Autobranche : Warum ist das Betriebskapital von Zulieferern zunehmend gebunden?

Ein Lager voller Autoteile bei einem Zulieferer
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Die Lieferkettenprobleme in der Automobilbranche sorgen nicht nur dafür, dass Menschen länger auf ihre Autos warten müssen. Eine neue Studie des Beratungsunternehmens PwC zeigt, dass Autozulieferer angesichts der Probleme in der Supply Chain größere Probleme mit dem Management ihres Betriebskapitals haben als Autohersteller.

Das zeichne sich besonders in der Kapitalbindungsdauer ab. In den letzten fünf Jahren verlängerte sich der Zeitraum, in dem das für die Betriebe notwendige Kapital gebunden ist, bei den Zulieferbetrieben deutlich – bei den Herstellern sank er hingegen.

"Die Automobilindustrie hat sich trotz der widrigen Bedingungen während der Coronapandemie und einhergehender Lockdowns nach dem ersten Pandemiejahr relativ schnell stabilisiert", sagt Experte Rob Kortmann, Leiter Working Capital Management & Solutions bei PwC. "Allerdings belasten die anhaltenden Lieferkettenprobleme das Working Capital der Unternehmen. Insbesondere den Zulieferern machen die Volatilität der Märkte und die anhaltenden Verzögerungen in den Wertschöpfungsketten zu schaffen."

50 Tage mehr Kapitalbindungsdauer

PwC hat für die Studie weltweit 572 Unternehmen der Automobilindustrie analysiert, darunter 37 Hersteller und 535 Zulieferer. Im Zeitraum 2017 bis 2021 konnten die Hersteller die Kapitalbindungsdauer von 19 auf 14 Tage reduzieren. Bei den Lieferanten hingegen erhöhte sich die Zahl von 6 auf 56 Tage.

Die Dauer der Bindung des Working Capital spielt unter anderem eine wichtige Rolle dabei, wie lange Bestände gelagert und wie schnell Rechnungen bezahlt werden. Laut der Studie führt die starke Nachfrage nach Autos zu einer Verringerung der Kapitalbindungsdauer bei den Herstellern. Währenddessen müssen Zulieferer aufgrund fragiler Lieferketten Pufferbestände aufbauen. Zusätzlich kam es zu Schwankungen bei der Abnahme durch die Autobauer, die außerdem ihre Rechnungen bei ihren Lieferanten in den letzten Jahren generell später bezahlt haben.

Das Problem bei dauerhaft gebundenem Kapital – etwa für Vorräte – ist, dass es nicht anderweitig eingesetzt werden kann, etwa für Investitionen. Noch nicht in die Studie mit eingeflossen sind Auswirkungen durch Energieversorgung und Inflation auf die Autobranche. Diese Impacts dürften wohl erst nach dem Untersuchungszeitraum – also jetzt – wirklich zu tragen kommen. (apa/red)