Energiewende : Dekarbonisierung der Industrie – Brau Union als Vorbild?
Die Dekarbonisierung der Industrie stellt jedes einzelne Unternehmen, unabhängig von Standort, Größe oder Branche, vor eine wirtschaftliche und technologische Herausforderung. Dabei spielen Bewusstseinsbildung und Wissenstransfer eine entscheidende Rolle bei der Multiplikation technischer Lösungen.
Wie wichtig die Dekarbonisierung ist, wird etwa anhand von Extremwetterereignissen der letzten Jahre klar, die die Auswirkungen der Erderwärmung einmal mehr drastisch vor Augen führen. Laut Weltklimarat hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bereits um gut ein Grad erwärmt. Und die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Wie die Dekarbonisierung in der Industrie vonstatten gehen soll, ist dennoch nicht vollends geklärt. Bei einem der Workshops im Rahmen der International Sustainable Energy Conference (ISEC) wurde einmal mehr über die Möglichkeit für den nahezu vollständigen Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung bis 2050 diskutiert.
Christoph Brunner, Geschäftsführer der AEE INTEC und Moderator des Workshops, fasst zusammen: „Die Diskussion hat gezeigt, dass der Ausstieg aus fossilen Energien für die Industrie alles andere als einfach ist. Es gibt vor allem große Unterschiede zwischen den Sektoren. Stahl und Zement haben auf Grund der hohen Prozesstemperaturen und der prozessbedingten CO2 Emissionen höhere Herausforderungen zu meistern als zum Beispiel die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, wo Reststoffströme und niedrigere Prozesstemperaturen den Umstieg erleichtern.“
Vorreiter Brauerei
Die „Grüne Brauerei Göss“ in Leoben ist weltweit die erste Großbrauerei mit einer 100% nachhaltigen Bierproduktion und ein Best Practice Beispiel für Dekarbonisierung. „Wir sind am Weg zur Kreislaufwirtschaft und am klimapositiven Königsweg", sagt Gabriela Maria Straka, Director Corporate Affairs & CSR der Brau Union Österreich.
Durch den Einsatz grüner Energien ist die Produktion in Göss seit 2016 zu 100% CO2 neutral. An die 4.000 Tonnen CO2 werden jährlich vermieden. Am Horizont zeigen sich weitere Potenziale zur Kreislaufwirtschaft: Die Rückstände aus der Biomassevergärung könnten als phosphat- und kaliumreicher Biodünger verwendet werden, um den Humusaufbau zu unterstützen und damit noch mehr CO2 zu binden. "Derzeit wird gerade daran gearbeitet, die Wertstoffe aufzukonzentrieren, um den Reststoff in ein hochwertiges Produkt umzuwandeln,“ erklärt Straka.
Mit der Strategie „Brew a Better World“ wird die Brau Union Österreich gemeinsam mit der ganzen Heineken-Familie als erstes Brauereiunternehmen weltweit bis zum Jahr 2030 in der gesamten Produktion CO2-neutral sein, bis 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette. Damit setzt das Unternehmen diesen Schritt sogar zehn Jahre vor dem Ziel des Pariser Klimaabkommens. Erneuerbare Energien in der Produktion werden bereits an vielen Standorten der Brau Union Österreich eingesetzt. Für die Zielerreichung einer CO2-neutralen Produktion bis 2030 gibt es schon konkrete Pläne mit vielfältigen Maßnahmen.
Mit „Race to Zero“ haben die Vereinten Nationen eine neue Initiative für mehr Klimaschutz im Kampf gegen die Erderwärmung gestartet. Das Ziel ist für alle gleich: den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis spätestens 2050 netto auf null zu reduzieren. Inzwischen haben sich mehr als 120 Länder verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden, also nicht mehr Treibhausgase wie CO2 auszustoßen, als zurückgewonnen werden. "Race to Zero" ermutigt Unternehmen und Regierungen, in Bezug auf den Klimaschutz mehr Erfahrung zu sammeln, Wissensaustausch zu betreiben und Ehrgeiz zu entwickeln.