Nachhaltiges Wachstum in der Industrie : Ökonom Luks: „Die Transformation wird kommen, ‚by desaster‘ oder ‚by design‘“

Fred Luks

Der Ökonom und Nachhaltigkeitsforscher Fred Luks über Perspektiven für die Industrie

- © Matthias Heschl

Die Rolle der Industrie in der nächsten großen Transformation

Er sei kein Ökofundamentalist, das will er klargestellt wissen. Doch wenn man über Wachstum spreche, müsse man „die ökologischen Grenzen des Planeten in Betracht ziehen“, sagt der Ökonom und Nachhaltigkeitsforscher Fred Luks am Industriekongress auf Schloss Pichlarn. Das gute vorweg: Von einer viel beschworenen Weltuntergangsapokalypse müsse man sich nicht fürchten. Mit der gewohnten Normalität sei es jedoch vorbei. „Wie wir leben, wie wir wohnen und arbeiten, all das wird sich fundamental verändern“, sagt Luks. Auch die Nachhaltigkeitstransformation wird kommen, ‚by desaster‘ oder ‚by design‘. „Derzeit stehen viele Zeichen auf eine Transformation ‚by desaster‘. Es gelte, auch in der Industrie durch „konstruktiven Streit und mit offenem Visier die Dinge auszufechten“.

Doch was heißt das für die Wachstumsperspektive? Wissenschaftler gingen Ende des 18. Jahrhunderts davon aus, dass der Kapitalismus in einen stationären Zustand übergeht. „Die Industrie hat das durch Anwendung systematischer Wissenschaft durcheinandergebracht“, sagt Luks. Es folgten Dekaden sensationellen Wachstums, die uns Reichtum bescherten. Ist es plausibel anzunehmen, dass es in dem Takt weitergeht? Und wo liegen die Potenziale grünen Wachstums? Zumal in Zeiten, wo die Mehrheit der Welt gerade erst auf dem Weg in die Industriegesellschaft ist?

Eigentlich, sagt Luks, sei das Pariser Klimaabkommen das „erste Schrumpfungsprogramm der Welt“. Ziele es doch darauf ab, „den backbone unserer Wirtschaft - das Co2 - aus der Welt zu schaffen“, sagt der Ökonom. Doch die Potenziale der Nachhaltigkeit könnten zugunsten von Wachstumsimpulsen gehoben werden. Wenn man die digitale Transformation, die stattfindet, gemeinsam mit Nachhaltigkeit denkt. Oder auch durch ein Ausbalancieren von folgenden drei Dimensionen: Klimapolitik, Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik.

1972 formulierte der Club of rome „Die Grenzen des Wachstums“. In „The Great Transformation“ behandelte der ungarisch-österreichische Wirtschaftssoziologe Karl Polanyi 1944 einen Übergangsprozess. Heute sei klar, dass wir ökologisch an Grenzen angelangt seien. Abermals stünden wir vor einer Transformation. Technologie werde uns nicht alleine retten, sagt Luks. „Wir brauchen auch einen kulturellen Weg in die Nachhaltigkeit“, sagt der Ökonom. Der Industrie falle dabei eine Schlüsselrolle zu. Durch das Management der ökologischen Folgen, Innovation und das Vorantreiben des Strukturwandels, ohne den Umweltverbrauch über die Maßen zu strapazieren. Und mit einem ehrlicheren Umgang bei der Entkoppelung der Werteproduktion vom Umweltverbrauch. „Dabei zählen natürlich absolute Größen und keine relativen, die wir in den Nachhaltigkeitsberichten lesen“, sagt Luks.

Dass mit der europäischen Taxonomieverordnung ein „Bürokratiemonstrum“ herausgekommen sei, bedauert Luks: Denn die Grundidee war gut: Privates Kapital zu mobilisieren. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen, finden sich auch immer öfter in den Nachhaltigkeitsberichten von Unternehmen. Diese seien unsystematisch, aber „eine wichtige Leitschnur“, sagt Luks.

In Anlehnung an Karl Marx und Joseph Schumpeter meint Luks, dass es neben technischen Innovationen soziale Innovationen brauche. Ebenso Reduktion. Und ganz wichtig: Tradition. „Das wird in der Nachhaltigkeitsdebatte oft vergessen, dass es Dinge gibt, die mit Zähnen und Klauen verteidigt werden müssen“, sagt Luks.

Appell an die Industrie: Nicht darüber jammern, dass die EU-Kommission den Green Deal geschnürt habe. „Der Unternehmer unternimmt“.

Er sei kein Ökofundamentalist, das will er klargestellt wissen. Doch wenn man über Wachstum spreche, müsse man „die ökologischen Grenzen des Planeten in Betracht ziehen“, sagt der Ökonom und Nachhaltigkeitsforscher Fred Luks am Industriekongress auf Schloss Pichlarn. Das gute vorweg: Von einer viel beschworenen Weltuntergangsapokalypse müsse man sich nicht fürchten. Mit der gewohnten Normalität sei es jedoch auch vorbei.

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Industriewandel: Nachhaltigkeit und Wachstum in Zeiten des Umbruchs

„Wie wir leben, wie wir wohnen und arbeiten, all das wird sich fundamental verändern“, sagt Luks. Auch die Nachhaltigkeitstransformation wird kommen, ‚by desaster‘ oder ‚by design‘. „Derzeit stehen viele Zeichen auf eine Transformation ‚by desaster‘. Es gelte, auch in der Industrie durch „konstruktiven Streit und mit offenem Visier die Dinge auszufechten“.

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Doch was heißt das für die Wachstumsperspektive? Wissenschaftler gingen Ende des 18. Jahrhunderts davon aus, dass der Kapitalismus in einen stationären Zustand übergeht. „Die Industrie hat das durch Anwendung systematischer Wissenschaft durcheinandergebracht“, sagt Luks. Es folgten Dekaden sensationellen Wachstums, die uns Reichtum bescherten. Ist es plausibel anzunehmen, dass es in dem Takt weitergeht? Und wo liegen die Potenziale grünen Wachstums? Zumal in Zeiten, wo die Mehrheit der Welt gerade erst auf dem Weg in die Industriegesellschaft ist?

Eigentlich, sagt Luks, sei das Pariser Klimaabkommen das „erste Schrumpfungsprogramm der Welt“. Ziele es doch darauf ab, „den backbone unserer Wirtschaft - das Co2 - aus der Welt zu schaffen“, sagt der Ökonom. Doch die Potenziale der Nachhaltigkeit könnten zugunsten von Wachstumsimpulsen gehoben werden. Wenn man die digitale Transformation, die stattfindet, gemeinsam mit Nachhaltigkeit denkt. Oder auch durch ein Ausbalancieren von folgenden drei Dimensionen: Klimapolitik, Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik.