Mineralölkonzern : OMV-Chef Stern: Übergewinnsteuer wird "massiven Einfluss haben"

OMV-Chef Alfred Stern. Der Mineralölkonzern ist das größte Unternehmen der österreichischen Industrie.

OMV-Chef Alfred Stern zur Berechnungsgrundlage der Übergewinnbesteuerung: 2020 sei der Ölpreis länger unter 25 Dollar gelegen und der Gaspreis unter 10 Euro je Megawattstunde.

- © YouTube/ Österreichische Beteiligungs AG

"Wir fahren auf der Autobahn, sehen einen Unfall und auf diesen Unfall müssen wir reagieren, das ändert aber natürlich nicht das Ziel, wo wir gerne hinfahren würden", sagte OMV-Chef Alfred Stern am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Gemeint war damit die Strategie der OMV - die Wandlung vom Mineralölkonzern zum Chemiekonzern, mit Schwerpunkt auf die Produktion der OMV-Tochter Borealis.

Die derzeit üppigen Gewinnmargen kommen bei einem Strategiewechsel wie jenem, den Stern plant, natürlich gerade Recht. Trotz der explodierenden Preise und der hohen Margen im Mineralölbereich ändere sich nichts an der Strategie des Konzerns, so Stern: Es erscheine zwar derzeit angesichts der hohen Öl- und Gaspreise attraktiv, in Öl- und Gas zu investieren, "allerdings wissen wir aus Erfahrung, das ist ja auch nicht die erste Energiekrise, die wir haben, dass Öl und Gas hochgradig zyklisch sind und auch damit zu rechnen ist, dass diese enormen Preise wieder runterkommen".

Stern: "Angesichts der Krise kann man sich das schwer vorstellen, es ist aber trotzdem so, dass sich mittel- und langfristig eine Reduktion bei Öl und Gas einstellen wird", so Stern, "es ist kein Wachstumsmarkt".

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Eine Gasleitung aus Stahl. Eine neue Pipeline könnte 30 Milliarden Kubikmeter Gas von Spanien nach Europa liefern.
Beteiligung am Gasfeld Juschno Russkoje: "Wir haben in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt eine Dividende von 200 Mio. Euro bekommen." - © Ingus Evertovskis - stock.adobe.

Wachsen will man beim Thema Nachhaltigkeit

Wachstumstreiber soll die Produktion von nachhaltigen Kraftstoffen, wie etwa Flugzeugtreibstoffen und nachhaltigen chemischen Rohstoffen sein. Die Pläne der EU-Kommission, Gewinne von Energieunternehmen abzuschöpfen, könnte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung machen. Denn der Vergleichszeitraum, der für die Ermittlung dieser Übergewinne herangezogen werden soll, umfasst Jahre, in denen die Branche unter sehr niedrigen Rohstoffpreisen litt. "Wir hatten 2019 bis 2021 zwei Corona-Jahre" sagt Stern. 2020 sei der Ölpreis länger unter 25 Dollar gelegen und der Gaspreis unter 10 Euro je Megawattstunde. "In diesem Zeitraum hat es viele Öl- und Gasunternehmen gegeben, die massiv gekämpft haben.

Auch aus den russischen Gasfeldern, die die OMV erworben hat - und an deren Verträge man gebunden sei - lässt sich derzeit keine Dividende ziehen. Die Gewinne beim westsibirischen Gasfeld Juschno Russkoje, an dem die OMV mit 24,99 Prozent beteiligt ist, liessen sich derzeit aus Russland nicht herausholen. "Wir haben in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt eine Dividende von 200 Mio. Euro bekommen. Ich würde einmal davon ausgehen, dass das in diesem Jahr signifikant höher gewesen wäre." Es gebe aber seit Monaten in Russland ein Dekret, wonach an Firmen von verfeindeten Staaten keine Dividenden bezahlt werden dürfen.

Gas Füllstände
© APA Grafik

Österreichs Energieversorgung im Winter

Was die Gasversorgung im kommenden Winter betrifft, beruhigte Stern: Man habe schon im März begonnen Gas einzuspeichern, "das hat dann dazu geführt, dass wir heute die OMV-Speicher zu über 93 Prozent gefüllt haben - das heißt, unsere Speicher sind im wesentlichen voll." Insgesamt sind die Gasspeicher in Österreich zu mehr als 70 Prozent gefüllt. "Wir haben in Österreich einen Jahresbedarf an Gas auch an Speicherkapazität, das heißt, mit 70 Prozent sollten wir eigentlich über den Winter kommen."

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Ein Gasspeicher des Energiekonzerns OMV
Gasspeicher der OMV: Zu über 93 Prozent gefüllt. - © YouTube/ OMV