Schutzzölle, Handelskrieg und "Chilling Effekt" : Trump als US-Präsident vereidigt – Was Österreichs Industrie jetzt fürchtet
Inhalt
- "Sehr wirtschaftsfreundlicher Kurs" erwartet
- Trumps Handelspolitik als neuer Präsident der USA
- 25 Prozent: Donald Trump plant Zölle auf Importe aus Kanada und Mexiko...
- ... und was ist ist mit der EU?
- Angst vor Handelskrieg und WTO-Zusammenbruch
- Neumayer rechnet mit sinkenden Exportmengen
- Das sind Trumps Pläne für die Industrie
- voestalpine-Chef hofft auf raschen handelspolitischen Konsens
- Stefan Pierer: "Rendezvous mit der Realität"
- Zurückhaltung bei BMW Steyr, Polytec und Miba
- Deutsche Ökonomen: "Selektive, schlagzeilenträchtige Zölle"
- Schlechte Nachrichten für deutsche Autobauer
- VDA-Präsidentin fordert Stärkung des Standorts Deutschland
- Pressespiegel: Was österreichische Medien zu Trumps Handelspolitik sagen
- Chancen für Europa?

"Make America great again": Experten befürchten, dass Trumps Handelspolitik in einem Extremszenario sogar zu einem Zusammenbruch der WTO führen könnte.
- © Chris Seward / AP / picturedesk.comAktive Mitgliedschaft erforderlich
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"Make America great again": Experten befürchten, dass Trumps Handelspolitik in einem Extremszenario sogar zu einem Zusammenbruch der WTO führen könnte.
- © Chris Seward / AP / picturedesk.com
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"Sehr wirtschaftsfreundlicher Kurs" erwartet
IHS-Direktor Holger Bonin geht davon aus, dass der Republikaner Donald Trump die von ihm angekündigten Steuersenkungen für Unternehmen umsetzen wird. "Es wird auch Deregulierungen geben, die den großen Konzernen und insbesondere auch den Digitalkonzernen helfen könnten", so Bonin beim "Election Breakfast" der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft. Gleichzeitig warnt Bonin vor einem drohenden Handelskrieg mit den USA.
"Ich meine, er hat mit Elon Musk einen Player an der Seite, der da sicherlich großen Einfluss ausüben wird und der das auch mit Eigeninteresse natürlich tut", sagt Bonin. "Wir werden da einen sehr wirtschaftsfreundlichen Kurs sehen, der insbesondere eben den großen Kapitalgesellschaften zugute kommt." Ob das auch der amerikanischen Bevölkerung Vorteile bringen werde, sei unklar. Im Bereich der Sozialpolitik oder der Frage des leistbaren Wohnraums würden die Steuersenkungen nicht unmittelbar durchschlagen, so der Wirtschaftsforscher. Auch Veränderungen in der Handelspolitik könnten negativ auf die US-amerikanische Binnenwirtschaft durchschlagen.
>>> VDMA-Hauptgeschäftsführer Brodtmann zu Trump: „Seine Zollankündigungen müssen wir ernst nehmen"
Trumps simple Botschaften, die US-Industrie vor ausländischer Konkurrenz und vor illegaler Einwanderung zu schützen, hätten bei den Wählern offenbar verfangen, so Bonin. Aber eine Abschottung vor der Migration hätte für den amerikanischen Arbeitsmarkt negative Auswirkungen, glaubt der Ökonom. "Also man schießt sich letztlich selber ins Knie, und trotzdem haben die Bürgerinnen und Bürger dafür gestimmt."
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Noch schlechter ist, wenn die multilaterale Handelsordnung zusammenbricht, wenn die WTO zusammenbricht.Holger Bonin
Trumps Handelspolitik als neuer Präsident der USA
Mit der Vereidigung von Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten hat sich ein Paradigmenwechsel in der internationalen Handelspolitik abgezeichnet. Trump, der bereits im Wahlkampf mit einer betont protektionistischen Rhetorik auftrat, stellt die bisherigen Grundlagen des globalen Handels in Frage. Die Kernpunkte seiner geplanten Handelspolitik umfassen Schutzzölle, die Neuverhandlung von Handelsabkommen und die Förderung der inländischen Produktion. Dieser Ansatz könnte erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben – auch auf Österreichs Industrie.
