BMW gießt Öl ins Spekulationsfeuer : Krallt sich BMW die Motorrad-Kultmarke KTM und verlässt Österreich?

BMW KTM

Steigt BMW Motorrad bei KTM ein?

- © KTM/Instagram

Die Zukunft der insolventen KTM-AG scheint vorerst gesichert: Die Gläubiger haben am Dienstag am Landesgericht Ried im Innkreis mehrheitlich dem Sanierungsplan zugestimmt. Bis zum 23. Mai soll eine 30-prozentige Barquote an die Gläubiger ausgezahlt werden. Laut Sanierungsverwalter Peter Vogl war die Überweisung von 50 Millionen Eurodurch KTM-Partner Bajaj am Montagabend der entscheidende „Game-Changer“. Dennoch bleibt offen, welcher Investor langfristig einsteigen wird.

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„Heute ist ein ganz wesentlicher Schritt zur Rettung des Unternehmens erfolgt“, betont Vogl. Die Kapitalzusage habe das Risiko für die Gläubiger reduziert und deren Vertrauen gestärkt. „Eher 90 als 80 Prozent“ der Gläubiger – gemessen am Kapital – stimmten zu. Von rund 3.500 Zustimmungen gab es lediglich 37 Gegenstimmen, darunter ein großer und einige kleinere Gläubiger.

Die anerkannten Forderungen gegenüber KTM belaufen sich auf rund 2,25 Milliarden Euro, wovon gut 2 Milliarden Euro offiziell bestätigt sind. Laut Insolvenzverwalter Peter Vogl gibt es strategische Investoren für den Motorradhersteller – ihre Identität bleibt jedoch vorerst geheim. Wie die Oberösterreichischen Nachrichten berichten, sind von ursprünglich 23 Interessenten noch sieben übrig, darunter vermutlich der indische KTM-Partner Bajaj, der 150 Millionen Euro investieren soll. Zudem kursieren Gerüchte über einen möglichen Einstieg von BMW.

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KTM-AG gerettet: Gläubiger stimmen Sanierungsplan zu – Produktion startet 2025 neu

Hier alle Infos zur Abstimmung der Gläubiger

CEO Neumeister erleichtert – Investorenprozess läuft weiter

Damit die Fortführung der Produktion in den kommenden Monaten gesichert ist, sind weitere Finanzmittel nötig: 100 Millionen Euro für April und Mai sowie 600 Millionen Euro zur Bedienung der Gläubigerquote. „Diese Beträge müssen kommen, dafür gibt es den Investorenprozess“, erklärt Vogl. Die kommenden Zahlungen werden weiterhin über ihn als Treuhänder abgewickelt. Mit der gesicherten Finanzierung und laufenden Investorenverhandlungen nimmt KTM die nächsten Schritte zur Wiederaufnahme der Produktion in Angriff.

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Stefan Pierer, mittlerweile nur noch Co-CEO, erschien wie gesetzlich vorgeschrieben zur Tagsatzung, verließ das Gerichtsgebäude jedoch zügig, ohne sich den wartenden Medien zu stellen. CEO Gottfried Neumeister hingegen zeigte sich nach dem Termin erleichtert: „Wir sind vor drei Monaten zu Sturz gekommen und wir sind so schwer gestürzt, dass wir alleine nicht wieder hätten aufstehen können.“ Die Rettung sei jedoch mit „schmerzlichen Einschnitten“ für Gläubiger und Lieferanten verbunden gewesen.

Mit der Zustimmung zum Sanierungsplan habe KTM wertvolle Zeit gewonnen, um den begonnenen Investorenprozess geordnet fortzusetzen, betont Neumeister. „Haben wir Zeit gewonnen, den Investorenprozess, den wir begonnen haben, ordnungsgemäß fortzuführen.“ Wer als Investor einsteigt, bleibt jedoch unklar – ebenso wie viele Interessenten sich noch im Rennen befinden. „Vertrauliche Gespräche“ laufen weiterhin.

Dennoch versichert Neumeister: „Ich kann Ihnen versichern, dass alle Teilnehmer an einer Fortführung interessiert sind und nicht nur an der Marke oder einer Zerschlagung.“ Wie lange es bis zur finalen Entscheidung dauert, könne er nicht sagen, auch weil eine Kartellfreigabe erforderlich sein könnte. Arbeitsplätze sieht er derzeit jedoch nicht in Gefahr.

ABD0015_20250225 - RIED IM INNKREIS - ?STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Im Landesgericht Ried im Innkreis stimmen heute Dienstag, 25. Februar 2025 die KTM-Gl?ubiger ?ber den Sanierungsplan ab. Im Bild: ?bersicht vom Landesgericht Ried im Innkreis, aufgenommen am Dienstag 25. Februar 2025 vor Beginn der Tagsatzung. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR
Landesgericht Ried im Innkreis - © FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUM

Investoren noch unbekannt

Für die Umsetzung des Plans benötigt KTM rund 600 Millionen Euro, weshalb aktiv nach Investoren gesucht wird. Aktuell gibt es etwa 20 potenzielle Angebote. Unter den Interessenten befinden sich laut Berichten Stephan Zöchling, Aufsichtsratschef der KTM-Mutter Pierer Mobility, der indische KTM-Partner Bajaj, sowie CF Moto aus China und FountainVest aus Hongkong. Zusätzlich sollen aus dem bestehenden Eigentümerkreis 150 Millionen Euro bereitgestellt werden, um die Produktion im derzeit stillgelegten Werk in Mattighofen (Oberösterreich) wieder aufzunehmen.

>>> KTM: Steigt Stephan Zöchling als Investor ein?

