Christina Rami-Mark beim Industriekongress 2024 : Christina Rami-Mark: „Wenn man den Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, Fehler zu machen, entstehen oft tolle Dinge daraus“

Christina Rami Mark auf dem Industriekongress 2024

Christina Rami-Mark, Geschäftsführerin der Mark Metallwarenfabrik

- © Matthias Heschl

Christina Rami-Mark, Geschäftsführerin der Mark Metallwaren GmbH, sieht in der Chancengleichheit nicht nur ein fundamentales Prinzip, sondern auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Unternehmen. Das Unternehmen, das für seine Kernkompetenz im Metalltiefziehen bekannt ist, betont die Bedeutung individueller Stärken und Sicherheit – sowohl in der Produktion als auch innerhalb des Unternehmens.

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„Zukunft hat bei uns Geschichte“, sagt Rami-Mark und betont damit die lange Tradition und das ständige Streben nach Innovation bei Mark Metallwaren. Ein zentrales Anliegen ist es, die Stärken der Mitarbeiter in den Vordergrund zu stellen. Dies zeigt sich in der Philosophie des Unternehmens, die auf der Annahme basiert, dass Menschen Großartiges leisten können, wenn man ihnen die Freiheit gibt, Fehler zu machen. „Wenn man den Menschen die Möglichkeit gibt, Fehler zu machen, entstehen oft tolle Dinge daraus. Das Leben macht Spaß, wenn man aus der Reihe tanzt“, erläutert sie.

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Diversität fördert Kreativität und Innovationsfähigkeit

„Ich bin kein Fan von Micromanagement“, erklärt Rami-Mark. „Ich glaube, das führt zu nichts.“ Stattdessen setzt Mark auf Eigenverantwortung und Gestaltungsspielraum für die Mitarbeiter. „Wenn man den Leuten die Verantwortung gibt, aber auch die Chance, zu gestalten, kann etwas Großartiges dabei herauskommen.“ Dieser Ansatz hat sich als erfolgreich erwiesen, wie die niedrige Fluktuationsrate von 3,2 Prozent und der junge Altersschnitt von etwa 32 Jahren im Unternehmen belegen.

Im heutigen Unternehmensumfeld wird der Begriff Chancengleichheit häufig auf die Förderung spezifischer Personengruppen reduziert. Doch beim Metallunternehmen Mark geht dieser Ansatz weit darüber hinaus. Hier steht Chancengleichheit für eine umfassende Philosophie, die tief in der Unternehmensgeschichte und -kultur verwurzelt ist. „Chancengleichheit bedeutet für uns nicht nur die Förderung einzelner Personengruppen“, erklärt Christina Remi-Mark. „Es geht darum, die Stärken jedes Einzelnen in den Vordergrund zu stellen.“ Diese Philosophie zeigt sich in der Praxis durch eine vielfältige Belegschaft, die unterschiedlichste Hintergründe und Fähigkeiten vereint. Dabei wird bewusst auf die Förderung von Mitarbeitern unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft oder Ausbildungsweg gesetzt.

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Ein zentrales Thema in der Personalpolitik von Mark ist die Chancengleichheit, insbesondere in Bezug auf die Bezahlung. „Das Thema Equal-Pay wird oft diskutiert, aber bei uns verdient jeder mit gleicher Qualifikation und auf der gleichen Position auch das gleiche Gehalt. Das ist für uns selbstverständlich und braucht nicht diskutiert zu werden“, betont Rami-Mark. Für Mark bedeutet Chancengleichheit jedoch mehr als nur gleiche Bezahlung. Es geht darum, jedem Mitarbeiter unabhängig von Herkunft oder Geschlecht die gleichen Chancen zu bieten. In Zeiten rückläufiger Demografie und knapper werdender Arbeitskräfte ist dies von besonderer Bedeutung. „Wir können in der österreichischen Industrie und Forschungslandschaft nicht auf 50 Prozent der ArbeitnehmerInnen verzichten“, erklärt Rami-Mark. Daher setzt das Unternehmen auf die Aufqualifizierung und Integration aller potenziellen Arbeitskräfte. Vielfalt wird bei Mark als große Chance gesehen. „Viele Firmen haben ein Thema mit Migration, aber wir glauben, dass man jeden bis zu einem gewissen Level bringen kann, wenn man es will und entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten bietet“, so Rami-Mark. Das Unternehmen setzt darauf, die Mitarbeiter dort abzuholen, wo sie stehen, und ihnen die notwendige Unterstützung zu geben, um sich weiterzuentwickeln.