"America First": Trumps Wirtschaftsdoktrin
Im Zentrum von Trumps Handelspolitik steht der Slogan „America First“, der darauf abzielt, Arbeitsplätze und Investitionen in den Vereinigten Staaten zu halten. Die USA sollen unabhängiger von Importen werden und ihre Wettbewerbsfähigkeit durch eine stärkere Inlandsproduktion steigern. Trump sieht insbesondere Handelsüberschüsse anderer Länder – etwa von China, Deutschland oder Mexiko – als Bedrohung für die US-Wirtschaft und will mit harten Maßnahmen gegensteuern.
Schutzzölle und ihre potenziellen Folgen
Eines der umstrittensten Instrumente in Trumps Handelspolitik sind Schutzzölle. Trump hat wiederholt angedroht, hohe Zölle auf Importe zu verhängen, insbesondere auf Waren aus China und Mexiko. Diese Zölle sollen die US-Wirtschaft vor günstigeren Importen schützen und inländische Produzenten stärken. Kritiker warnen jedoch vor einem "Chilling Effekt" auf die Weltwirtschaft: Höhere Zölle könnten internationale Lieferketten stören, die Kosten für Verbraucher und Unternehmen steigen lassen und letztlich Handelskriege auslösen.
Insbesondere China hat bereits Gegenmaßnahmen angedroht. Sollte es zu einem gegenseitigen Erhöhen von Zöllen kommen, könnte dies den internationalen Handel erheblich beeinträchtigen. Die Weltwirtschaft wäre mit einer Verschärfung der Handelskonflikte konfrontiert, was auch Österreichs Industrie belasten könnte. Viele heimische Unternehmen, vor allem in der Automobil- und Maschinenbauindustrie, sind in globale Wertschöpfungsketten eingebunden und würden von einem Rückgang des Handelsvolumens direkt betroffen sein.
Neuverhandlung von Handelsabkommen
Ein weiteres zentrales Element von Trumps Handelspolitik ist die Neuverhandlung oder sogar Aufkündigung bestehender Handelsabkommen. Trump hat bereits im Wahlkampf das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA zwischen den USA, Kanada und Mexiko als „das schlechteste Abkommen der Geschichte“ bezeichnet. Er plant, NAFTA neu zu verhandeln, um es aus seiner Sicht "fairer" zu gestalten.
Auch das geplante transatlantische Handelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) zwischen den USA und der EU steht unter Trumps Präsidentschaft vor dem Aus. Schon während der Verhandlungen gab es in Europa starken Widerstand gegen TTIP, vor allem aufgrund der Sorge vor einer Absenkung von Umwelt- und Sozialstandards. Trump wiederum sieht in solchen Abkommen vor allem Nachteile für die USA und könnte somit die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen belasten.
Auswirkungen auf Europa und Österreich
Die europäische Wirtschaft und insbesondere Österreich stehen vor einer ungewissen Zukunft. Mit der EU als zweitgrößtem Handelspartner der USA könnte Trumps protektionistische Politik erhebliche Konsequenzen haben. Österreichs Exportwirtschaft ist stark von internationalen Handelsabkommen abhängig, und die USA gehören zu den wichtigsten Absatzmärkten für heimische Unternehmen. Vor allem Maschinenbau, Automobilindustrie und die chemische Industrie wären von potenziellen Zöllen und Handelsbarrieren betroffen.
Wirtschaftsexperten warnen, dass protektionistische Maßnahmen wie Schutzzölle zu einer Abkühlung des globalen Handels führen könnten. Dies würde nicht nur die Exporte der EU, sondern auch die Investitionsbereitschaft internationaler Konzerne einschränken. Für ein exportorientiertes Land wie Österreich könnten die Folgen erheblich sein: Laut Wirtschaftskammer Österreich würde ein Rückgang des Handelsvolumens mit den USA zu Umsatzverlusten und einem Abbau von Arbeitsplätzen führen.
