Automobilindustrie : Volkswagen setzt auf Elektrifizierung

Volkswagen treibt Elektrifizierung seiner europäischen Standorte voran und stellt Transformationsplan für Wolfsburg vor
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Im Rahmen der Planungsrunde 70 hat der Volkswagen Konzern heute die weitere Elektrifizierung seiner europäischen Standorte beschlossen, mit dem Ziel bis 2025 Marktführer bei der Elektromobilität zu werden. Damit treibt der Konzern die Umsetzung seiner New Auto Strategie mit Hochdruck voran. Der Konzern- und Produktionsstandort in Wolfsburg wird transformiert und die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns durch höhere Investitionen in Zukunftstechnologien weiter gestärkt. Erstmals machen die Zukunftsinvestitionen, primär in E-Mobilität und Digitalisierung, mit 89 Milliarden Euro beziehungsweise 56 Prozent, den größten Anteil der Gesamtinvestitionen von 159 Milliarden Euro aus. Volkswagen erwartet, dass jedes vierte verkaufte Fahrzeug im Jahr 2026 einen batterieelektrischen Antrieb hat.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Volkswagen AG, Hans-Dieter Pötsch, sagte:

„Die heutigen Beschlüsse zeigen, mit welcher Vehemenz wir die Transformation des Volkswagen Konzerns vorantreiben. Dabei fokussieren wir uns mit unseren Investitionen auf alle wesentlichen Zukunftsfelder der Mobilität und setzen die Strategie des Konzerns konsequent um. Unsere finanziell ausgesprochen robuste und solide Ausgangsbasis ermöglicht es uns, die notwendigen Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen. Wir sind auch deshalb sehr zuversichtlich, mit den nun beschlossenen Investitionen den Volkswagen Konzern fit für die Zukunft zu machen.“

Elektrifizierung von weiteren europäischen Standorten

Mit der umfassenden Elektrifizierung der europäischen Standorte will der Volkswagen Konzern weitere Synergien heben und Skaleneffekte nutzen.

Allein an den niedersächsischen Standorten investiert der Konzern rund 21 Milliarden Euro. Der überwiegende Anteil hiervon fließt in Produktions- und Komponentenstandorte.

Hannover wird mittelfristig vollständig elektrisch und damit eine Modernisierung des Standorts einleiten. Mit dem ersten Artemis-Fahrzeug wird das derzeit bedeutendste Zukunftsprojekt in Hannover angesiedelt, die Karosseriefertigung für ein neues Bentley-Modell wurde ebenfalls bestätigt. Außerdem wurde mit dem ID. California1 ein weiteres Fahrzeugderivat für den Standort verabschiedet. Mit den MOIA-Shuttles und dem ID. BUZZ AD1 bildet der Standort darüber hinaus die Speerspitze für das Autonome Fahren im Konzern.

Für Wolfsburg wurde die Elektrifizierung des Standortes mit dem Projekt Trinity bestätigt. Außerdem ist angesichts der hohen Nachfrage nach E-Autos die Einrüstung des ID.3 für eine Vollfertigung ab dem Jahr 2024 geplant, deren Wirtschaftlichkeit durch ein Standortpaket sichergestellt werden soll. Vor 2024 ist eine Teilfertigung mit Belieferung aus Zwickau vorgesehen. Mit diesem Plan will das Unternehmen zusätzliches Marktvolumen bedienen, das Zwickau alleine angesichts langfristig guter Auslastungsprognosen nicht erfüllen könnte.

Die deutschen Komponentenwerke setzen ihre 2015 eingeleitete Transformation hin zur E-Mobilität fort. Der Standort Hannover wird künftig neben Hardware für Ladeinfrastruktur auch Achsen für MEB-Modelle fertigen. In Braunschweig, Salzgitter und Kassel investiert der Konzern in den weiteren Ausbau der bestehenden MEB-Fertigung von Batteriesystem, Rotor/Stator und E-Motor. Zusätzlich bereiten sich die Standorte bereits auf die Fertigung wesentlicher Komponenten der SSP-Plattform vor. Damit macht Volkswagen den nächsten Schritt bei seiner strategischen Weiterentwicklung zum Schlüsselanbieter für E-Module und E-Plattformen.

