Insolvenzen : Christof Industries Austria: Ringen um Fortbetrieb erfolgreich

Christof Industries HQ

Hauptsitz des Anlagenbauers in Graz: Dank des Personals sowie der Kunden sei man "über den Erwartungen" hiess es in der ersten Insolvenztagsatzung.

- © Croce & Wir, Fotostudio BetriebsgmbH & CO KG, Mantscha 160, Graz, Austria

Im Rahmen der heutigen Tagsatzung im Sanierungsverfahren der Christof Industries Austria konnten erste positive Ergebnisse berichtet werden. Das Insolvenzverwalterteam rund um Alexander Isola hält laut der Aussendung den Fortbestand des Unternehmens für gesichert. Der Fokus liege nun auf der Stabilisierung der Unternehmensgruppe: Es sollen von Eigentümerseite Gespräche mit strategischen Investoren, in Österreich und weltweit, geführt werden. Die Christof Industries Austria hatte Ende September ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz beantragt. Die Passiva beliefen sich laut den Kreditschützern AKV und KSV1870 auf rund 66,1 Mio. Euro.

Wie der KSV1870 in einer Aussendung am Dienstag bestätigte, sei das Unternehmen stabilisiert worden: "Nicht kostendeckende Teilbereiche, die 'Werkstätte Werndorf', 'Werkstätte Wels', 'Büro Service Wien' und 'Forschung & Entwicklung', wurden zwischenzeitig geschlossen. Letzterer, der Bereich 'Forschung & Entwicklung', werde laut Christof Industries Austria von einer anderen Gesellschaft übernommen.

Von den Maßnahmen betroffen sind rund 55 Dienstnehmer." Für den Bereich Anlagenbau mit seinen rund 30 Dienstnehmern und rund 30 Projekten mit mittleren Auftragsvolumen könnte auch eine übertragene Sanierung möglich sein. Ein Investorenprozess sei in Gang gesetzt worden, so der KSV.

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Der Fokus liege nun auf der Stabilisierung der Unternehmensgruppe: Es sollen von Eigentümerseite Gespräche mit strategischen Investoren, in Österreich und weltweit, geführt werden. Stabilisiert werden konnte auch die Beziehung zu jenen Konzerngesellschaften, aus denen die Schuldnerin einen erheblichen Teil des für die Projektabwicklung erforderlichen Personals bezieht. Lediglich über das Vermögen der FMT Personalservice GmbH musste ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet werden.

Hinsichtlich der nicht unbedeutenden Beziehung zur Oschatz Energy and Environment GmbH mit Sitz in Essen, mit welcher die Schuldnerin in der Vergangenheit und auch aktuell gemeinsam an Großprojekten tätig ist, weist der Kreditschutzverband darauf hin, dass über diese Gesellschaft beim Amtsgericht Essen zu AZ 167 IN 52/22 ein vorläufiges Insolvenzverfahren anhängig gemacht wurde. Die Intercompany-Forderung der österreichischen Schuldnerin in Höhe von rd. EUR 17,7 Mio. müssen für Geschädigte im dortigen Verfahren angemeldet werden.

Großinsolvenz

Die auf Anlagenbau, Industrie-Services und Umwelttechnologien spezialisierte Industriegruppe Christof Industries hatte Ende September für ihr Tochterunternehmen Christof Industries Austria mit 350 Mitarbeitern ein Sanierungsverfahren mit einer 20%-igen Quote für die Gläubiger beantragt.

Das Familienunternehmen, das auf Anlagenbau, Industrie-Service und Umwelttechnologien spezialisiert ist, hat heute für ihr Tochterunternehmen Christof Industries Austria GmbH mit 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit den Standorten Wels, Graz, Wien und Werndorf am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren mit einer 20%-igen Quote für die Gläubiger beantragt. Das klare Ziel sei die Unternehmensfortführung, hieß es. Gründe für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen sind weitreichende Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie der Russland/Ukraine-Krise.

Massive Lieferverzögerungen und enorme Preissteigerungen von teilweise 200-300% bei Vormaterialien sowie Energie und Transporten ließen sich bei laufenden Projekten nicht in die Kalkulation überwälzen bzw. weitergeben und belasteten Ergebnis und Liquidität . Zusätzlich kam es bei Kunden zu massiven Zahlungsverzögerungen, die selbst von dem operativ sehr gut laufenden Geschäft mit vollen Auftragsbüchern nicht kompensiert werden konnten.

Kürzliche Zahlungsausfälle und nicht bezahlte Mehrkostenforderungen von nur zwei Projekten kamen bereits auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

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