Kritik und Kontroversen
Die geplante Handelspolitik von Donald Trump stößt auf massive Kritik, sowohl im Inland als auch international. In den USA warnen Wirtschaftsverbände und Analysten, dass ein Rückzug aus internationalen Handelsabkommen und die Einführung von Zöllen nicht nur die Beziehungen zu wichtigen Handelspartnern belasten, sondern auch die US-Wirtschaft selbst schädigen könnten. Höhere Preise für importierte Waren würden die Kaufkraft der Verbraucher senken, und Unternehmen könnten durch Gegenmaßnahmen anderer Länder erheblich unter Druck geraten.
Auch in Europa üben Politiker und Wirtschaftsvertreter deutliche Kritik. Sie warnen vor einer Renationalisierung der Wirtschaftspolitik und fordern ein geschlossenes Auftreten der EU gegenüber den USA. Einseitige Maßnahmen wie Strafzölle würden nicht nur die Handelsbeziehungen verschlechtern, sondern auch das multilaterale Handelssystem der Welthandelsorganisation (WTO) schwächen.
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25 Prozent: Donald Trump plant Zölle auf Importe aus Kanada und Mexiko...
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Produkte aus Kanada und Mexiko einzuführen. „Ich denke, wir werden es am 1. Februar tun“, erklärte Trump im Weißen Haus, kurz nachdem er diverse Anordnungen unterzeichnet hatte. Auf die Nachfrage eines Journalisten, wie sich die Zölle rechtfertigen ließen, sagte Trump: „Wir denken an 25 Prozent für Mexiko und Kanada, weil sie eine große Zahl von Menschen (...) einreisen lassen.“
Zuvor hatte das Wall Street Journal berichtet, dass Trump zunächst keine Zölle gegen zentrale Handelspartner wie Kanada, Mexiko oder China verhängen wolle. Stattdessen wolle er die Behörden beauftragen, die Handelsbeziehungen mit diesen Ländern zu bewerten. Dennoch bleibt Trumps Drohung ernst: Bereits im November, kurz nach seinem Wahlsieg, hatte er hohe Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China ins Spiel gebracht. Ursprünglich sollten diese Pläne bereits am ersten Tag seiner Präsidentschaft umgesetzt werden.
Zölle sind eine zusätzliche Abgabe auf importierte Waren, die an der Grenze erhoben wird. Sie erhöhen den Preis von aus dem Ausland eingeführten Produkten, um inländische Produzenten vor günstigeren Importen zu schützen. Während seiner ersten Amtszeit (2017–2021) nutzte Trump Zölle als zentrales Element seiner protektionistischen Wirtschaftspolitik. Unter anderem setzte er Strafzölle auf Stahl, Aluminium und zahlreiche Konsumgüter aus China durch, was zu Handelskonflikten führte.
Wirtschaftsexperten warnen, dass die geplanten Zölle weitreichende Folgen für die Preise in den USA haben könnten. Höhere Importkosten würden sich direkt auf die Verbraucherpreise auswirken, da Unternehmen die Mehrkosten an die Kunden weitergeben müssten. Dies könnte insbesondere bei Alltagsgütern zu einem deutlichen Preisanstieg führen. Zudem könnten Zölle internationale Lieferketten stören, was die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beeinträchtigen würde.
Auch die Handelspartner, insbesondere Mexiko und Kanada, haben bereits Gegenmaßnahmen signalisiert. Strafzölle auf US-Produkte könnten den bilateralen Handel erheblich beeinträchtigen und die wirtschaftlichen Beziehungen belasten. Mexiko ist einer der größten Abnehmer für US-Exporte, während Kanada der wichtigste Handelspartner der USA ist.
... und was ist ist mit der EU?
Obwohl die Europäische Union (EU) bisher nicht direkt von diesen Zöllen betroffen ist, gibt es wachsende Besorgnis über mögliche zukünftige Handelshemmnisse. Trump hat die EU aufgefordert, mehr amerikanisches Öl und Gas zu importieren, und mit Zöllen gedroht, falls diese Forderung nicht erfüllt wird.
