Papierverarbeitende Industrie in der Krise : Papier- und Kartonindustrie im Vorjahr mit massivem Absatzrückgang

Propak-Obmann Georg Dieter Fischer

Propak-Obmann Georg Dieter Fischer

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Das Jahr 2023 verlief für die papierverarbeitende Industrie äußerst schwierig. Der Absatz sank um 9,1 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen, die Exporte gingen noch stärker zurück, berichteten Vertreter des Fachverbandes Propak am Dienstag in Wien. Die Gründe dafür sind vielfältig: Einerseits werden immer noch Lagerbestände abgebaut, andererseits kämpft die heimische Industrie mit hohen Kosten. Propak-Obmann Georg Dieter Fischer ist für 2024 "sehr verhalten optimistisch", dass der Absatz wieder steigen könnte.

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Wirtschaftlich gesehen befindet sich die Branche in einem "sehr, sehr schwierigen Umfeld", das deutliche Auswirkungen auf die Mitglieder von Propak hat. Fischer betonte jedoch: "Die Propak-Industrie hat kein strukturelles Problem. Sie hat ein Problem mit den Märkten und den Rahmenbedingungen." Er fügte hinzu: "Wir sind resilient. Das hilft uns, einigermaßen unbeschadet durch Krisen zu kommen."

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Inflation als großes Problem

Ein großes Problem ist die hohe Inflation in Österreich, die über hohe Tarifabschlüsse die Arbeitskosten stark steigen ließ. In den letzten Jahren sind die Arbeitskosten in Österreich um 20 Prozent gestiegen, obwohl die verkaufte Menge zurückging, während sie in Deutschland nur um 12 Prozent zulegten, erklärte der stellvertretende Propak-Obmann Marko Bill Schuster. Etwa ein Viertel der Branchenausgaben entfallen auf Arbeitskosten, was die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt. Zusätzlich belasten neue gesetzliche Bestimmungen wie die Entwaldungsrichtlinie und das Lieferkettengesetz die Branche.

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Eine Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben ergab, dass zwei Drittel mit der aktuellen Lage "zurechtkommen", so Schuster. Ein Drittel jedoch denkt über Maßnahmen wie Outsourcing, Verlagerungen oder "Optimierungsmaßnahmen" nach. Im vergangenen Jahr hat die Branche zwei Prozent der Arbeitsplätze abgebaut und beschäftigte zuletzt 8.678 Menschen.

Während der Corona-Pandemie waren Papier- und Kartonprodukte besonders gefragt, was zu einem erheblichen Lageraufbau führte. Dieser "Corona-Spitz" ist inzwischen abgebaut, aber die Branche hat noch nicht die Verkaufszahlen erreicht, die vor der Pandemie üblich waren. Zuletzt wurden 2016 1,1 Millionen Tonnen verkauft. Zwei Drittel der Produktion gehen in den Export, davon mehr als die Hälfte nach Deutschland.

Bilanz-Pressegespräch der PROPAK-Industrie

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Preise konnten gehalten werden

Auch der Wert der verkauften Produkte fiel um 9,1 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. "Es ist den Unternehmen Gott sei Dank gelungen, einigermaßen die Preise zu halten", sagte Fischer. Wertmäßig gehen sogar 80 Prozent der Produktion in den Export, da nur höherpreisige Produkte die Transportkosten decken. Daher sanken die Exporte mengenmäßig um 10,7 Prozent, wertmäßig aber nur um 6,1 Prozent.

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Die Propak-Vertreter sind besonders stolz auf die Recycling-Quote von durchschnittlich 75 Prozent, in manchen Bereichen sogar über 90 Prozent. "Altpapier ist ein wertvoller Rohstoff, kein Abfall", betonte Propak-Geschäftsführer Martin Widermann. Papierfasern können "mindestens 25 Umläufe" durchlaufen und sind somit ein Mehrweg-Material.

Für das laufende Jahr prognostizierte Fischer einen Anstieg der Absatzmenge um ein bis zwei Prozent. Die Preise dürften dabei "flach bleiben", außer zur Weitergabe gestiegener Rohstoffpreise. Es gibt ausreichend Produktionskapazitäten, aber die Konkurrenz aus dem Ausland bei einer Importquote von 60 bis 65 Prozent macht Preiserhöhungen unwahrscheinlich.