Hauptversammlung der Voestalpine : Voestalpine: Aufsichtsrat strebt trotz Bilanzskandal geschlossene Wiederwahl an

Aufsichtsratschef Wolfgang Eder stellt sich erneut zur Wahl

Aufsichtsratschef Wolfgang Eder stellt sich erneut zur Wahl

- © Voestalpine

Trotz jüngster Aufregungen um eine Bilanzschönung bei einer deutschen Tochtergesellschaft plant der Aufsichtsrat der voestalpine, sich bei der Hauptversammlung am 3. Juli geschlossen der Wiederwahl zu stellen. Dies verkündete der Stahl- und Technologiekonzern am Dienstag.

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Den Vorsitz des Aufsichtsrats führt der ehemalige Vorstandschef Wolfgang Eder. Weitere Mitglieder sind RLB-OÖ-Chef Heinrich Schaller, Oberbank-Chef Franz Gasselsberger, die ehemalige VIG-Chefin Elisabeth Stadler, Rechtsanwalt Florian Khol, die frühere stellvertretende Direktorin der Arbeiterkammer Wien, Maria Kubitschek, sowie Ingrid Jörg, Präsidentin Aerospace and Transportation bei Constellium Switzerland.

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Martin Hetzer wird Nachfolger von verstorbenem Joachim Lemppenau

Nach dem Tod des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden der voestalpine AG, Joachim Lemppenau, im Jahr 2022 beschloss der Aufsichtsrat, das dadurch frei gewordene Aufsichtsratsmandat bis zur Hauptversammlung 2024 nicht neu zu besetzen. Als Nachfolger tritt nun der Molekularbiologe Martin Hetzer, Präsident des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg, zur Wahl an. Hetzer promovierte in Biochemie und Genetik an der Universität Wien. Fast zwei Jahrzehnte lang forschte er am renommierten Salk Institute in La Jolla, Kalifornien, wo er zuletzt als Senior Vice President und Professor tätig war. 2023 übernahm er die Leitung des 2009 gegründeten österreichischen Forschungszentrums ISTA in Klosterneuburg.

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Bei einer erfolgreichen Wahl stünde Eder für weitere drei Jahre bis 2027 zur Verfügung. Alle anderen Mandate haben eine Laufzeit von fünf Jahren, also bis zur Hauptversammlung 2029, so die Mitteilung. „Die voestalpine hat in den nächsten drei Jahren wesentliche Schritte hinsichtlich der Transformation zur grünen Stahlproduktion zu absolvieren. Bis 2027 wird einer der ersten großen Meilensteine im Rahmen unseres Stufenplans greentec steel erreicht sein. Es ist mir ein Anliegen, dem Vorstandsteam bei der Umsetzung der konsequenten Strategie zur Dekarbonisierung bis dahin weiter zur Seite zu stehen“, so Wolfgang Eder.

Mit Martin Hetzer konnten wir einen ausgezeichneten, international hoch anerkannten Wissenschaftler für die Wahl zum Aufsichtsratsmitglied gewinnen. Für den voestalpine-Konzern als eine der forschungsintensivsten Unternehmensgruppen Österreichs wäre dies ein enormer Zugewinn.
Wolfgang Eder

Aktionäre sind "sehrt skeptisch"

Auf der diesjährigen Hauptversammlung der voestalpine wird eine intensive Diskussion um die kürzlich bekannt gewordene Bilanzschönung bei einer deutschen Voest-Tochter erwartet. Dieser Vorfall wurde kurz nach der Präsentation der Bilanz in der vergangenen Woche bekannt, allerdings nur am Rande im Geschäftsbericht erwähnt. Offenbar wurde die Bilanz der Tochtergesellschaft über Jahre hinweg geschönt, wobei es sich um etwa 100 Mio. Euro handelt.Der Interessenverband für Anleger (IVA) kritisierte daraufhin die Kommunikation des Unternehmens zu diesem Vorfall. Diese lasse "am Transparenzwillen zweifeln", so der Vorstand des IVA, Florian Beckermann. Aktionäre seien dadurch "zu Recht sehr skeptisch".

Hat die voestalpine ein Kommunikationsproblem?

Der Finanzskandal der deutschen Tochter der voestalpine hat erhebliche Unruhe ausgelöst, insbesondere wegen der unzureichenden Kommunikation des Unternehmens bei der Aufarbeitung des Vorfalls. Der Stahlkonzern informierte die Öffentlichkeit erst verspätet und unvollständig über die finanziellen Unregelmäßigkeiten. Diese Vorgehensweise führte zu einem deutlichen Vertrauensverlust bei Aktionären und Stakeholdern.

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) nahm die Untersuchungen des Falles auf und forderte eine lückenlose Aufklärung. Medienberichte zeigten, dass die voestalpine mehrfach aufgefordert wurde, umfassendere Informationen bereitzustellen, was jedoch nur zögerlich erfolgte. In einer Pressemitteilung erklärte das Unternehmen, dass alle relevanten Informationen zeitnah zur Verfügung gestellt würden, sobald die internen Untersuchungen abgeschlossen seien.

Die zögerliche Informationspolitik hat jedoch das Misstrauen in der Öffentlichkeit weiter verstärkt. Der Aktienkurs der Voestalpine gab infolge der negativen Schlagzeilen nach. Einige Großaktionäre forderten personelle Konsequenzen im Management und eine grundlegende Überarbeitung der Kommunikationsstrategie.

Auch in den Medien wurde die Informationspolitik des Unternehmens scharf kritisiert. So wurde mehrfach auf die mangelnde Transparenz und die spärliche Informationslage hingewiesen. Die voestalpine steht nun vor der Herausforderung, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen und ihre Kommunikationsprozesse zu verbessern.