In Reaktion auf Trumps Drohungen betonen EU-Minister die Notwendigkeit, die europäische Wirtschaft zu stärken und wettbewerbsfähiger zu machen. Sie sehen Trumps Rückkehr als Weckruf, um technologische Rückstände gegenüber den USA und China aufzuholen. Der belgische Finanzminister Vincent Van Peteghem und der Vorsitzende der Eurogruppe, Paschal Donohoe, unterstreichen die Bedeutung einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit der EU, anstatt auf US-Zölle mit Vergeltungsmaßnahmen zu reagieren.
Die EU plant, ihre Handelsbeziehungen zu diversifizieren und den Fokus auf alternative Energiequellen zu legen, um potenziellen US-Zöllen entgegenzuwirken. Allerdings bestehen Herausforderungen beim verstärkten Import von US-Flüssigerdgas (LNG), da europäische Unternehmen aufgrund höherer Preise zögern. Zudem fehlen der Europäischen Kommission die Befugnisse, solche Importe direkt zu steuern.
Angst vor Handelskrieg und WTO-Zusammenbruch
GPA-Vorsitzende Barbara Teiber zeigt sich skeptisch, ob Trumps Politik den Bürgern helfen wird. Ihr mache Angst, dass Trump "von gewerkschaftsfeindlichen und arbeitnehmerfeindlichen Multimillionären" wie Elon Musk, Peter Thiel und Jeff Bezos unterstützt worden sei.
Markus Beyrer, Generaldirektor von Business Europe, verwies auf Studien, wonach die von Trump angekündigten Zölle auf europäische und chinesische Produkte einen "chilling Effekt" auf die europäische, aber auch auf die amerikanische Wirtschaft hätten. Sie würden zu einer Reduktion des Wirtschaftswachstums und der Beschäftigung führen, so Beyrer. "Die amerikanische und die europäische Wirtschaft, also die transatlantische Wirtschaft, das ist die verflochtenste auf der ganzen Welt. Da sind 16 Millionen Jobs, die davon direkt abhängen. Da gibt es berechtigte Interessen auf beiden Seiten, dass das nicht zu sehr durcheinandergeschüttelt wird."
>>> Wolfgang Hesoun: "Entwicklungen gefährden Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Sozialstaat"
Das macht auch IHS-Chef Bonin Sorgen. Ein Handelskrieg mit den USA wäre schlecht für die Europäer, "aber noch schlechter ist, wenn die multilaterale Handelsordnung zusammenbricht, wenn die WTO zusammenbricht", warnte er.

Die österreichische Industrie ist eine Exportindustrie, und das hätte naturgemäß negative Auswirkungen, das muss uns allen bewusst sein.Christoph Neumayer
Neumayer rechnet mit sinkenden Exportmengen
Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, rechnet mit sinkenden Exportmengen in die USA, wenn dort tatsächlich wie angekündigt Importzölle für europäische Produkte eingeführt werden. "Wir sind im dritten Rezessionsjahr der Industrie. Die österreichische Industrie ist eine Exportindustrie, und das hätte naturgemäß negative Auswirkungen, das muss uns allen bewusst sein", so Neumayer. Insbesondere die Autozulieferindustrie stehe unter Druck, und die USA würden schon seit längerem das Ziel verfolgen, dass dort produziert werde. Einige europäische und deutsche Hersteller hätten darauf aber bereits reagiert und Werke in den USA errichtet, daher könnten die Auswirkungen nun weniger stark sein als befürchtet. Sorgen machen sollte man sich aber um die Umwelttechnologien, so Neumayer.
>>> Velina Tchakarova über Europas Sicherheit und Deglobalisierung: "Kann Europa wirklich sterben?"
Der langjährige Wifo-Chef und jetzige Fiskalratspräsident Christoph Badelt hält die mittelfristige Entwicklung für überhaupt nicht prognostizierbar. "Denn Trump will ja jetzt nicht nur einfach Zölle einheben gegenüber den Europäern, sondern Trump will ja überhaupt das Land wirtschaftlich viel stärker autark machen und wird sicher auch einen viel stärkeren Handelskrieg gegen China führen." Darauf werde China reagieren und stärker nach Europa gehen. Auch Badelt befürchtet, dass Trumps Handelspolitik zu einem Zusammenbruch der WTO führen könnte, "dann herrscht irgendwann einmal der Wilde Westen".

