Autozulieferer : Bosch-Komponenten in russischen Militär-Fahrzeugen

Ukraine's Foreign Minister Dmytro Kuleba gives a press conference after meeting with Russia's Foreign Minister for talks in Antalya, on March 10, 2022. - Russian and Ukrainian foreign ministers are in Turkey to hold face-to-face talks in the first high-level contact since the invasion began. (Photo by AFP)

Ukrainischer Außenminister KUleba: Schwere Vorwürfe an deutsche Automobil-Industrie

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Der ukrainische Außenminister Dmitro Kuleba erhebt schwere Vorwürfe gegen den Bosch-Konzern. Es habe eine groß angelegte Zusammenarbeit der deutschen Wirtschaft mit Russland in der Verteidigung über Jahre gegeben.

Kuleba stützt seinen Vorwurf darauf, dass die ukrainische Armee vor einigen Tagen russische Infanteriefahrzeuge aufgetan habe. Teile der Hauptkomponenten, die diese Fahrzeuge mit antreiben, stammten nach Kulebas Aussage von Bosch.

Bosch bestreitet die Vorwürfe: „Das ukrainische Ministerium hat uns dazu direkt kontaktiert, und wir konnten zur genannten Komponente nachvollziehen, dass diese nicht von Bosch an den Fahrzeughersteller geliefert wurde – wenn es sich auch um ein Teil aus unserer Produktion handelt.“

Der aktuelle Fall zeigt einen Punkt auf, der in Zukunft möglicherweise auch für andere Zulieferer in die russische Automobilindustrie zu einem Stolperstein werden könnte, etwa Knorr-Bremse, ZF oder Liebherr. Wie Bosch haben auch diese Technologielieferanten in ihren Verträgen Klauseln eingebaut, wonach die von ihnen gelieferten Teile nur für zivile Anwendungen verwendet werden können. Nur: Je weniger demokratisch ein Land ist, desto schwieriger überprüfbar sind sie. Und: Solange Frieden herrscht, gibt es auch wenig Anlassfälle, es zu überprüfen.

Der ukrainische Außenminister Dimitro Kuleba sagt nun: „Bosch hat jahrelang für die russische Militärmaschinerie notwendige Komponenten geliefert, damit diese Fahrzeuge in die Ukraine eindringen, Zivilisten erschießen und unsere Städte zerstören können.“

Mit diesem Vorwurf könnten sich auch andere Zulieferer konfrontiert sehen zumal es in der Vergangenheit immer wieder Fälle gab, in denen Unternehmen, die an kriegsführende Länder geliefert haben, zu Recht oder auch zu Unrecht vorgeworfen wurde, wissentlich die dortige Kriegsmaschinerie bedient zu haben.

Vor allem Banken mussten in der Folge auch hohe Strafen in Kauf nehmen. 2015 zahlte zum Beispiel die Deutsche Bank wegen Missachtung der Sanktionen gegen Iran und Syrien in den USA eine Strafe von 258 Millionen Dollar zahlen.

Neben Bosch ist auch der weltgrößte Lastwagenhersteller Daimler Truck stark in Russland engagiert. Der LKW-Hersteller ist sogar mit 15 Prozent direkt am russischen Autohersteller Kamaz beteiligt. Daimler hat allerdings nach eigenen Angaben inzwischen alle Aktivitäten in Russland eingefroren und prüft nun, wie man sich von dem umstrittenen Partner Kamaz trennen können. (apa/red/pd)