IT und Software : Peter Pulm: Bilderbuchkarriere bei Google

Peter Pulm ganz rechts am Google Campus Chelse, NYC

Peter Pulm, ganz rechts, mit einer österreichischen Abordnung am Google Chelsea Campus, New York City

- © Google

Wenn Peter Pulm an einem Dienstagvormittag Ende Februar den Rechner hochfährt, ist das im ersten Moment nicht sonderlich exotisch. Wie nach langen Wochenenden - in den USA beging man soeben den Presidents Day - üblich, gibt es eine Menge einzuarbeiten. Und zum dicht getakteten Besprechungsnachmittag, der den 38-jährigen erwartet, passt irgendwie das dicke Wolkenband, das sich über die Stadt geschoben hat.

Das einmal ausgeblendet, lebt hier gerade einer seinen Traum. Gerade verbrachte Pulm einige Tage bei Klienten an der Westküste, in Downtown San Francisco. Seinen Lebensmittelpunkt aber hat Pulm - ein gebürtiger Gmundner und heute bei Google Senior Principal für cloudbasierte AI-Industrielösungen - an der US-Ostküste. "Natürlich ist die Freude groß, ein erstes Anschreiben zu erhalten, in dem steht: 'Google wants to talk to you'", erzählt Pulm, der auch das darauf folgende fünfstufige(!) Selektionsverfahren erfolgreich bestand.

Montanistik als Sprungbrett

Sein beruflicher Werdegang ließ zunächst freilich eine gänzlich andere Karriere erwarten. Nach einer soliden humanistischen Grundausbildung folgte das technisch fordernde Studium der Montanistik, das er zielstrebig bis zum Doktoratsabschluss - Dissertationsthema: "Energieeffizienz in Österreich" - verfolgte.

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Vielleicht auch aus dem Grund, weil er im Alter von 22 lange Arbeitswochen mit mehr als 60, 70 Stunden nicht als sonderlich erstrebenswert fand, schmunzelt Pulm. Zugleich hatte er mit den sehr interdisziplinären Inhalten des Studiums - und der Promotion im Bereich Energietechnik - alle Optionen offen. Auch die einer wissenschaftlichen Karriere. Das Herz schlug letztlich für einen Job, in dem sich technische mit betriebswirtschaftlichen Inhalten verbinden ließen - und in dem sich auch etwas von der Welt sehen ließe.

Reisefreudig

Peter Pulm startete im Wien-Büro des Strategieberatungshauses Beraters McKinsey. Dort begleitete er Klienten auf dem Weg der digitalen Transformation - für ein halbes Jahr auch in Australien. "Man muss die Bälle spielen, wie sie kommen", sagt Pulm. Vermehrt hatte er mit Klienten in den USA zu tun - an einem Freitagnachmittag kam der Anruf: Pulm könne nach New York wechseln - er solle sich die Sache in aller Ruhe bis Wochenbeginn überlegen - "no pressure".

Pulm sagte ja - er begleitete fortan Unternehmen der US-Finanzindustrie bei der Transformation und lernte die Handlungsspielräume im Beraterjob lieben. Seit fast fünf Jahren lebt und arbeitet Pulm nun in den USA. Vor anderthalb Jahren, dem Moment, als ein Google Recruiter an ihn herantrat, folgte für den Österreicher ein neuer Abschnitt: AI und Nachhaltigkeit - die Jobbeschreibung, bei Google mit Großkunden der Industrie im Cloudbereich in diesen Bereichen zu arbeiten, war für Pulm, der in einer Partnerschaft lebt, ein "perfect fit".

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Peter Pulm vor dem globalen Headquarter Googleplex in Mountain View, Kalifornien

"Keine spannenderen Jobs"

Auszug aus Pulms Argumentativum: Wer im Digitalbereich arbeiten will, findet keine spannenderen Jobs als jene bei Techgiganten. Hinzu kommt das Innovationstempo: Bei AI im speziellen würden sich in diesen Augenblicken "die Ereignisse überschlagen". Und dann gebe es natürlich weiche Faktoren. Statt einer Taktung per Arbeitszeiterfassung lebe Google outputorientiertes Arbeiten.

"Wer Ergebnisse aus dem Ferienhaus liefert, der werden keine Fragen gestellt werden", so Pulm, der parallel immer den Lead in zwei oder drei Projekten innehat. Arbeiten aus dem Ferienhaus? Pulm radelt bei Schönwetter lieber von seinem Apartmenthaus in Downtown Manhattan die zehn Minuten ins Google-Office am Chelsea Campus. Weitere Aktivitäten, ohne Anspruch auf Vollzähligkeit: Gym, Pickleball, entspannte Stunden im Brooklyn Bridge Park.

Peter Pulm, Senior Principal AI and Sustainability Industry Solutions, Google: Parallel zwei bis drei Projektleads - dazu Gym, Pickleball oder entspannte Stunden im Brooklyn Bridge Park