Der Standort Salzgitter wird weiter zum europäischen Batterie-Hub ausgebaut: Der Konzern investiert rund 2 Milliarden Euro, um ab 2025 in seiner niedersächsischen Gigafabrik Batteriezellen für das Volumensegment der Volkswagen Einheitszelle zu produzieren. Darüber hinaus werden Entwicklung, Planung und Produktionssteuerung der Batterieaktivitäten in Salzgitter gebündelt: Hierfür hat der Aufsichtsrat heute die Gründung einer Gesellschaft europäischen Rechts genehmigt. Diese wird die batteriebezogenen Aktivitäten des Konzerns bündeln und perspektivisch die Beteiligung Dritter ermöglichen. Die neue Gesellschaft wird auch die in dieser Woche vereinbarten strategischen Partnerschaften mit Umicore, 24M und Vulcan Energy verantworten.

Für den Standort Osnabrück wurde vereinbart ein künftiges Produktionsprogramm und für Dresden ein Nachnutzungskonzept in der Planungsrunde 71 zu prüfen.

Der niedersächsische Ministerpräsident und Aufsichtsrat der Volkswagen AG, Stephan Weil, sagte: „89 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren allein in Zukunftstechnologien wie Elektromobilität und Digitalisierung – das ist ein deutliches Commitment. So kann die NEW AUTO Strategie ein großer Erfolg werden. Dass 21 Milliarden Euro in die niedersächsischen Standorte in Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Osnabrück und Emden fließen, ist einmal mehr ein Zeichen, dass der Weltkonzern Volkswagen sich zu seinen niedersächsischen Wurzeln bekennt. Wir freuen uns über dieses starke Signal zur Sicherung von rund 130.000 Arbeitsplätzen.“

Darüber hinaus plant der Konzern weitere Investitionen in die E-Mobilität in Deutschland und Europa:

- In Leipzig werden mit zwei Porsche-Modellen die Synergien des elektrischen PPE-Baukastens für den Premiumbereich gehoben.

- Zur Elektrifizierung des Standortes Neckarsulm wurde die Einrüstung der Audi Fahrzeugfamilie E6 in der Nachfolgergeneration beschlossen.

- Das schon heute vollständig elektrifizierte Werk in Brüssel erhält ab dem Jahr 2026 den neuen Audi Q8 e-tron.

- Auf der iberischen Halbinsel ist geplant ab 2025 im Mehrmarkenwerk Martorell kompakte E-Fahrzeuge zu bauen und im Mehrmarkenwerk in Pamplona E-Fahrzeuge der SUV-Klasse. Die endgültige Entscheidung hängt von den allgemeinen Rahmenbedingungen und der staatlichen Förderung ab.

Transformation Wolfsburg – Vision für 2030 vereinbart

Das Projekt Trinity wurde für den Standort Wolfsburg bestätigt und eine Prüfung weiterer Derivate im Rahmen der nächsten Planungsrunde beschlossen.

Die Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo sagte: „Mit den Beschlüssen der Planungsrunde beweist unser Konzern erneut, dass bei uns konsequente Transformation und nachhaltige Perspektiven für die Beschäftigungssicherung Hand in Hand gehen. Die Ergebnisse für unsere Kolleginnen und Kollegen an den weltweiten Standorten, in den Marken und Gesellschaften stärken unseren gemeinsam fortgesetzten Kurs. Als Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat bewerten wir die Vorhaben der Planungsrunde ausdrücklich als genau den richtigen Plan in diesen höchst unsicheren Zeiten: Volkswagen liefert – und wir werden den Wandel weiterhin erfolgreich gestalten.“

Darüber hinaus stellte der Vorstand Pläne für einen weit reichenden Umbau des Standorts bis 2030 vor.

Mit dem Projekt Trinity, für das eine Fabrik außerhalb des jetzigen Werksgeländes in Betracht gezogen wird, soll ein innovatives und wettbewerbsfähiges batterie-elektrisches und Level 4-fähiges Auto der nächsten Generation entstehen und gleichzeitig die Fertigung zukunftsfähig aufgestellt werden. Bis 2030 ist geplant, eine zweite moderne E-Fertigung auf dem jetzigen Werksgelände aufzubauen. Ergänzt wird der Standort durch das modernste Forschungs- und Entwicklungszentrum in Europa, den Campus Sandkamp.

