GAW unterhält eine Niederlassung in St. Petersburg. Wo ordnen Sie sich bei der Frage, womöglich das Russland-Geschäft auszusetzen, ein?
Pildner-Steinburg: Momentan ist der russiche Markt für uns tot und wir müssen ihn niederfahren. Wir halten uns an die Sanktionen. Wir haben stillgelegt, sind aber auch in der Pflicht unseren Mitarbeitern gegnüber. Es müssen die Geschäfte nicht unbedingt intensiv weitergeführt werden, wir sollten jedoch Präsenz zeigen. Wir verstanden Russland immer als Entwicklungsmarkt, als Riesenterritorium mit entsprechendem Potenzial. Wir beliefern die russische Papier- und Kartonindustrie und erzeugen Produktionsanlagen für die Herstellung von Kunststoffwellrohren. Da war zuletzt einiges an Geschäft drinnen.
Wo werden denn die neuen Grenzen der Globalisierung gesteckt?
Pildner-Steinburg: Wenn wir uns in Österreich Vollbeschäftigung leisten wollen, sind wir gezwungen, die Produkte in Serienproduktion an Abnehmer global zu verbreiten. Oder wir produzieren ausschließlich für den Eigenbedarf. Dann produziert die Papierfabrik in Gratkorn eine Wochentranche, dann kann sie aufhören. Dann wäre Österreich versorgt.
Kommen die jungen mit den Veränderungen auf den Märkten zurecht? Antizipieren ist ja nicht gerade leichter geworden.
Pildner-Steinburg: Auch wenn diese Weisheit sonst eher fürs Phrasenschwein ist: Krisen sind da, um gemanagt und bewältigt zu werden. Was mich zuversichtlich stimmt: Vertreter der jüngeren Generationen legen großen Optimismus an den Tag. Ich habe das in jungen Jahren auch an mir selbst erlebt. 1972 kam ich nach dem Betriebswirtschaftsstudium ins Unternehmen. Wenig später, kurz nach der Aufnahme Österreichs in die EWG, kletterte die Inflation auf neun Prozent, die Kreditzinsen auf 16 Prozent. Der Dollar war von 23 auf elf Schilling gefallen. Mein Herr Papa hat mir beim Abendessen stets erklärt, alles gehe kaputt, er müsse die Firma verkaufen. Als junger dachte ich immer: Was hat er für Probleme? Das kriegen wir doch alles wieder hin. Und so wird es auch jetzt wieder sein.
Also: Weniger jammern, mehr die Jungen machen lassen?
Pildner-Steinburg: Nicht falsch verstehen, die Verflechtungen unserer Wirtschaft sind groß, die Krise wird viele Leute mit großer Härte treffen und Wohlstandsverluste bringen. Aber die Unternehmen der Industrie waren und sind immer gefordert. Jammern, wie es jetzt vermehrt geschieht, bringt uns auch nichts. Als 47er-Jahrgang, der mit Krisen groß geworden ist, bin ich überzeugt davon, dass die jüngeren Generationen, die in den Unternehmen arbeiten, es schaffen, wenn auch anders. Wir dürfen ihnen nur nicht dauernd erklären, dass früher alles besser war.