Umbau : Tojner baut um: CEO von Montana Aerospace muss gehen

Investor Michael Tojner

Michael Tojner: Neufokussierung mit Personalwechsel

- © Wolfram Schroll

Die Montana Aerospace des österreichischen Investors Michael Tojner nimmt Umstrukturierungen auf der Führungsebene vor. Ab 30. Juni soll die Geschäftsleitung stärker auf die Bereiche Luftfahrt, E-Mobilität und Energie fokussieren, gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt. Dafür wird Kai Arndt künftig als Co-CEO für die Leitung des Segments Luftfahrt eingesetzt, Michael Pistauer wird neben seiner Funktion als Finanzchef als Leiter der Segmente E-Mobilität und Energie fungieren. Markus Nolte, der aktuelle CEO, und Herbert Roth, verantwortlich für den Bereich "Special Projects", werden mit Wirkung Ende Juni von ihren Führungspositionen zurücktreten.

An der Börse kam es zu einer leicht positiven Reaktion auf die neue Management-Struktur. So stieg die Aktie in einem zurückhaltenden Marktumfeld im frühen Handel am Mittwoch um 0,8%. ZKB-Analyst Richard Frei wertet die Neuigkeiten daher positiv. Das Management werde schlanker und sollte stärker auf die einzelnen Geschäftsbereiche fokussiert sein, so sein Fazit.

Dem Umbau der Führung war die Übernahme der belgischen Asco-Gruppe vorangegangen. Die an der Schweizer Börse SIX notierte Montana Aerospace die vor einem halben Jahr bekannt gegebene Übernahme der belgischen Asco-Gruppe im April abgeschlossen. Asco ist ebenfalls ein Luftfahrt-Zulieferer und beschäftigt rund 1.100 Leute an vier Standorten in Belgien, Deutschland, den USA und Kanada.

In den Jahren vor der Pandemie erwirtschaftete Asco einen Jahresumsatz von bis zu 260 Mio. Euro. Die Produktpalette von Asco umfasst vorwiegend Großkomponenten und komplexe Baugruppen für Rumpf-, Tragflächen- und Fahrwerkbestandteile. Der Kaufpreis wurde nicht veröffentlicht, er wurde in bar sowie durch eine Zuteilung von 4.431.600 Stammaktien der Montana Aerospace bezahlt.

Wie die Einkäufe finanziert wurden

2021 übernahm Montana Aerospace die brasilianische São Marco Industria y Comercio LTDA. Das Unternehmen mit rund 300 Mitarbeitern stellt Wickel- und Gießwalzdraht her und produziert Isolierlacke, Harze und Schmiermittel. Der Umsatz liegt bei rund 70 Mio. Euro. Mit dem Zukauf werde der Sektor E-Mobility & Energy weiter ausgebaut, teilte Montana Aerospace damals mit. Das Produktangebot werde in den Segmenten Leiter und hochwertige Runddrähte ergänzt.

Um die umfangreichen M&A-Aktivitäten zu finanzieren hat Montana Aerospace im Vorjahr 5.400.00 neue Aktien mit einem Bruttoerlös von rund 152,3 Mio. Schweizer Franken (144,66 Mio. Euro) auf der Schweizer Börse platziert. "Der Nettoerlös aus der Aktienplatzierung dient zur Finanzierung eines rascheren organischen Wachstums", erklärte das Unternehmen.

Beim Börsengang im Mai 2021 hat Montana Aerospace ein beeindruckendes Ergebnis erzielt. Die Aktien kletterten bei ihrer Handels-Premiere um fast ein Fünftel auf 30,60 Franken (27,9 Euro). Dabei waren die Titel bereits am oberen Ende der Preisspanne von 24,15 bis 25,65 Franken platziert worden.

Mit dem Kurssprung am ersten Handelstag kam die Firma auf einen Wert von fast 1,5 Milliarden Franken. Montana Aerospace beliefert Flugzeughersteller wie Airbus und Boeing, aber auch Autokonzerne mit Bauteilen aus Aluminium, Titan, Verbundwerkstoffen, Stahl und Kupfer. Mit der von der Berenberg, der Zürcher Kantonalbank und der Commerzbank organisierten Transaktion fließen der Firma mit rund 4.800 Mitarbeitern brutto rund 440 Millionen Franken zu. Rund 60 Prozent des Erlöses sollen in Übernahmen fließen, der Rest in organisches Wachstum. In der Luft-und Raumfahrtbranche sei ein großer Konsolidierungsprozess im Gange, die Zahl der derzeit Abertausenden von Lieferanten dürfte sich deutlich reduzieren, wie Firmenchef Markus Nolte erklärt hatte.

Bei einer vollständigen Ausübung der Mehrzuteilungsoption werde der Streubesitz auf 41,8 Prozent anziehen. Mehrheitsaktionär bleibt die Montana Tech Components Gruppe von Tojner. Zu ihr gehören auch der deutsche Batteriehersteller Varta und das Verpackungsunternehmen Aluxflexpack. Dass ein Marktdebüt glückt, ist nicht selbstverständlich. Am Vortag hatte der deutsche Internet-Autohändler MeinAuto seinen Börsengang in Frankfurt in letzter Minute abgesagt.