CEO Herbert Diess: „In der Welt des NEW AUTO ändert sich unser Geschäftsmodell radikal – Volkswagen wandelt sich vom klassischen Automobilhersteller zum vertikal integrierten Konzern mit starken Markengruppen und weltweit führenden Technologieplattformen. Als traditioneller Stammsitz spielt Wolfsburg eine zentrale Rolle in der Transformation, nur wenn Wolfsburg erfolgreich ist, können wir unsere starke Position langfristig absichern. Mit der Vision für 2030 geben wir dem Standort Wolfsburg eine neue Identität. Unser Ziel ist ein international zukunftsfähiger Standort mit effizienter Konzernsteuerung, zwei E-Fertigungen, einem hoch modernen Forschungs- und Entwicklungszentrum und dem Auf- und Ausbau weiterer Zukunftsfelder.“

Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns mit Planungsrunde 70 gestärkt

Mit der aktualisierten 5-Jahresplanung hat der Volkswagen Konzern auch den Pfad zur Erreichung seiner strategischen Finanzziele im Rahmen der NEW AUTO Strategie klar definiert. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit deutlich gestärkt werden.

Strategisches Ziel für 2025/2026 ist eine operative Konzern-Umsatzrendite in einer Bandbreite von 8 bis 9 Prozent. Gleichzeitig soll der Anteil der Sachinvestitionen &Entwicklungskosten am Umsatz im Automobilbereich auf rund 11 Prozent gesenkt werden. Der bereinigte Netto-Cashflow im Automobilbereich (vor M&A und Diesel-Abflüssen) soll in 2025/2026 mehr als

15 Milliarden Euro pro Jahr betragen.

Für dieses Jahr bestätigte das Unternehmen sein operatives Margenziel am oberen Ende der Bandbreite von 6 – 7,5 Prozent. Die Auslieferungen an Kunden werden bei rund 9 Millionen liegen. Der Konzern bestätigt den bereinigten Netto-Cashflow im Automobilbereich von 15 Milliarden EUR (vor M&A und Diesel-Abflüssen) sicher erreichen zu wollen. Im laufenden Jahr hat das Fixkostenprogramm gute Fortschritte gemacht. Bis Ende September konnten die Fixkosten im Vergleich zu 2019 um acht Prozent gesenkt werden. Ziel bis 2023 ist eine Senkung um 10 Prozent

Der Anteil der Zukunftstechnologien an den Gesamtausgaben bis 2026 wurde von 50 Prozent in der Vorplanung auf jetzt 56 Prozent weiter erhöht. Insgesamt sind für E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung rund 89 Milliarden Euro eingeplant, eine Steigerung von 16 Milliarden Euro gegenüber der Planungsrunde 69. Der zusätzliche Investitionsbedarf entsteht überwiegend durch den beschleunigten Hochlauf der E-Mobilität im Rahmen des Green Deals sowie im Aufbau von eigenen Batterie-Gigafabriken und vertikaler Integration in der Batteriewertschöpfungskette.

Die Sachinvestitionen und Entwicklungskosten für E-Mobilität wurden in der Planungsrunde 70 um rund 50 Prozent angehoben auf jetzt 52 Milliarden Euro. Die klare Fokussierung auf einen beschleunigten BEV-Hochlauf ermöglicht im Gegenzug eine Reduzierung der Ausgaben für die BrückentechnologieHybridisierung um rund 30 Prozent auf 8 Milliarden Euro. Insgesamt soll der Anteil von BEV-Fahrzeugen von heute rund 5-6 Prozent, auf rund 25 Prozent in 2026, wachsen.

In 2030 werden knapp ein Drittel der Umsätze im globalen Mobilitätsmarkt mit softwarebasierten Services erwartet. Um diese Potenziale zu erschließen, sind für die Digitalisierung der Produkte und des Unternehmens einschließlich autonomem Fahren bis 2026 30 Milliarden Euro vorgesehen, ein Plus von rund 10 Prozentgegenüber der Vorplanung.