Frühjahrslohnrunde : Elektro- und Elektronikindustrie: Startschuss für KV-Verhandlungen

Streik Metaller KV Elektro- und Elektronikindustrie

Metaller-Warnstreiks im Herbst 2023: Beim FEEI gab es im März 2023 eine KV-Steigerung von 9,9 Prozent. Ein ähnlich hoher Abschluss würde die Unternehmen 2024 unter erheblichen Druck setzen sagt FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun.

- © ÖGB

Als Verhandlungsbasis dient den Gewerkschaften Pro-GE und GPA die Jahresinflation (Februar 2023 bis Februar 2024) von 6,8 Prozent sowie der Produktivitätsanstieg.

Die Arbeitnehmervertreter geben sich kämpferisch: "Die Bundesregierung lässt bei der Inflationsbekämpfung nach wie vor jedes Engagement vermissen. Nachhaltige Erhöhungen bleiben damit das einzige Mittel, die Teuerung dauerhaft abzufedern und die Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erhalten", betonten zuletzt die beiden Chefverhandler für die Elektroindustrie, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

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Den Auftakt der Frühjahrslohnrunde machen traditionell die rund 60.000 Beschäftigten der Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) sowie für die rund 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Papierindustrie. Eine Woche später folgt am 19. März der Verhandlungsstart für 7.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Textilindustrie, bevor am 4. April die mit rund 50.000 Beschäftigten drittgrößte Industriebranche Österreichs, die Chemische Industrie, die KV-Verhandlungen aufnimmt. Den Abschluss der industriellen Frühjahrsrunde bildet im Mai die Glasindustrie mit rund 7.000 Beschäftigten.

Metaller-KV: Verhandler erzielen Einigung bei 8,6 Prozent

Auch wenn die monatlichen Teuerungsraten zuletzt etwas zurückgegangen sind, liegt die für die KV-Verhandlungen relevante Inflation im 12-Monats-Schnitt (inkl. der Schnellschätzung für Februar) noch immer bei 6,8 Prozent. Die Priorität der Gewerkschaften liegt daher in allen Bereichen auf nachhaltigen Lohn- und Gehaltserhöhungen. „Die Bundesregierung lässt bei der Inflationsbekämpfung nach wie vor jedes Engagement vermissen. Nachhaltige Erhöhungen bleiben damit das einzige Mittel, die Teuerung dauerhaft abzufedern und die Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erhalten“, sagen die beiden Chefverhandler für die EEI, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

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Eine Abfuhr erteilen die beiden Gewerkschafter dementsprechend auch allen Vorschlägen zur Abkehr von der bewährten 'Benya-Formel'. „Alle bisherigen Vorschläge haben eines gemeinsam: Sie laufen auf massive Nachteile für die Beschäftigten hinaus", fassen Binder und Dürtscher zusammen, „Das wird's mit uns nicht spielen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen ein ordentliches reales Einkommensplus und haben sich das auch verdient.“

Wolfgang Hesoun, Siemens Österreich
Im Zuge der Metallerverhandlungen im Herbst machte FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun den Gewerkschaften Einmalzahlungen schmackhaft. Es gehe darum, Einmalzahlungen auch aus Arbeitnehmersicht attraktiv zu machen, um die Belastung für die Unternehmen zu senken, sagte der als SPÖ-nahe geltende Ex-Manager von Siemens Österreich damals. - © FEEI/APA-Fotoservice/Schedl

Einmalzahlungen?

Im Zuge der Metallerverhandlungen im Herbst machte FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun den Gewerkschaften Einmalzahlungen schmackhaft. Es gehe darum, Einmalzahlungen auch aus Arbeitnehmersicht attraktiv zu machen, um die Belastung für die Unternehmen zu senken, sagte der als SPÖ-nahe geltende Ex-Manager von Siemens Österreich damals.

Die Idee der Einmalzahlungen soll es grundsätzlich ermöglichen, unter der Inflation abzuschließen, aber mit dieser über ein Jahr gesehen trotzdem einen realen Kaufkraftanstieg zu erzeugen.

Während in der Elektro- und Elektronikindustrie das feilschen gerade erst beginnt, haben einige Branchen einen KV-Abschluss bereits - oder endlich - erzielt. In der neunten Verhandlungsrunde konnten sich die Gewerkschaft GPA und der Fachverband UBIT (Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie) Mitte Februar endlich auf einen Kollektivvertragsabschluss für die 90.000 Beschäftigten der IT-Branche einigen. Die kollektivvertraglichen Mindestgehälter steigen rückwirkend mit 1. Jänner 2024 um 7,8 Prozent. In der Süßwarenindustrie steigen die Löhne um 8,15 Prozent, bei den Raiffeisenlagerhäusern NÖ im Schnitt um 7,83, in der Außeruniversitären Forschung um 8,7 Prozent, in der Fruchtsaftindustrie um 7,64 %, in der Ledererzeugende Industrie um 7,8 % und bei den Winzergenossenschaften NÖ, um 8,39 Prozent.

Bei Mobilitätsunternehmen läuft es bei den KV-Verhandlungen derzeit unrund: Bei der AUA gibt es Streit um den KV für Pilotinnen und Piloten sowie Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter, für diesen Donnerstag sind Betriebsversammlungen angekündigt. Die Fahrradbotinnen und Fahrradboten demonstrieren heute in Wien, Linz und Salzburg. Sie werfen den Arbeitgebern vor, nicht einmal die Jahresinflation abdecken zu wollen. "Nach vier KV-Verhandlungsrunden lag das Angebot der Arbeitgeber noch immer bei nur 5,8 Prozent", kritisiert die Gewerkschaft vida. Kritisch wird auch gesehen, dass viele Radler als Einzelunternehmer in die Pedale treten. So würde foodora zu 95 Prozent auf freie Dienstnehmer setzen.

Von foodora hieß es heute zur APA, dass man nicht Teil des Arbeitgeber-Verhandlungsteams sei. Schließlich sei der überwiegende Teil der Pedalritter selbstständiger Dienstnehmer - und laut foodora würden sich diese bewusst dafür entscheiden. Ein Wechsel zu einem Angestelltenverhältnis sei für "verlässliche Rider" möglich. Die Ein-Personen-Unternehmen würden im Schnitt 13,20 Euro brutto die Stunde verdienen und seien kranken-, unfall-, pensions- und arbeitslosenversichert. Ein 13. und 14. Gehalt bekommen sie nicht, den jährlichen KV-Erhöhungen unterliegen sie auch nicht. Beim Mitbewerber Lieferando sind hingegen alle Fahrer angestellt. (APA/red)