Bei Mark wird Chancengleichheit ganzheitlich umgesetzt. „Für uns bedeutet Chancengleichheit auch, Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und mit verschiedenen Ausbildungswegen zu integrieren“, betont Rami-Mark. Diese Vielfalt fördert nicht nur die Kreativität und Innovationsfähigkeit des Unternehmens, sondern trägt auch zu einem positiven Arbeitsklima bei. Ein Beispiel hierfür ist das gezielte Einbeziehen älterer Mitarbeiter, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen wertvolle Beiträge leisten können. Gleichzeitig wird jungen Talenten der Einstieg ins Unternehmen erleichtert und ihre Weiterentwicklung gefördert. Dies schafft eine dynamische Arbeitsumgebung, in der jeder Mitarbeiter seine individuellen Stärken einbringen kann.

Wir haben die besten Leute, die sich richtig hineinhauen und, wenn man ihnen die Chance gibt, die besten Produkte herstellen können.

Sicherheit als Kernkompetenz

„Wir sind davon abhängig, dass wir die besten Mitarbeiterinnen und die besten Mitarbeiter in unser Unternehmen holen und diese auch halten“, erklärt die CEO von Mark auf der Bühne des Industriekongress. Dies bedeutet nicht nur, talentierte Fachkräfte anzuziehen, sondern ihnen auch kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten. „Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter bestens ausgebildet sind und motiviert bleiben, um für uns die besten Produkte herzustellen.“

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Die Produkte von Mark sind überall dort zu finden, wo es um Sicherheit geht. „Wenn Sie im Auto bremsen, dann ist dort ein Teil von uns verbaut. Wenn der Airbag auslöst, sind viele Teile von uns im Einsatz. Sogar bei Rettungseinsätzen kommen EKG-Elektroden von Mark zum Einsatz“, erläutert Rami-Mark. Diese Verantwortung gegenüber der Sicherheit der Endnutzer ist tief in der Unternehmensphilosophie verankert und begleitet Mark schon seit vielen Jahren.

Sicherheit geht Hand in Hand mit Verantwortung – sowohl gegenüber den Kunden als auch den eigenen Mitarbeitern. Trotz den großen Herausforderungen in der EU - wie der Inflation oder den hohen Energiepreisen - ist Rami-Mark überzeugt, dass die Zukunft mit den richtigen Menschen gestaltbar ist. „Wir haben die besten Leute, die sich richtig hineinhauen und, wenn man ihnen die Chance gibt, die besten Produkte herstellen können.“

Christina Rami-Mark leitet die Mark Metallwaren GmbH, ein österreichisches Familienunternehmen in der Metallwarenindustrie, mit einer klaren strategischen Ausrichtung auf die Bereichen Innovation und Nachhaltigkeit. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaft und beruflichen Stationen im In- und Ausland trat Christina Rami-Mark in das Familienunternehmen ein, das von ihrem Großvater gegründet wurde. Christina Rami-Mark legt großen Wert auf die Weiterbildung und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Dies zeigt sich in der Einführung gezielter Weiterbildungsprogramme und der Förderung eines unterstützenden Arbeitsumfeldes. Die geringe Mitarbeiterfluktuation und die hohe Motivation der Belegschaft sind Indikatoren für den Erfolg ihrer Personalpolitik.

Christina Rami Mark auf dem Industriekongress
© Matthias Heschl

"Aus der Reihe tanzen"

In der strengen und regulierten Welt der Automobilindustrie scheint der Spielraum für Fehler und Innovation oft begrenzt. Doch beim Metallunternehmen Mark verfolgt man einen anderen Ansatz. Christina Rami-Mark erklärt, wie Mark eine Fehlerkultur etabliert hat, die nicht nur das Lernen aus Fehlern ermöglicht, sondern auch die Grundlage für nachhaltige Innovationen schafft. „Wir sind in der Automobilindustrie und hören dort ganz oft, dass wir nur Fehlerziele haben und keine Probleme haben dürfen. Alles muss reguliert sein und wir müssen strengen Vorgaben folgen“, sagt Christina Rami-Mark. Doch sie betont auch, dass die größten Fortschritte oft dann entstehen, wenn man „aus der Reihe tanzt“.

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Mark hat sowohl physisch als auch virtuell Räume geschaffen, in denen Mitarbeiter experimentieren, Fehler machen und daraus lernen können. „Es braucht einfach einen Raum, um Dinge zu verwerfen, um Fehler zu machen und um herauszufinden, wo unsere Limits sind. Diese Räume haben wir geschaffen, um unseren Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, ihre Grenzen zu testen und daraus wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen“, erläutert Rami-Mark.

