Tesla übernimmt Manz : Tesla-Tochter übernimmt insolventen deutschen Maschinenbauer
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Eine Tochter des US-Elektroautobauers Tesla will mehr als 300 Beschäftigte vom insolventen Maschinenbauer Manz sowie entsprechende Anlagen im schwäbischen Reutlingen bei Stuttgart übernehmen.
- © Manz/WikipediaDie Tesla Automation GmbH, eine Tochtergesellschaft des US-Elektroautobauers Tesla, übernimmt mehr als 300 Mitarbeiter sowie Anlagen des insolventen Maschinenbauunternehmens Manz in Reutlingen, nahe Stuttgart. Wie Insolvenzverwalter Martin Mucha mitteilte, wurde der Kaufvertrag zwischen beiden Parteien bereits unterzeichnet.
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Die Tesla-Tochter, die sich auf den Sondermaschinenbau spezialisiert hat, betreibt derzeit drei Standorte. Mit der Übernahme der Manz-Betriebsstätten in Reutlingen erfolgt eine bedeutende Expansion, die die Produktionskapazitäten des Unternehmens in Deutschland weiter ausbaut.
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Verkaufspreis bleibt ungenannt – Einfluss auf Insolvenzmasse
Laut Mucha war es das Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten und eine Perspektive für die betroffenen Fachkräfte zu schaffen. Er erklärte: "Wir sind froh darüber, die mit Tesla geführten Verhandlungen erfolgreich zum Abschluss gebracht zu haben, viele Arbeitsplätze zu erhalten und den Mitarbeitern somit eine berufliche Zukunft in dem wohl bekanntesten Automobilkonzern der Elektromobilität ermöglicht zu haben."
Der genaue Verkaufspreis der übernommenen Manz-Standorte und Anlagen wurde in der Mitteilung nicht bekannt gegeben. Fest steht jedoch, dass die Einnahmen in die Insolvenzmasse einfließen.
Für rund 100 Manz-Beschäftigte, die nicht zur Tesla Automation GmbH wechseln können, wird eine Transfergesellschaft eingerichtet. Diese soll helfen, die sozialen Folgen des Arbeitsplatzverlusts abzufedern und die betroffenen Arbeitnehmer beim Übergang in neue Beschäftigungsverhältnisse zu unterstützen.
Manz: Ein Traditionsunternehmen in der Krise
Die Manz AG war ein etablierter Maschinenbauer mit Spezialisierung auf die Automobilindustrie und Batteriefertigung. Doch die erwarteten Umsätze im Bereich Elektromobilität blieben hinter den Prognosen zurück. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten stellte das Unternehmen im Dezember 2024 einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Die Folge: Das einst börsennotierte Unternehmen wird nun schrittweise abgewickelt, während frühere Anteilseigner voraussichtlich leer ausgehen.
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Laut eigenen Angaben beschäftigte die Manz AG zuletzt weltweit rund 1.200 Mitarbeiter, davon etwa 400 in Deutschland. Trotz eines Jahresumsatzes von rund 250 Millionen Euro im Jahr 2023 schrieb das Unternehmen in den vergangenen Jahren wiederholt rote Zahlen.
Die Insolvenz markiert das vorläufige Ende eines Traditionsunternehmens, das einst als innovativer Maschinenbauer für Hochtechnologiebranchen galt. Besonders im Bereich Batterieproduktion, Halbleitertechnik und Displayfertigung hatte sich Manz als Spezialist einen Namen gemacht.
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Tesla expandiert weiter in Deutschland
Die Übernahme der Manz-Standorte in Reutlingen ist ein weiterer Beleg für die Expansionsstrategie von Tesla in Deutschland. Bereits mit der Gigafactory in Grünheide hat das Unternehmen eine starke Präsenz im deutschen Automobilmarkt aufgebaut.
Mit der Eingliederung von mehr als 300 neuen Fachkräften aus dem Maschinenbau sichert sich Tesla Automation GmbH nicht nur hochqualifizierte Mitarbeiter, sondern auch wertvolles Know-how im Bereich der Automatisierungstechnik und Spezialmaschinenfertigung.
Branchenexperten sehen darin eine strategische Entscheidung, um die Entwicklung und Fertigung von Produktionsanlagen für Batteriezellen und Fahrzeugkomponenten weiter zu optimieren. Die Nähe zum starken deutschen Automobilcluster in Baden-Württemberg bietet Tesla zudem logistische Vorteile.
Tesla verzeichnet Umsatzrückgang in mehreren europäischen Ländern
Der US-Elektroautobauer Tesla hat im Januar in mehreren europäischen Märkten deutliche Umsatzeinbußen verzeichnet. Besonders betroffen waren Großbritannien, Frankreich, Schweden, Norwegen und die Niederlande. Experten sehen darin eine Kombination aus verschärftem Wettbewerb durch neue Fahrzeugmodelle der Konkurrenz sowie kontroversen politischen Äußerungen von Tesla-CEO Elon Musk auf X (ehemals Twitter), die sich möglicherweise negativ auf die Verkaufszahlen ausgewirkt haben.
Laut aktuellen Daten der Forschungsorganisation New AutoMotive gingen die Tesla-Verkäufe in Großbritannien um fast 12 Prozent zurück – und das, obwohl der britische Markt für batterieelektrische Fahrzeuge weiterhin wächst und im Januar einen neuen Rekordwert bei den monatlichen Zulassungen erreichte.
Noch drastischer fiel der Rückgang in anderen europäischen Ländern aus:
- Frankreich: -63 %
- Schweden: -44 %
- Norwegen: -38 %
- Niederlande: -42 %
Diese Zahlen deuten darauf hin, dass Tesla in diesen Schlüsselmärkten zunehmend an Boden verliert, während europäische und chinesische Hersteller mit neuen, technologisch fortschrittlichen Modellen und teils aggressiven Preisstrategien auftrumpfen.
Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA sind die Tesla-Verkäufe im Januar gesunken. In Kalifornien, dem größten Automobilmarkt der USA mit über 1,7 Millionen Fahrzeugzulassungen im Jahr 2024, verzeichnete Tesla einen Absatzrückgang von ebenfalls 12 Prozent.
Musks politische Äußerungen als Risikofaktoren
Neben der zunehmenden Konkurrenz durch neue Elektrofahrzeuge kämpfen Autobauer weltweit mit den gestiegenen Kreditkosten für Verbraucher. Doch Tesla steht zudem vor einer weiteren Herausforderung: Die öffentliche Wahrnehmung von Elon Musk könnte die Marke belasten.
Der Tesla-CEO hat in den vergangenen Monaten mit seiner offenen Unterstützung für rechtsextreme Parteien in Großbritannien und Deutschland auf X für erhebliche Kontroversen gesorgt. Dies könnte laut Analysten das Image von Tesla in bestimmten Käufergruppen negativ beeinflussen und sich somit auf die Verkaufszahlen auswirken.
Bereits im vergangenen Jahr verzeichnete Tesla erstmals einen Rückgang der weltweiten Auslieferungen – eine Entwicklung, die durch steigende Zinsen, härteren Wettbewerb und den Marktdruck aus China und Europa begünstigt wurde.
Mit dem verstärkten Eintritt von chinesischen Automobilherstellern in den europäischen Markt – darunter BYD und Nio – sowie neuen, innovativen E-Autos von europäischen Herstellern wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz, sieht sich Tesla gezwungen, seine Strategie anzupassen. Preisnachlässe und Modellupgrades könnten dabei eine Rolle spielen, um wieder Marktanteile zurückzugewinnen.