Die Bestätigung der Sanierung hängt maßgeblich davon ab, dass die bis zum 23. Mai 2024 entstehenden Fortführungskosten von rund 150 Millionen Euro hinterlegt oder abgesichert werden. Dies teilte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) mit. Eine erste Tranche dieser Fortführungsgarantie in Höhe von 50 Millionen Euro sei bereits auf einem Treuhandkonto des Sanierungsverwalters eingegangen.

Laut Creditreform sind die Investoren weiterhin nicht bekannt, dennoch sei die Fortsetzung des Betriebs vorerst gesichert, teilte die Organisation der APA mit. Auch der Kreditschutzverband KSV1870 begrüßt die Entwicklung: „Aus Gläubigersicht sind ein Investoreneinstieg und die Fortführung des Unternehmens wirtschaftlich sinnvoll. Bei einer insolvenzgerichtlichen Schließung und Zerschlagung des Unternehmens würden die Gläubiger eine Verteilungsquote von knapp unter 15 Prozent erhalten.“

Die Pläne zur Wiederaufnahme der Produktion Mitte März 2025 stehen damit weiter im Fokus. Entscheidend bleibt jedoch, dass die noch fehlenden 100 Millionen Euro für den Fortbetrieb aufgebracht werden.

Übernahmegerüchte: BMW interessiert an KTM-Marke

Auch BMW Motorrad werde offenbar als potenzieller Investor in Betracht gezogen. BMW sei interessiert, die Marke KTM zu übernehmen und weiterzuführen – jedoch mit weitreichenden Veränderungen: Forschung und Entwicklung sollen nach Deutschland, an den BMW-Standort in München, die Produktion nach Indien verlegt werden. In Indien könnten künftig sowohl TVS, der lokale BMW-Partner, als auch der bereits für KTM produzierende Bajaj-Konzern die Fertigung der KTM-Motorräder übernehmen. Gleichzeitig würde sämtliches Personal in Österreich bis Ende 2025 abgebaut.

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Am Mittwochvormittag sorgte ein Instagram-Beitrag von BMW für Aufsehen: Auf dem offiziellen Account der deutschen Marke wurde ein Bild veröffentlicht, das einen BMW M3 Sedan und eine BMW S 1000 RR zeigte – beide lackiert in auffälligem KTM-Orange. Unter dem Post stand die vielsagende Caption: „Matching attitude“, ergänzt durch ein Handschlag-Emoji.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Bis Donnerstagvormittag sammelte der Beitrag bereits 62.000 Likes. In einer Instagram-Story bezeichnete BMW die Farbkombination sogar als „Traum-Farbenmatch“.

Doch nach Medienanfragen reagierte der Autobauer prompt – die umstrittenen Posts wurden kurz darauf entfernt.

Sollte die Produktion vollständig verlagert werden, hätten die bisherigen österreichischen Zulieferer das Nachsehen und gingen leer aus. BMW würde stattdessen auf sein eigenes Netzwerk an Lieferanten zurückgreifen.

Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger, der als Befürworter dieser Lösung genannt wurde, wies jegliche Unterstützung für diesen Plan zurück. „Als Bank der Wirtschaft und Industrie werde man nur Vorhaben unterstützen, die einer Stärkung des Standorts dienen würden.“ Von BMW gab es auf APA-Anfrage „kein Kommentar“.

Auf dem offiziellen Account der deutschen Marke wurde ein Bild veröffentlicht, das einen BMW M3 Sedan und eine BMW S 1000 RR zeigte – beide lackiert in auffälligem KTM-Orange.
Auf dem offiziellen Account der deutschen Marke wurde ein Bild veröffentlicht, das einen BMW M3 Sedan und eine BMW S 1000 RR zeigte – beide lackiert in auffälligem KTM-Orange. - © Instagram @BMWMotorrad

Die KTM-Gruppe beschäftigt nach mehreren Kündigungswellen derzeit noch rund 4.400 Mitarbeiter, davon knapp 2.000 bei der KTM AG. Bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens waren es noch etwa 2.500 Angestellte. Für die Betroffenen wurde in Zusammenarbeit mit dem AMS und dem Land Oberösterreich eine Insolvenzstiftung eingerichtet.

Über BMW Motorrad

BMW Motorrad ist die Motorradmarke der BMW Group und gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Premium-Motorrädern. Seit der Gründung im Jahr 1923 hat sich das Unternehmen mit Innovation, Qualität und Leistungsstärke einen Namen gemacht. Besonders bekannt ist BMW Motorrad für seine Reiseenduros, Tourer und Sportbikes.

Die Geschichte von BMW Motorrad

Die Erfolgsgeschichte begann mit der BMW R 32, die 1923 als erstes Motorrad mit einem Boxermotor und Kardanantrieb vorgestellt wurde – eine Bauweise, die bis heute das Markenzeichen vieler BMW-Modelle ist. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich BMW Motorrad zu einem Pionier in der Motorradtechnik, insbesondere im Bereich Sicherheit. So führte BMW als erster Hersteller das ABS (Antiblockiersystem) für Motorräder ein.

Zukunftspläne und Innovationen

BMW Motorrad investiert stark in die Elektrifizierung und Digitalisierung. Neben elektrischen Modellen arbeitet das Unternehmen an vernetzten Fahrassistenzsystemen, autonomem Fahren und neuen Materialien für leichtere und effizientere Motorräder. Zudem expandiert BMW in neue Märkte, insbesondere in Asien und Südamerika, um dort die wachsende Nachfrage nach Premium-Motorrädern zu bedienen.

KTM setzt Rotstift an: Motorradproduktion im Ausland, Entlassungen, Mattighofen verkleinert