Der Börsengang sollte zur Eigenständigkeit führen – doch losgelöst ist TKMS nicht. Thyssenkrupp behält mit 51 Prozent die Mehrheit und damit die Kontrolle. Auch der Aufsichtsrat bleibt fest in Essener Hand: Konzernvorstand Volkmar Dinstuhl, Architekt zahlreicher Umbauten im Konzern, führt seit dem Börsengang den Vorsitz und wacht über den Kurs der Marinesparte.
Operativ steht Oliver Burkhard an der Spitze – und mit ihm ein alles andere als klassischer Industrie- oder Rüstungsmanager. Seine Wurzeln liegen in der IG Metall, wo er rasch aufstieg – vom politischen Sekretär bis zum jüngsten Bezirksleiter der Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen. 2013 wechselte Burkhard die Seiten, in den Vorstand der Thyssenkrupp AG, wo er als Arbeitsdirektor und Personalvorstand die Ressorts Personal, Recht & Compliance, IT sowie mehrere internationale Regionen verantwortete.
Seit 2022 führt er nun Thyssenkrupp Marine Systems – ein eher ungewöhnlicher Aufstieg: vom Arbeitnehmervertreter über den Personalvorstand zum Chef eines Rüstungskonzerns. Burkhard gilt als kommunikativer, politisch denkender Manager, der geschickt zwischen Gewerkschaften, Aufsichtsrat und Verteidigungsministerium vermittelt. Zudem verfügt er über ein Netzwerk, das ihm in der Anbahnung internationaler Aufträge – insbesondere mit neuen Partnerstaaten – von großem Wert ist.
Burkhard mag gemeinsam mit dem neuen Aufsichtsrat das Steuer übernehmen – doch Treibstoff für den Aufbruch liefert der Börsengang nicht. Der Schritt an die Börse war kein klassischer IPO, sondern eine Abspaltung: 49 Prozent der Anteile wurden kostenlos an die Thyssenkrupp-Aktionäre verteilt.
Für TKMS bedeutet das zwar Sichtbarkeit und Eigenständigkeit, aber keine gefüllte Kriegskasse. Kein Euro aus dem Handel mit den neuen Aktien landet in Kiel – Wachstum und Investitionen müssen aus dem laufenden Geschäft oder über Kredite finanziert werden.
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