Das sind Trumps Pläne für die Industrie
- Im Zentrum der Trump-Agenda stehen protektionistische Maßnahmen, die umfassende Importzölle beinhalten - bis zu 10 Prozent könnten auf europäische Waren erhoben werden. Besonders die deutsche Automobilindustrie ist im Visier. Mit Steueranreizen und günstigeren Energiekosten will Trump deutsche Autobauer wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz dazu bewegen, ihre Produktion in die USA zu verlagern. Erhebliche Zölle auf europäische Fahrzeuge könnten die deutschen Hersteller hart treffen und aufgrund ihrer weit verzweigten Lieferketten europaweit spürbare Effekte auslösen.
- Hinzu kommt, dass die Ansichten Trumps in Bezug auf die Umweltpolitik stark von den Klimazielen der EU abweichen. Während die EU auf internationale Zusammenarbeit im Bereich der Nachhaltigkeit setzt, könnte Trumps Politik Fortschritte in Bereichen wie Emissionsstandards und Investitionen in grüne Technologien behindern. Es wird erwartet, dass seine Regierung die Umweltgesetzgebung in den USA zurücknehmen wird, was sich nicht nur auf die Wettbewerbssituation auswirken, sondern auch zu Handelskonflikten führen könnte, da Europa weiterhin auf Maßnahmen wie wie den CO₂-Grenzausgleich setzt.
- Die Inflation ist ein weiterer Aspekt von Trumps Zollpolitik. Höhere Zölle könnten zu höheren Preisen in den USA führen, was wiederum die Zinsen in die Höhe treiben und wirtschaftliche Auswirkungen auf die EU haben könnte. Berichten zufolge bereitet die EU bereits Gegenmaßnahmen vor, um ihre Industrie zu schützen und ein Verhandlungsergebnis zu erzielen, auch wenn wirtschaftliche Verwerfungen nicht ausgeschlossen werden können.

voestalpine-Chef hofft auf raschen handelspolitischen Konsens
Oberösterreichs Autozulieferindustrie will Wahlkampfankündigungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump über höhere Importzölle, insbesondere auf Autos, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren. Der Stahlkonzern voestalpine hofft darauf, "dass die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Europa und der USA auch in Zukunft fortgesetzt und weiter gestärkt wird".
"Angesichts der zahlreichen Konflikte und der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen wird eine konstruktive Zusammenarbeit auf globaler Ebene nochmals an Bedeutung gewinnen", wünschte sich voestalpine-Konzernchef Herbert Eibensteiner "vor allem raschen handelspolitischen Konsens zwischen den USA und der EU, um wieder Planungssicherheit für Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks herzustellen". Die Voest habe die lokale Wertschöpfung an ihren 49 US-amerikanischen Standorten - mit rund 3.000 Beschäftigten - in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt in der Weiterverarbeitung ausgebaut und könnte von einem Wirtschaftsprogramm weiter profitieren.
>>> Voestalpine: 70-Millionen-Euro-Investition für den nordamerikanischen Markt
Zurzeit werde die Produktion der voestalpine in Indiana um 70 Mio. Euro (78 Mio. Dollar) und 110 Arbeitsplätze erweitert, weil neue langfristige Verträge mit zwei Lkw-Herstellern für den nordamerikanischen Markt abgeschlossen worden seien. Im Geschäftsjahr 2023/24 erzielte das Linzer Unternehmen in den Vereinigten Staaten laut Eigenangaben einen Umsatz von rund 1,8 Mrd. Euro, das entsprach rund 11 Prozent des Konzernumsatzes von 16,7 Mrd. Euro. In den vergangenen Jahren wurden rund 1,4 Mrd. Euro in den USA investiert.

