Energieraumplanung für erneuerbare Energien : Warum Gemeinden jetzt eine Energieraumplanung brauchen

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Eine Energieraumplanung hilft Gemeinden, die Potenziale für eine effiziente Nutzung von erneuerbaren Energien zu erkennen und Nutzungskonflikten vorzubeugen.

- © Getty Images/iStockphoto

Ende Jänner 2023 hat die Steiermärkische Landesregierung das „Sachprogramm erneuerbare Energie – Solarenergie“ in Begutachtung geschickt. Es soll den weiteren geordneten Ausbau von Fotovoltaikanlagen beschleunigen und klare Rahmenbedingungen für die Flächennutzung schaffen. Es werden nun 37 Vorrangzonen in 34 Gemeinden mit einer Gesamtfläche von 824,55 Hektar als Verordnungsentwurf vorgelegt. Diese Flächen sind besonders geeignet, um sie rasch und effizient für Photovoltaik-Anlagen zu nutzen.

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Energieraumplanung in Gemeinden für nachhaltige Wärmeversorgung und effiziente Mobilität

Damit wird klar, dass die Energiewende nun langsam in den Kommunen ankommt. Eine eigene Energieraumplanung vorzunehmen, bringt Gemeinden viele Vorteile, was Gestaltungsfreiheit und Konfliktvermeidung anbelangt.

Dabei geht es um mehr, als nur festzulegen, wo Windräder und Fotovoltaikflächen entstehen sollen, sondern auch um eine nachhaltige Versorgung mit Wärmeenergie und effiziente Mobilität wie Roland Kloss, Leiter des Referats für Nachhaltige Entwicklung des Umweltamtes Graz zu berichten weiß. Er hat sich auf Energieraumplanung spezialisiert und leitete in Wien ein EU-Projekt mit sieben EU-Hauptstädten dazu. Weiters hat er von 2018 bis 2022 die ersten kommunalen Energiekonzepte in der Steiermark entwickelt.

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„Ineffiziente Siedlungsstrukturen kosten jetzt schon den Gemeinden sehr viel Geld, kompakte Siedlungen sind wesentlich kosteneffizienter. Vor allem erneuerbare Nahwärmesysteme wie z.B. aus Biomasse und Abwärme, brauchen die Abstimmung zwischen Siedlungsstrukturen, Bebauungsdichte und Infrastruktur, damit sie wirtschaftlich rentabel betrieben werden können. Die Abnehmerdichte ist dafür entscheidend“, erläutert Kloss, warum Energieraumplanung auch für eine nachhaltige Wärmversorgung wichtig ist. Mit verbindlichen Vorgaben für festgelegte Vorranggebiete für Fernwärmeversorgung kann im Flächenwidmungsplan und Bebauungsplan darauf Bezug genommen werden.

DI Roland Kloss hat an mehreren Projekten zur Energieraumplanung mitgewirkt.

Erneuerbare-Energie-Potenziale erkennen

Vor allem geht es in einer Energieraumplanung auch darum, Möglichkeiten zur Prozesskoppelung für eine Versorgung mit erneuerbaren Energien zu erkennen, wie etwa die Möglichkeiten industrielle Abwärme oder betriebliche Dachflächen nutzbar zu machen. Auch geschlossene Bauweisen wie Reihenhäuser bieten mehr Kosten- Flächen- und Energieeffizient, berichtet Kloss. Das ermögliche günstigere Anschlusskosten an Nahwärmenetze. Hinzu kommt, dass Gemeinden auch nachhaltige Mobilität genauer planen können. So sind beim Umstieg auf E-Autos ebenfalls Siedlungsstrukturen von wesentlicher Bedeutung, etwa wenn es um Ausbau von Carsharing-Modellen oder einer E-Ladeinfrastruktur geht.

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Letztere kann in kompakten Siedlungsstrukturen ebenfalls besser etabliert werden. Um die möglichen Potenziale in der Energieraumordnung zu erkennen, brauchen Gemeinden aber eine Reihe von Daten. Heizungsdaten von Gebäuden, Leitungsnetzdaten von Wärmeversorgern sowie Energieverbrauchsdaten sind hilfreich, um eine effiziente Energieraumplanung vornehmen zu können. „Mit solchen Daten konnte errechnet werden, dass in der Region GU-Süd jedes Jahr 202 Gebäude auf erneuerbare Heizungsformen umgestellt werden müssten, um bis 2040 bis zu 100 Prozent erneuerbare Wärmeversorgung zu erreichen“, berichtet Kloss.

Best-Practice-Beispiel im Süden von Graz

Die Gemeinden Hart bei Graz, Raaba-Grambach, Gössendorf, Hausmannstätten und Fernitz-Mellach waren unter den ersten, die eine regionale Energieraumplanung vorgenommen haben. „Mit dem regionalen Sachbereichskonzept GU-Süd wurden die Weichen für regional abgestimmte verbindliche Vorgaben in den Bereichen Energie, Mobilität und Siedlungsentwicklung gestellt, um die Klimaschutzziele auf kommunaler Ebene umzusetzen“, berichtet Kloss über die gemeindeübergreifende Initiative.

Mögliche Zusammenschlüsse von Nahwärmenetzen, die gemeinsame Entwicklung von Siedlungs- und Betriebsgebieten an den Gemeindegrenzen sowie von Radschnellwegen kann so gemeindeübergreifend koordiniert werden. Ein regionales Energieraumplanungskonzept dieser Art ist bisher einzigartig in Österreich, sollte aber alsbald viele Nachahmer finden.

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