläufig

Im letzten Jahr wurden in Österreich 1,6 Millionen Tonnen Pellets produziert und 1,2 Millionen Tonnen verbraucht. Sowohl der Im- als auch der Export ist in diesem Jahr rückläufig, so die Wettbewerbshüter. Der Anteil an Pellets aus Russland und der Ukraine liegt bei rund einem Prozent der Importe nach Österreich. Vier Prozent der Haushalte in Österreich heizen mit Pellets. In den letzten Jahren ist die Anzahl an Pellets-Heizungen gestiegen.

Nach dem Kartellgesetz sind alle Vereinbarungen verboten, die den Wettbewerb verhindern und beschränken. Insbesondere Absprachen über Preise, die Aufteilung von Märkten, die Einschränkungen der Kontrolle und der Erzeugung des Absatzes sind verboten. Bei Verstößen kann eine Strafe von bis zu 10 Prozent des Umsatzes verhängt werden.