Stahlindustrie : Europachef von Tata Steel: "Extreme Marktbedingungen"

Der Stahlkonzern Tata Steel hat inzwischen Berichte bestätigt, wonach in Großbritannien ein Abbau von insgesamt über 2000 Arbeitsplätzen geplant ist. Über die Pläne hat das INDUSTRIEMAGAZIN.at bereits hier berichet.

Karl Koehler, Chef des in Europa produzierenden Konzernteils von Tata Steel, begründet hier den Schritt mit den extrem niedrigen Stahlpreisen aufgrund von Importen aus China.

Zu der jüngsten Entscheidung zum Arbeitsplatzabbau meinte Koehler: "Ich weiss, dass das für alle Betroffenen keine guten Nachrichten sind. Doch diese harten Maßnahmen sind notwendig angesichts der extrem schwierigen Marktbedingungen, die den Erwartungen zufolge auf absehbare Zeit weiter anhalten werden."

Zugleich wiederholte Koehler, wie bereits mehrere Branchenkollegen vor ihm, den Appell an die EU-Kommission, die Schritte zum Schutz der europäischen Stahlindustrie massiv zu verstärken. In den vergangenen Wochen hatte bereits Voestalpine-Chef Wolfgang Eder schärfere Anti-Dumpingmaßnahmen gefordert.

Zuletzt warnte auch Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger nicht nur vor den Mehrbelastungen durch den Flüchtlingsansturm in Deutschland, sondern machte auch die Zukunft seiner Stahlsparte von den politischen Rahmenbedingungen abhängig.

"Gesamte Stahlindustrie Europas bedroht"

Die aktuellen Billigimporte hätten Auswirkungen auf die Stahlindustrie in ganz Europa, betont Karl Koehler: "Die Europäische Kommission muss ihre Schritte gegen die Importe verstärken, die nicht gerecht in den Handel kommen, und ihren Aktionen mehr Nachdruck verleihen. Wenn das nicht geschieht, dann ist die gesamte Stahlindustrie Europas bedroht."

Auch die britische Regierung müsse dringend Maßnahmen setzen, um der traditionell starken britischen Stahlindustrie wieder zu mehr Wettbewerbsfähigkeit zu verhelfen, so der Manager weiter. Das betreffe Steuererleichterungen ebenso wie Finanzhilfen bei der Energieeffizienz oder den Kampf gegen Dumping, "damit wir wieder unter fairen Bedingungen am Wettbewerb teilnehmen können."

"Das Äußerste tun"

Tata Steel habe zuletzt 1,5 Milliarden Pfund in Standorte in Grobritannien investiert. Jetzt brauche das Unternehmen alle Beteiligten, die "das Äußerste tun müssten, um den beispiellosen Herausforderungen zu begegnen, denen die Stahlbranche gegenübersteht", so Konzernchef Koehler wörtlich.

Tata Steel ist nach eigenen Angaben der zweitgrößte Stahlhersteller und in der Automobilindustrie ebenso tätig wie in der Bauindustrie, Energieerzeugung, im Hebe- und Fördersektor, in der Luft- und Raumfahrt, im Schienenverkehr, im Schiffsbau, in der Verpackungsindustrie sowie bei der Waffenherstellung.

Weltweit betreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben Produktionsstandorte in 26 und Vertriebsniederlassungen in über 35 Ländern.

(red)