Agrana Wien Gewinnrückgang : Agrana-Gewinn halbiert sich im ersten Quartal 2024/25
Der Gewinn des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns Agrana hat sich im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 mehr als halbiert. "Der deutliche Ergebnisrückgang war auf das sehr herausfordernde Marktumfeld im Zucker- und Stärkesegment zurückzuführen, wo die Verkaufspreise gesunken sind", kommentierte Agrana-Chef Stephan Büttner die aktuellen Geschäftszahlen. Erfreulich entwickelte sich das Geschäft mit Fruchtzubereitungen. Bis Anfang 2025 soll die neue Konzernstrategie festgelegt sein.
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Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) fiel im ersten Quartal von 63,5 Mio. Euro im Vorjahresquartal auf 32,3 Mio. Euro, während der Konzerngewinn von 38 Mio. Euro auf 16,1 Mio. Euro sank. Auch der Umsatz verringerte sich leicht von 966,1 Mio. Euro auf 944,3 Mio. Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte.
Agrana prognostiziert Rückgang des EBIT und Umsatzes für 2024/25
Im Zuckersegment belief sich das Ergebnis der Betriebstätigkeit im ersten Quartal aufgrund der "deutlich niedrigeren Zuckerverkaufspreisen" auf minus 4,1 Mio. Euro. Viele Faktoren hätten den Zucker-Preisverfall verursacht, vor allem die Zusatzmengen aus der Ukraine, größere Zuckerrübenanbauflächen in Europa und gute Ernten, erklärte Büttner im APA-Gespräch. Das EBIT im Geschäftsbereich Stärke betrug 9,4 Mio. Euro und lag damit "sehr deutlich" unter dem Vorjahreswert. Agrana verzeichnete einen Margenrückgang im Bereich der Stärke- und Verzuckerungsprodukte wegen deutlich niedrigerer Verkaufspreise für Haupt- und Nebenprodukte. Einen leichten EBIT-Anstieg von 24,4 auf 27 Mio. Euro gab es im Frucht-Segment. Bei Fruchtzubereitungen lag das Ergebnis "deutlich über dem Vorjahreswert", unter anderem wegen einer guten Geschäftsentwicklung in Europa inklusive Ukraine und Mexiko.
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Die börsennotierte Agrana ist bei Endkunden in Österreich vor allem durch ihre Marke "Wiener Zucker" bekannt. Der Konzern beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 55 Produktionsstandorten. Die von Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Rübenproduzenten und dem deutschen Zuckerkonzern Südzucker kontrollierte Agrana rechnet für das Geschäftsjahr 2024/25 mit "einem deutlichen Rückgang" beim Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) und mit "einem moderaten Rückgang" beim Umsatz. Beim Zuckerpreis gebe es "aktuell eine Bodenbildung", sagte der Agrana-Chef. Er könne jedoch "nicht ausschließen", dass man auch im Gesamtjahr im Zuckergeschäft einen Verlust ausweise. Für das Stärke-Geschäft 2024/25 ist Büttner "verhalten optimistisch". Bei der Absatzmenge gebe es eine "Trendwende", unter anderem verzeichne man mehr Nachfrage aus der Papier- und Verpackungsindustrie.
Zucker ist Bestandteil der DNA von Agrana.Stephan Büttner
Neue Konzernstrategie in Arbeit
Einen Ausblick auf die derzeit in Arbeit befindliche neue Konzernstrategie gab der Agrana-Vorstand bei der kürzlich stattgefundenen Hauptversammlung. Das Management plant, die Portfolio- und Managementstrategie zu schärfen, Synergien zwischen den Geschäftsbereichen stärker zu nutzen, die Basisprofitabilität zu erhöhen und die Ergebnisvolatilität zu reduzieren. Alle Portfoliobereiche würden evaluiert, beispielsweise das Fruchtsaftkonzentrat-Geschäft, erklärte Büttner zur APA. Bei der Bilanzpressekonferenz Mitte Mai hatte der Firmenchef einen Verkauf des Zuckergeschäfts ausgeschlossen: "Zucker ist Bestandteil der DNA von Agrana."
Der russische Überfall auf die Ukraine seit Februar 2022 betrifft den Agrarkonzern doppelt. Die Agrana betreibt in der Ukraine in Vinnitsa - rund 300 Kilometer südwestlich von Kiew - ein Fruchtzubereitungs- und ein Fruchtsaftkonzentratwerk sowie in Russland in Serpuchov - rund 100 Kilometer südlich von Moskau - ein Fruchtzubereitungswerk. Vom Fruchtzubereitungswerk in Russland will sich der Konzern vorerst nicht trennen, da ein Ausstieg "nicht sinnvoll darstellbar" sei. Das Werk stelle Grundnahrungsmittel her und beliefere den russischen Markt, betonte der Agrana-Chef.
Optimierung der Kosten und Synergien
Die neue Strategie konzentriert sich stark auf die Kernbereiche Stärke, Zucker und Fruchtsaftkonzentrate sowie auf innovative Lebensmittel- und Getränkelösungen. Agrana plant, durch gezielte Innovationen und eine verstärkte Kundenorientierung diese Geschäftsbereiche weiter auszubauen und neue Vertriebskanäle zu erschließen. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Unternehmen widerstandsfähiger gegen Marktschwankungen zu machen und die Rentabilität zu steigern.
Ein zentraler Aspekt der neuen Strategie ist die Optimierung von Kostensynergien und die Bündelung der produktspezifischen Expertise. Durch diese Maßnahmen soll es Agrana gelingen, effizienter zu arbeiten und Kosten zu senken, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit erhöht und zusätzliche Ressourcen für Investitionen in Wachstumsbereiche freisetzt.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Strategie ist das Engagement für Nachhaltigkeit. Agrana hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt, darunter die Reduktion der Treibhausgasemissionen aus eigenen Produktionsprozessen um 50 % bis 2030 und die Erreichung von Netto-Null-Emissionen bis 2050. Diese Initiativen sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern stärken auch das Image des Unternehmens und können langfristig Kosteneinsparungen durch effizientere Ressourcennutzung mit sich bringen.
Agrana Q1 2023/24: Umsatzsteigerung im Fruchtsegment und stabile Eigenkapitalquote
Im Segment Frucht stieg der Umsatz im ersten Quartal um 11,2 % auf 401,1 Millionen Euro. Das EBIT erhöhte sich auf 24,4 Millionen Euro, was auf eine positive Geschäftsentwicklung in Europa und verbesserte Deckungsbeiträge bei Apfelsaftkonzentrat zurückzuführen ist. Im Segment Stärke blieb der Umsatz stabil bei 317,1 Millionen Euro, jedoch ging das EBIT aufgrund schwächerer Verkaufszahlen im Ethanolbereich zurück.
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Die Eigenkapitalquote lag zum 28. Februar 2024 bei 42,3 %, eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahreswert von 41,8 %. Das Konzernergebnis für das erste Quartal belief sich auf 38,0 Millionen Euro, ebenfalls ein Anstieg im Vergleich zu 36,1 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Zusätzlich hat Agrana ihre Investitionen in nachhaltige Energien und moderne Technologien zur Emissionsreduktion fortgesetzt, um langfristig ihre Energieeffizienz zu verbessern und den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.