Ein zentraler Aspekt der Fehlerkultur bei Mark ist die Verteilung des gewonnenen Wissens auf alle Mitarbeiter. „Wie können wir die Chancengleichheit nicht nur in der Bezahlung, sondern auch im Wissensvermittlungsprozess herstellen?“, fragt Rami-Mark. Durch die Förderung einer offenen Kommunikation und eines transparenten Umgangs mit Fehlern wird sichergestellt, dass alle Mitarbeiter von den gemachten Erfahrungen profitieren können. Dies fördert nicht nur die individuelle Weiterentwicklung, sondern stärkt auch das gesamte Unternehmen.

Das Leben macht doch immer dann Spaß, wenn man aus der Reihe tanzt, oder?

Social & Governance bei Mark

„Das ganze Thema Social and Governance ist nicht etwas, was man irgendwie auf der Seite liegen lassen sollte“, betont Rami-Mark. „Ich glaube, dort liegt unser Erfolg begraben.“ Diese Überzeugung spiegelt sich in der Art und Weise wider, wie Mark seine Geschäftsstrategien und Unternehmenskultur gestaltet. Während viele Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten straucheln, hat Mark entgegen dem Trend viele neue Projekte und Teile gewonnen, und konnte seinen Marktanteil erhöhen. Ein wesentlicher Faktor für dieses Wachstum sind die starken sozialen und Governance-Prinzipien, die bei Mark gelebt werden. „Wir werden auch heuer wieder wachsen, weil wir einfach die besten Leute haben“, erklärt Rami-Mark.

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Bei Mark wird großer Wert auf gute Arbeitsbedingungen gelegt, die den Mitarbeitern nicht nur ein angenehmes Arbeitsumfeld bieten, sondern ihnen auch die Möglichkeit geben, aktiv am Unternehmenserfolg teilzuhaben. „Wir haben gute Arbeitsbedingungen, wo sich unsere Mitarbeiter entfalten können, Fehler machen dürfen und gemeinsam an unserem Erfolg in der Zukunft teilhaben“, sagt Rami-Mark. Diese Philosophie fördert nicht nur die individuelle Entwicklung der Mitarbeiter, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl und die Loyalität gegenüber dem Unternehmen.

Ich bin kein Fan von Mikromanagement.

Wertschätzung der Lebenszeit

„Wir machen oft den Fehler, dass wir uns in der Ausbildung nicht auf die Stärken fokussieren, sondern auf das, was die Leute nicht können“, erklärt Rami-Mark. In den letzten drei Jahren hat Mark diesen Ansatz grundlegend überarbeitet, insbesondere in der hauseigenen Ausbildungsorganisation. „Wir haben unsere Leute gescreent nach dem Portfolio, was sie tun können. Wenn man die Stärken stärkt, werden die Leute extrem motiviert.“ Diese Fokussierung auf das, was Mitarbeiter gut können, führt dazu, dass sie ihre Schwächen automatisch ausgleichen und sich kontinuierlich weiterentwickeln. Ein zentraler Wert bei Mark ist die Wertschätzung der Lebenszeit der Mitarbeiter. „Das Wertvollste, was uns die Leute geben, ist ihre Lebenszeit. Sie verbringen 40 Stunden in der Woche bei uns, und diese Zeit sollten sie bestmöglich nutzen können“, betont Rami-Mark. Daher ist es entscheidend, dass die Arbeitsbedingungen optimal gestaltet sind, um die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter zu fördern.

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„Wir leben davon, dass wir die besten Leute haben, aber die brauchen auch die besten Arbeitsbedingungen“, sagt Rami-Mark. Dies bedeutet, dass die Mitarbeiter dort abgeholt werden müssen, wo sie stehen. Die Philosophie von Mark basiert darauf, jeden Mitarbeiter individuell zu fördern und auf seine spezifischen Bedürfnisse einzugehen. „Ich glaube, dass wir Menschen unterschiedlich sind. Wir haben Leute, die langsam sprechen, und Leute, die schnell sprechen. Wir haben Zahlenliebhaber und Technikbegeisterte. Es ist unsere Aufgabe, als Führungskräfte die Mitarbeiter dort abzuholen, wo sie sind, und sie entsprechend ihren individuellen Stärken und Bedürfnissen zu fördern.“

Die höchste Form der Führung sieht Rami-Mark in der Dienstleistung am Menschen. „Wenn wir es schaffen, im Unternehmen Chancengleichheit herzustellen, indem wir die Leute individuell behandeln und auf ihre Bedürfnisse eingehen, dann leisten wir eine Dienstleistung am Menschen.“ Diese Philosophie bedeutet, dass nicht alle Mitarbeiter gleich behandelt werden, sondern individuell und entsprechend ihren persönlichen Anforderungen und Vorlieben gefördert werden.