Phoenix Contact : Frank Stührenberg: "Resilienz kriegst du nicht für Null"

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Frank Stührenberg, CEO des Blomberger Klemmenherstellers Phoenix Contact: "Zwei Jahre wie eine Bergetappe"

- © Phoenix Contact

22.000 Mitarbeiter, ein Umsatz von zuletzt fast 3,6 Milliarden Euro, all das in einer Holdingstruktur abgebildet - die Eigentümerfamilie Eisert hört es trotzdem nicht gern, wenn das Elektrotechnikunternehmen aus Blomberg als Konzern bezeichnet wird. Wohl auch deshalb, weil das Unternehmen, 20 Kilometer östlich von Detmold domiziliert, die Werte eines Mittelständers bewahrt. "Die Gesellschafter sind ja in unseren Reihen", sagt CEO Frank Stührenberg. Um sie zu sehen, müsste man nicht extra "per Hubschrauber die Bahamas anfliegen", sagt er schmunzelnd.

Zu 100 Prozent steht das 1923 gegründete Unternehmen, das mit seiner Reihenklemme in Elektrotechnikerkreisen Berühmtheit erlangen konnte, in Familienbesitz. Organisch wuchs man Schritt für Schritt zu dem Großunternehmen, das man heute ist. Mit Innovationsstärke. Und auch, indem man sich in "Beständigkeit übte". Nun müsse es gelingen, die Kontinuität fortzuschreiben. In einer volatileren Welt und nach zwei Wachstumsjahren, zu denen das Bild einer Bergetappe passt. "Unsere Mitarbeiter in der Produktion spüren diese in den Beinen", sagt Stührenberg. Wie also legt der deutsche Industrieelektronikhersteller, dessen Portfolio explodierte und der zuletzt 600 Millionen Euro investierte, die nächsten Jahre an?

Man setze auch weiterhin auf Eigenfinanzierung. Zugleich wolle sich Stührenberg, ein Wirtschaftswissenschafter, der schon seit mehr als 30 Jahren im Unternehmen tätig ist, nicht allzu sehr von "äußeren Impressionen" leiten lassen. "Wir sind auf Schiene und folgen unserem Plan", sagt der Manager von Phoenix Contact.

Es folge eine Dekade der Nachhaltigkeit, für die das Unternehmen mit Lösungen rund um die Energieversorgung, -automatisierung sowie Netzintelligenz oder Stromspeicherung gut aufgestellt sei. So sei das Geschäft mit Elektromobilitätslösungen praktisch aus dem Nichts erwachsen und bringe nun sattes Mehrgeschäft.

In der ostchinesischen Metropole Nanjing zieht man gerade einen Standort für E-Mobilitätslösungen hoch. Warnungen, wonach sich Chinas Konjunktur längerfristig abkühle, schenkt Stührenberg Beachtung. Doch abgeschrieben wird die Asienexpansion deshalb nicht. "Wir werden uns nicht rausdrängen lassen aus diesem Zukunftsgeschäft". Freilich: Indien sei eine spannende Wachstumsalternative. Auch in Polen wurde gerade erst mit einem neuen Standort erweitert. Die Aktivitäten in Russland wurden aufgegeben, ein Schritt mit "symbolischem Wert".

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Dazu kommt ein Portfolio, das auch hierzulande - Österreich ist achtstärkster Markt im Phoenix-Contact-Verbund - Breite bietet. Es reicht von der Reihenklemme - "immer noch einem Innovationsträger" (O-Ton Stührenberg) - bis zur Automatisierungstechnik. "Wir konnten auch Auftragspolster aus den Vorjahresperioden mitnehmen", sagt der Manager. Das helfe, vernünftig zu segeln.

Tausende Stellen seien in den nächsten Jahren nachzubesetzen, das Unternehmen wolle stärker noch für Sinnstiftung stehen, das schwarze Zahlen in den Bilanzen stehen, ist natürlich auch kein Fehler.

In Sachen Widerstandsfähigkeit wolle man seine Hausaufgaben machen. So habe die hohe Wertschöpfungstiefe im Unternehmen - etwa die "legendäre eigene Schraubenproduktion" - durch manchen Versorgungsengpass der vergangenen Monate geholfen. Zusätzlich sichere man sich beim Sourcing ab. Eine doppelte Lagerhaltung dort, wo es sinnvoll erscheint, wird praktiziert. "Resilienz kriegst du nicht für Null", so Stührenberg.