Jetzt fällt uns auf den Kopf, dass ein Freihandelsabkommen mit den USA in den vergangenen Jahren gescheitert ist.Stefan Pierer
Stefan Pierer: "Rendezvous mit der Realität"
Der Ausgang der US-Wahlen sei ein Weckruf für die europäische Industriepolitik, meint der wortgewaltige Industrielle Stefan Pierer. „Der Wahlsieg von Donald Trump bedeutet für Europa ein Rendezvous mit der Realität – wirtschaftspolitisch wie auch sicherheitspolitisch. Europa braucht einen Industrial Deal und einen Technology Deal, um auf die globalen Herausforderungen reagieren zu können und den Standort Europa wieder wettbewerbsfähig zu machen“, so Pierer. „Europa ist nicht mehr das Gravitationszentrum der Welt und muss aufhören, mit dem moralischen Zeigefinger auf alle anderen zu zeigen und sich selbst mit Bürokratie und Verboten zum Stillstand zu regulieren.“
>>> Stefan Pierer: "Ein einzelner Chiphersteller hat die ganze Industrie in Mitleidenschaft gezogen"
Gute transatlantische Beziehungen sind für Europa und für Österreich fundamental, sagt der KTM-Chef. In einer zunehmend protektionistischen Weltwirtschaft müsse Europa die Zusammenarbeit mit den USA aktiv forcieren. Abschottung und Blockbildungen hätten für Exportländer wie Österreich stark negative Auswirkungen. „Jetzt fällt uns auf den Kopf, dass ein Freihandelsabkommen mit den USA in den vergangenen Jahren gescheitert ist. Sicher ist, dass sich Direktinvestitionen der OÖ. Industrie in den USA weiter intensivieren werden“, so Pierer. „Der Weckruf gilt nicht nur für die EU sondern auch für eine zukünftige österreichische Bundesregierung, die ein Standort-Rettungspaket schnüren muss“, betont der IV OÖ-Präsident abschließend.

Zurückhaltung bei BMW Steyr, Polytec und Miba
BMW Steyr verwies auf sein langjähriges Engagement in den Staaten: "Die BMW Group engagiert sich seit fast 50 Jahren als verantwortungsbewusstes Unternehmen in den USA. In dieser Zeit haben wir mit Regierungen unter demokratischer und republikanischer Präsidentschaft zusammengearbeitet."
Der oberösterreichische Autozulieferer Polytec bat um Verständnis, keine Stellungnahme abgeben zu wollen. Seitens des Technologiekonzerns Miba betonte man den Unternehmensschwerpunkt in anderen Bereichen zu haben und verwies auf sieben eigene Werke in den USA, wo für den dortigen Markt produziert werde.
Ein amerikanischer Präsident kann und darf nie nur und ausschließlich "America first" sein.Dirk Jandura
Deutsche Ökonomen: "Selektive, schlagzeilenträchtige Zölle"
Die deutsche Industrie blickt mit Sorge auf eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus. "Flächendeckende Zölle von 10 oder gar 20 Prozent auf alle Importe und von 60 Prozent auf Einfuhren aus China würden nicht nur Deutschland und der EU, sondern auch der US-Wirtschaft massiv schaden", teilte der Bundesverband der Deutschen Industrie mit.
Ökonomen rechnen damit, dass Trump im nächsten Jahr zunächst nur "selektive, schlagzeilenträchtige Zölle" verhängen und weitere Maßnahmen androhen könnte. "Für sich genommen könnte eine solche Eskalation der Handelsspannungen dazu führen, dass wir unsere Wachstumsprognose für 2025 für Deutschland (derzeit 0,5 Prozent) um etwa 0,2 Prozentpunkte und unsere Prognosen für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte senken", so die Volkswirte der Berenberg-Bank. Würden die USA tatsächlich einen Zoll von zehn Prozent auf alle Importe aus Europa erheben, könnte der Schaden demnach noch größer ausfallen.
>>> Georg Kapsch: "Sich an der Kommission abzuputzen, ist auch nicht in Ordnung"
"Die Welt braucht weniger und nicht mehr Handelsbeschränkungen", hob auch der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura, hervor. "Ein amerikanischer Präsident kann und darf nie nur und ausschließlich "America first" sein.". Die USA seien Deutschlands wichtigster Handelspartner und wichtigster Verbündeter in einer Zeit globaler Umbrüche. "Wir setzen auf eine Fortsetzung der traditionell guten transatlantischen Beziehungen." Nach Ansicht des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft ist das "Worst-Case-Szenario" eingetreten. Es sagt einen "Handelskrieg" voraus, der die deutsche Wirtschaft in vier Jahren bis zu 180 Milliarden Euro kosten könne.

