Nach KTM-Insolvenz : RJ-Werkzeugbau: KTM-Zulieferer schlittert in die Insolvenz

RJ Werkzeugbau

Die Insolvenz des oberösterreichischen Motorradherstellers KTM hat in Mattighofen zu einer weiteren Insolvenzgeführt.

- © RJ Werkzeugbau

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Insolvenz des Motorradherstellers KTM haben weite Kreise gezogen und insbesondere die Region rund um Mattighofen stark getroffen. Am Montag hat das Landesgericht Ried ein Konkursverfahren über die RJ-Werkzeugbau GmbH eröffnet. Das Unternehmen, ein wichtiger Zulieferer in der Region, sieht sich aufgrund des Produktionsstillstands bei KTM mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Insgesamt sind 15 Beschäftigte betroffen, die nun um ihre Arbeitsplätze bangen müssen.

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Wie der Kreditschutzverband KSV 1870 mitteilte, war der Produktionsstillstand bei KTM für die RJ-Werkzeugbau GmbH ein existenzieller Schlag. Über 50 Prozent des Umsatzes brachen weg, wodurch das Unternehmen nicht mehr in der Lage war, offene Rechnungen zu begleichen. Besonders dramatisch ist, dass dieser Umsatzrückgang innerhalb kurzer Zeit erfolgte, was dem Unternehmen keine Gelegenheit ließ, sich an die neue Situation anzupassen. Solche Abhängigkeiten zwischen großen Herstellern und ihren Zulieferern zeigen die Verwundbarkeit von regionalen Wirtschaftsstrukturen und die Notwendigkeit von Diversifikation.

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Ein Familienunternehmen mit Tradition

Die finanziellen Schwierigkeiten von RJ-Werkzeugbau zeigen sich in den Zahlen: Laut KSV belaufen sich die Schulden (Passiva) des Unternehmens auf rund 1,2 Millionen Euro. Dem stehen Vermögenswerte (Aktiva) von nur 460.000 Euro gegenüber. Diese erhebliche Lücke zwischen Verbindlichkeiten und Vermögen verdeutlicht die Tiefe der Krise und erschwert die Aussicht auf eine Sanierung des Unternehmens erheblich.

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RJ-Werkzeugbau wurde 1996 als Familienunternehmen gegründet und hat sich in den letzten Jahrzehnten einen Namen in der Branche gemacht. Das Unternehmen war bekannt für seine hochspezialisierten Dienstleistungen und Produkte, die vor allem im Bereich Werkzeugbau und Metallbearbeitung gefragt waren. Das Unternehmen war Teil der sogenannten "RJ Gruppe", zu der noch zwei weitere Firmen gehören: die RJ-Vermietungs GmbH und die RJ Metallbearbeitung- und Konstruktionen GmbH. Laut den bisherigen Informationen sind diese beiden Unternehmen jedoch nicht direkt vom Konkursverfahren betroffen.

Die RJ-Werkzeugbau GmbH stand als wichtiger Teil der regionalen Wirtschaft im Fokus, und ihre enge Zusammenarbeit mit KTM spiegelte eine erfolgreiche Partnerschaft wider – zumindest bis zum Produktionsstopp. In einer Region wie Mattighofen, die stark von der Automobil- und Motorradindustrie geprägt ist, hat die Insolvenz von KTM gezeigt, wie schnell sich die Auswirkungen auf nachgelagerte Unternehmen und letztlich auf die gesamte regionale Wirtschaft ausdehnen können.

Nur 12 Gehminuten trennen KTM und RJ-Werkzeugbau
Nur 12 Gehminuten trennen KTM und RJ-Werkzeugbau - © Google

Die Bedeutung von KTM in der Region

KTM ist nicht nur ein führender Hersteller von Motorrädern, sondern auch einer der größten Arbeitgeber in Mattighofen und Umgebung. Als international bekannter Konzern hat KTM einen enormen Einfluss auf die regionale Wirtschaft. Die Insolvenz von KTM hat daher nicht nur direkte Auswirkungen auf das Unternehmen selbst, sondern auch auf zahlreiche Zuliefererbetriebe, Dienstleister und deren Beschäftigte. Diese Abhängigkeit von einem einzigen Großunternehmen birgt Risiken, die in Krisenzeiten besonders deutlich werden.

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RJ-Werkzeugbau ist ein Beispiel für die weitreichenden Konsequenzen solcher Krisen. Die enge Verflechtung zwischen KTM und seinen Zulieferern hat sich in dieser Situation als Achillesferse erwiesen. Unternehmen, die stark auf einen einzigen Kunden angewiesen sind, geraten in schwierigen Zeiten schnell in Existenznot. Dies unterstreicht die Wichtigkeit einer diversifizierten Kundenstruktur und einer breiteren Aufstellung am Markt.

Weiterer Zulieferer in Deutschland von KTM-Insolvenz betroffen

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Motorradherstellers KTM haben sich tiefgreifend auf die Zulieferindustrie in Oberösterreich ausgewirkt - aber auch außerhalb Österreich. Neben der RJ-Werkzeugbau GmbH kämpft auch die deutsche Brehmergroup, ein mittelständisches Unternehmen mit über 100 Beschäftigten mit Sitz in Wiehl, Deutschland, um das Überleben. Die Abhängigkeit von KTM als Hauptkunden bringt erhebliche Herausforderungen mit sich, insbesondere angesichts einer Rückzahlungsforderung von KTM über 500.000 Euro. Das Unternehmen hatte kurz vor Bekanntwerden der Insolvenz von KTM erhebliche Investitionen in die Entwicklung und Produktion von Lenkerschaltern für KTM getätigt.

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Für die Brehmergroup stellt diese Rückforderung eine massive Belastung dar. Sie greift nicht nur die finanziellen Reserven des Unternehmens an, sondern gefährdet auch die laufenden Kosten wie Gehälter und Betriebsausgaben. In einer Zeit, in der Umsätze aufgrund der KTM-Krise ohnehin zurückgehen, verschärft diese Forderung die Situation erheblich.

Auch der Fall der Brehmergroup zeigt exemplarisch die Risiken, die mit einer starken Abhängigkeit von einem einzelnen Großkunden verbunden sind. Die Insolvenz von KTM hat deutlich gemacht, wie anfällig Zulieferer durch solche Abhängigkeiten werden können. Diese Dynamik betrifft nicht nur die Brehmergroup, sondern auch andere Unternehmen in der Region, die eng mit KTM verknüpft sind.

Trotz der schwierigen Lage prüft die Brehmergroup verschiedene Maßnahmen, um eine Insolvenz zu verhindern. Im Fokus stehen Gespräche mit Gläubigern, die Akquise neuer Kunden und die Möglichkeit staatlicher Unterstützung. Die Krise unterstreicht die Bedeutung einer diversifizierten Kundenstruktur und resilienteren Geschäftsmodelle für die Zulieferindustrie. Unternehmen müssen stärker auf Risikostreuung setzen, um sich besser gegen wirtschaftliche Schocks abzusichern.