Schlechte Nachrichten für deutsche Autobauer
Die europäischen Leitbörsen haben sich im Mittagshandel nach der US-Wahl mit klaren Kurszuwächsen präsentiert. Mögliche negative Folgen blendeten die Märkte in Europa zumindest teilweise aus. "Während Trump in seiner Siegesrede das 'goldene Zeitalter' Amerikas ankündigt, dürfte man sich in den Führungsetagen so mancher Exporteure in Europa und China nicht ganz so optimistische Gedanken über eine sich nun verändernde Welt machen, was die Handelsbeziehungen mit der größten Volkswirtschaft angeht", mahnte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
>>> Minus 84 Prozent: Massiver Gewinneinbruch bei BMW
Trumps Wahlsieg dürfte vor allem in der deutschen Automobilindustrie nicht positiv ankommen. "Hofften auch die deutschen Autobauer bis zuletzt auf einen Sieg der Demokraten, dürften für sie nun noch härtere Zeiten anbrechen", merkt Molnar dazu an. Die Aktien von BMW sackten nach einem Gewinneinbruch im dritten Quartal um 6,5 Prozent ab. Auch Mercedes und VW schwächelten.
Jede Schwäche, die wir uns jetzt leisten, national und international, wird ausgenutzt werden.Hildegard Müller
VDA-Präsidentin fordert Stärkung des Standorts Deutschland
Der deutsche Verband der Automobilindustrie fordert als Reaktion auf den sich abzeichnenden US-Wahlsieg von Donald Trump eine Stärkung des Standorts Deutschland. Der Druck auf eine Verlagerung der Produktion in die Vereinigten Staaten werde "enorm groß", so VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Wirtschaftliche Stärke sichert uns Relevanz", fügte sie hinzu.
Um relevant zu bleiben, brauche Europa eine starke und vor allem gemeinsame Stimme. "Jeder Mitgliedstaat ist alleine zu klein, um diese Relevanz aufzubauen", sagte die VDA-Präsidentin. Es sei wichtig, den gemeinsamen Binnenmarkt zu stärken. "Jede Schwäche, die wir uns jetzt leisten, national und international, wird ausgenutzt werden", warnte sie.
>>> Deutsche Autoindustrie mit starkem Umsatzrückgang
Die deutsche Autoindustrie ist seit Jahren stark in den Vereinigten Staaten präsent. "Die USA sind ein wichtiger Bestandteil im Produktionsnetzwerk der deutschen Automobilindustrie", sagte Müller. "Auch von dort aus wird der Weltmarkt bedient." Im vergangenen Jahr haben die deutschen Hersteller in den USA dem VDA zufolge so viele Fahrzeuge gefertigt wie nie zuvor. Die deutsche Automobilindustrie beschäftigt dort demnach rund 138.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2023 wurden etwa 400.000 Pkw aus Deutschland in die USA exportiert.

Pressespiegel: Was österreichische Medien zu Trumps Handelspolitik sagen
Die österreichischen Medien analysieren die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump mit Besorgnis und Skepsis. Im Fokus stehen dabei die potenziellen Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft, insbesondere im Hinblick auf mögliche Handelskonflikte und protektionistische Maßnahmen.
Industrie fordert stabile Handelsbeziehungen
Die Industriellenvereinigung (IV) betont die Bedeutung stabiler Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA. IV-Präsident Georg Knill warnt vor den Folgen protektionistischer Maßnahmen und fordert eine proaktive Gestaltung der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen. Knill hebt hervor, dass Österreichs Exportwirtschaft stark von offenen Märkten abhängt und protektionistische Tendenzen zu wirtschaftlichen Verwerfungen führen könnten.
Sorge vor neuem Handelskrieg
Der ORF berichtet über die wachsende Besorgnis hinsichtlich eines möglichen neuen Handelskriegs unter der Führung von Präsident Trump. Bereits in seiner ersten Amtszeit habe Trump die Weltwirtschaft durch Handelskonflikte erheblich beeinflusst. Neue Zollerhöhungen könnten nicht nur die US-Wirtschaft belasten, sondern auch Europa, das durch Pandemie und geopolitische Spannungen bereits geschwächt ist.
Warnung vor Handelskonflikten
EZB-Direktorin Isabel Schnabel äußert im "Kurier" die Befürchtung, dass es unter Präsident Trump zu Handelskonflikten mit der Eurozone kommen könnte. Höhere Zölle auf europäische Waren könnten die Preisentwicklung beeinflussen und die wirtschaftliche Unsicherheit verstärken. Schnabel betont, dass Unklarheiten in der US-Handelspolitik wie "Gift für die Konjunktur" wirken könnten.
Wirtschaftsexperten mahnen zur Vorsicht
IHS-Direktor Holger Bonin warnt vor einem drohenden Handelskrieg mit den USA. Er prognostiziert, dass angekündigte Steuersenkungen und Deregulierungen großen Konzernen zugutekommen könnten, jedoch negative Auswirkungen auf die internationale Handelspolitik haben dürften. Bonin betont, dass protektionistische Maßnahmen der US-Regierung die globale Wirtschaft destabilisieren könnten.
Chancen für Europa?
Trotz der Herausforderungen bietet Trumps Handelspolitik auch Chancen für Europa. Sollte sich die US-Regierung von internationalen Handelsabkommen zurückziehen, könnten sich neue Märkte und Partnerschaften für europäische Unternehmen auftun. Die EU könnte ihre Handelsbeziehungen mit anderen Regionen wie Asien, Afrika oder Lateinamerika intensivieren und sich als stabiler und verlässlicher Handelspartner positionieren. Diese Diversifizierung wäre auch vor dem Hintergrund einer zunehmend multipolaren Weltwirtschaft von strategischer Bedeutung.
Für Österreichs Wirtschaft könnten solche Alternativen ebenfalls von Vorteil sein. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die flexibel auf neue Märkte reagieren können, hätten hier die Chance, ihre Exportaktivitäten auszuweiten. Ein verstärktes Engagement in wachstumsstarken Märkten außerhalb der USA würde nicht nur die Abhängigkeit von einem einzigen Handelspartner reduzieren, sondern auch die Widerstandsfähigkeit gegen wirtschaftliche Unsicherheiten erhöhen.
Darüber hinaus könnte die EU verstärkt auf bilaterale Handelsabkommen setzen, um wirtschaftliche Kooperationen mit aufstrebenden Volkswirtschaften wie Indien oder Brasilien zu intensivieren. Diese Länder verzeichnen ein dynamisches Wirtschaftswachstum und könnten langfristig zu wichtigen Handelspartnern für europäische Unternehmen werden. Österreich könnte von solchen Abkommen profitieren, da sie die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Produkte auf internationaler Ebene steigern würden.
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist jedoch eine aktive und koordinierte Handelspolitik der EU, die pragmatisch und strategisch agiert. Dazu gehören sowohl der Abbau von Handelsbarrieren als auch gezielte Investitionen in Infrastrukturprojekte, um den Zugang zu neuen Märkten zu erleichtern. Die Europäische Union hat hier die Chance, sich als treibende Kraft in der globalen Handelspolitik zu etablieren und sich von protektionistischen Strömungen abzusetzen.
Nicht zuletzt bietet die Unsicherheit in Bezug auf die Handelspolitik der USA auch die Möglichkeit, innerhalb Europas verstärkt auf Kooperation zu setzen. Eine engere Zusammenarbeit zwischen EU-Mitgliedsstaaten könnte nicht nur die Verhandlungsposition gegenüber Drittstaaten stärken, sondern auch den Binnenmarkt weiter integrieren. Für Österreich wäre dies eine Gelegenheit, seine Rolle als Brücke zwischen Ost- und Westeuropa auszubauen und neue wirtschaftliche Synergien zu schaffen.